Jay Kristoff – Nevernight: Die Prüfung

Hallo ihr Lieben, die meisten von euch lieben sicherlich Harry Potter, oder? Harry Potter führt uns in eine Welt voller Magie, mystischer Wesen und allerhand Abenteuer. Was würdet ihr sagen, wenn ihr mit dem Buch, das ich euch heute vorstelle, in eine ähnlich faszinierende Welt eintauchen dürft? Ich präsentiere euch das Harry Potter der Assassinen: Nevernight – Die Prüfung von Jay Kristoff.

Kurzbeschreibung

Mia Corvere verlor ihre Familie im Alter von sechs Jahren an die Regierung. Nach diesem Ereignis wird sie zu einem Kind der Schatten. Dies bedeutet, dass sie die Schatten um sich herum kontrollieren kann und eine Katze aus Schatten – Herr Freundlich genannt – ihre Ängste trinkt und mit ihr spricht. Mia wünscht sich nichts weiter als Rache und so gerät sie an einen alten Mann, der sie zur Assassine ausbildet. Um die Kunst des Tötens perfekt zu beherrschen, begibt sie sich auf den Weg zur roten Kirche – ein Orden für Assassinen. Dort muss sie sich Prüfungen stellen und lernt viel …

Dein Äußeres verändert nicht, wie du innerlich bist. Sie können dir hier zwar ein neues Gesicht geben, aber kein neues Herz. Egal was sie dir nehmen, das können sie nicht bekommen, es sei denn, du lässt es zu.

— S. 469

Meinung

Ich bin begeistert. Richtig begeistert, wie ich es schon lange nicht mehr war. Das Lesen des Buches liegt nun schon einige Wochen hinter mir und ich habe mich vor dem Schreiben der Rezension etwas gedrückt. Einfach weil ich das Gefühl habe, dass ich für dieses Buch kaum die richtigen Worte finden kann. Jay Kristoff überzeugt von der ersten Seite an und dem Leser wird sofort bewusst: Hier erwartet mich keine leichte Kost. Eine bittersüße Geschichte kommt auf mich zu und es wird einiges von mir verlangt.

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Mia, Tric & Co

Mia ist eine außergewöhnliche Protagonistin mit Ecken und Kanten. Sie ist unglaublich mutig, stark und furchtbar intelligent – dies merkt man besonders zum Ende des Romans hin, wo sie mich immer wieder überraschte. In ihr finden sich viele Emotionen, sie ist einerseits unsicher und voller Angst, aber gleichzeitig eine überaus selbstbewusste Frau, die weiß, wie der Hase läuft und was ihr langfristiges Ziel ist: Rache für ihre genommene Familie. Ihre Vergangenheit hat sie sehr geprägt und sie geht mit einer derben und sarkastischen Art durch ihr Leben.

Diese raue Art von Protagonistin, die so ganz anders ist als die typische zarte, graue Maus, die man in so vielen Romanen erlebt, hat mir klasse gefallen. Mia kann düster und brutal sein, sie nimmt kein Blatt vor den Mund und ich bewundere Jay Kristoff für diesen Charakter. Generell finde ich es großartig, wie er als männlicher Autor einer weiblichen Hauptfigur Charakter und Stimme verleiht. Das soll ihm erstmal einer nachmachen. Er hat mit Mia eine Figur erschaffen, die definitiv zu meinen liebsten Charakteren aller Zeiten gehört.

Bei ihren nächsten Worten hatte sie ihr Stilett gezogen und an jene Stelle gepresst, an der die meisten männlichen Probleme wurzeln, und ihr Lächeln wurde im gleichen Maße breiter, in dem sich seine Augen weiteten.

— S. 35

Was ist in Büchern genauso wichtig wie die Protagonisten? Genau, Nebenfiguren. Und Nebenfiguren gibt es in Nevernight allerhand. Was mir an ihnen besonders gefallen hat, war ihr Tiefgang. Die Figuren, denen Mia begegnet, sind alles andere als oberflächlich. Man weiß genau, wie Mia zu ihnen steht und was sie ausmacht. Na gut, was die Nebenfiguren ausmacht, stimmt so vielleicht nicht direkt, denn es scheint mir, als könnte jeder Charakter in Nevernight den Leser schockieren und überraschen. Was genau hinter der Oberfläche lodert, weiß wohl nur der Autor selbst, aber für mich steht fest, dass sämtliche Figuren erste Klasse sind. Allen voran natürlich Tric und die Nicht-Katze Herr Freundlich.

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Der Fantasie des Autors

… sind keine Grenzen gesetzt. Jay Kristoff hat eine einmalige Welt erschaffen, die so düster wie faszinierend ist. Drei Sonnen, die den Himmel über Gottesgrab erhellen und die Nacht nur an wenigen Tagen wirklich zur Nacht lassen werden. Mit Nevernight hält man als Leser einfach ein Buch in den Händen, das nicht so ist wie die meisten Büchern, die man derzeit in den Regalen der Buchhandlungen sieht. Dies betrifft das eben genannte Figurenspektrum gleichermaßen wie das Worldbuilding oder die Geschichte an sich.

Im Norden erhoben sich die Rippen viele hundert Fuß den rötlichen Wolken entgegen, und winzige Fenster ließen Licht in die Wohnungen, die in das uralte Gebein hineingeschlagen worden waren. Kanäle ergossen sich aus dem hohlen Rückgrat und zeichneten auf die Haut der Stadt Linienmuster, das den Netzen verrückter Spinnen glich.

— S. 15

Das Setting empfand ich zu Beginn ein wenig gewöhnungsbedürftig, einfach weil eine Stadt aus Gebein, in der es selten bis gar nicht dunkel wird und die von mehreren Sonnen erhellt wird, so außergewöhnlich ist. Dennoch fand ich es von Beginn an klasse. Jay Kristoff entführt Leser bei der Lektüre neben Gottesgrab auch noch in die Wüste, in die rote Kirche und allerhand anderer mystischer Orte. Was die Welt von Mia Corvere betrifft, ist Nevernight ein faszinierendes Leseerlebnis.

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Was ich auch als überaus gelungen empfand ist die generelle Abwechslung, die Jay Kristoff herstellt. Nevernight verbindet sämtliche Themen gekonnt, und so beschäftigen sich die Leser unter anderem mit Machtverhältnissen, Jugendlichen und ihre Probleme – erste Liebe, Freundschaft, Ehrgeiz – aber auch mit Magie. Alles in allem stellt dieser Roman eine hervorragende Mischung sämtlicher Themen dar, sodass es nie langweilig wird. Besonders gut hat mir hier Mias Alltag in der roten Kirche gefallen. Ich bekam beim Lesen immer wieder Harry Potter Vibes, was ich sehr genoss. Die Prüfungen, der Unterricht, die Freundschaften und der Hass untereinander. Hach, es wird einfach nicht langweilig in diesem Buch. Dafür sorgen auch die zahlreichen Wendungen in der Geschichte. Nevernight hat hin und wieder etwas Thrillerartiges an sich und wusste mich zu begeistern, zu schockieren und definitiv zu unterhalten.

Sie hörte den Hundewürger und seinen Freund hinter sich, wie sie brüllten und fluchten. Aber sie war flink und schnell und spürte eine verzweifelte Angst, die ihr Flügel verlieh.

— S. 77

Schreibstil

Hach ja, ich freue mich ja über jedes Buch, das grandios verfasst ist. Grandios trifft den Schreibstil von Jay Kristoff jedoch nicht mal ansatzweise. Meisterhaft? Erstrangig? Vollkommen? Das kommt der Sache schon nah. Jay Kristoff geht auf eine ganz eigene Weise mit Worten um und diese Art gefällt mir sehr. Er erzeugt nämlich eine ganz besondere Stimmung.

Die Diener wichen zurück, bis nur noch Mias Mutter dastand, eine einsame Gestalt inmitten des Meeres von Schnee und Blut. Hochgewachsen, schön und ganz allein.

— S. 45f

Manche Stellen sind hasserfüllt und wütend, manche sind erhaben und episch, manche lassen den Leser ganz klein und unbedeutend fühlen. Nevernight ist unfassbar sprachgewaltig. Manche Sätze möchte man direkt mehrere Male hintereinander lesen, weil sie so wunderschön klingen. Der Text ist voller Metaphern und bildhafter Vergleiche, was aus Nevernight ein erstklassiges Leseerlebnis macht.

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Eine Besonderheit in Nevernight sind die Fußnoten. Diese dienen dazu, dem Leser Hintergrundinformationen zur beschriebenen Welt zu verschaffen. Der Sprecher dieser Fußnoten ist ein ziemlicher Witzbold. Er ist sachlich und ernst, gleichzeitig aber auch sarkastisch und sympathisch. Die derbe Humorart von Nevernight hat mir ausgesprochen gut gefallen.

Ich stehe den Fußnoten dennoch etwas zwiegespalten gegenüber. Einerseits fand ich sie sehr hilfreich und amüsant zu lesen, andererseits waren mir manche viel zu detailliert. Einige der Fußnoten gingen über ganze Seiten, sodass ich mich im Fließtext erstmal wieder neu orientieren musste. Nichtsdestotrotz trugen sie maßgeblich zu dem einzigartigen Leseerlebnis bei und verliehen Nevernight zusätzlichen Tiefgang.

Ein Buch mit extremer Sogwirkung, das einen nicht mehr loslässt. Ein nicht vorhersehbarer Plot, starke Figuren und ein Schreibstil, der seinesgleichen sucht. Für mich ist Nevernight – Die Prüfung ein absolutes Lesehighlight.

Janika Zeilenwanderer Signatur

Eckdaten: Jay Kristoff – Nevernight: Die Prüfung – übersetzt von Kirsten Borchardt – TOR Verlag – 2017 – 704 Seiten – 22,99 €

Summary

Ich bin unglaublich dankbar, dass es Jay Kristoff gibt und er dieses Meisterwerk für uns Leser geschaffen hat. Lest es, Leute. Lest es.

— Janika
2 comments
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Comments

  • Ida

    Oktober 3, 2018 at 15:36
    Reply

    Oh wow! Jetzt bin ich noch mehr davon überzeugt, dass ich dieses Buch haben muss!

    • Janika
      to Ida

      Oktober 6, 2018 at 7:50
      Reply

      Liebe Ida, ja, du solltest es dir unbedingt einmal zulegen. Das Buch ist wirklich der Hammer! Ich bin total begeistert. Alles Liebe, Janika

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