Kendare Blake war mir bis vor Kurzem kein Name. Als ich Der schwarze Thron in der Buchhandlung meines Vertrauens in den Händen hielt und den Klappentext las, hatte ich zunächst keine hohen Erwartungen. Der erste willkürliche Satz hingegen, den ich las, berichtete wie man einer jungen Frau die Hand abschlug. Das mag nun etwas skurril klingen, aber dieser kleine Schocker veranlasste mich dazu, das Buch zu kaufen, da ich davon ausging, einige Überraschungen in diesem Werk zu finden – und ja, die Überraschungen blieben selten aus! Die Seiten flogen dahin und die drei Königinnen zogen mich voll und ganz in ihren Bann. Wenn ihr mehr wissen möchtet, lest doch weiter!
Kurzbeschreibung
Katharine, Arsinoe und Mirabella sind Drillinge. Drillinge, von denen jede den Anspruch auf den Thron der Insel Fennbirn hat. Der Haken: Um ihn zu bekommen, müssen sie sich gegenseitig umbringen, wobei ihnen ihre Fähigkeiten helfen. Katharine ist eine Giftmischerin, Arsinoe eine Naturbegabte und Mirabella eine Elementwandlerin. Als Kinder getrennt, treffen sie sich als 16-Jährige wieder und das tödliche Spiel um den Thron kann beginnen.
Meinung
Der schwarze Throne wird aus vielen Perspektiven erzählt. Dabei geht es nicht alleine um die Königinnen Arsinoe, Katharine und Mirabella, sondern auch um ihre Freunde und Familien. Der Schreibstil ist sehr flüssig und leicht, sodass die zahlreichen Perspektivwechsel kein Problem darstellen und man der Handlung stets gut folgen kann. Das Inselleben und die durchaus fremdartige Kultur von Fennbirn werden anschaulich erklärt, wodurch man wunderbar in dieser grausigen und zeitgleich faszinierenden Welt versinken kann.
Protagonisten als Perspektive
Der Nachteil der unterschiedlichen Erzählperspektiven ist, dass man als Leser vollkommen überfordert ist, sich für eine der Königinnen und somit den Tod der anderen zu entscheiden. Man weiß, dass sie sich gegenseitig bekämpfen und letzten Endes töten sollen, und die gefühlvollen Schilderungen und Einblicke in die Gedankenwelten der Schwestern stürzen Leser in ein Debakel.
Liest man ein Kapitel von Arsinoe, möchte man, dass Arsinoe ihre Schwestern besiegt und ist verliebt in ihre Treue zu ihren Freunden, wünscht sich selbst einen Familiaris – einen Seelengefährten in Form eines Tieres – herbei und schmunzelt bei Arsinoes stürmischen, teils unüberlegten Entscheidungen.
Liest man danach aber ein Kapitel der zierlichen, schwachen Katharine, fühlt man mit ihr mit und ist nicht mehr davon überzeugt, dass sie durch Arsinoes Hand sterben soll. Leser empfinden großes Mitleid für all die Qualen und Verluste, die Katharine erleidet und hoffen inständig, dass ihr Charakter sich weiterhin festigt, stärkt und sie sich endlich gegen die teils grotesken Spiele der Giftmischer durchsetzen kann.
Berichtet Mirabella dann im darauffolgenden Kapitel von ihren Eindrücken, ist man komplett durcheinander gebracht worden und das Schlamassel beginnt! Wird sie von Arsinoe und Katharine als verwöhntes Prinzesschen beschrieben und rechnen Leser dementsprechend mit einer verwöhnten jungen Dame, liegt man falsch. Mirabella ist die Stärkste der Schwestern und hat ein Herz aus Gold. Sie vermisst ihre Geschwister, und es ist ihr nicht wohl bei dem Gedanken, sie zu bekämpfen und sterben zu sehen. Alle drei Schwestern waren mir auf unterschiedliche Arten sympathisch und ich begann schnell zu hoffen, dass sie untereinander eine Lösung finden, um sich nicht gegenseitig bekämpfen zu müssen.
Nebenfiguren
Auch die vielen Nebencharaktere haben mir sehr gefallen – besonders Jules und ihr Berglöwe Camden! Und mal ganz ehrlich: Wie cool ist die Idee dahinter? Wer hätte nicht gerne einen zahmen, treuen Puma als Haustier?
Was bei Der schwarze Thron und den unterschiedlichen Perspektiven definitiv auffällt, ist die starke Präsenz weiblicher Charaktere und deren Rollen. Auf Fennbirn herrscht Frauenpower hoch zehn. Dort haben die Männer so gut wie gar nichts zu sagen und sämtliche hohe Positionen sind von Frauen besetzt. Die starke Abwesenheit von männlichen Charakteren und deren typischer Stärke gefällt mir ausgesprochen gut.
Schreibstil & Handlungsverlauf
Generell darf auch der Schreibstil der Autorin gelobt werden. Dieser ist, gerade für Fantasyromane, eher untypisch schlicht. Rechnet man mit malerischen Beschreibungen und poetischer Sprache, werden Leser bei Der schwarze Thron wohl enttäuscht sein. Hier lässt sich der Ausdruck vielmehr als flott und praktisch bezeichnen. Das hat mir aber sehr gut gefallen, da es quasi nie zum Stillstand kam. Ich sag’s euch: Habt ihr das Buch erst in euren Händen, werdet ihr es nicht mehr weglegen wollen. Es ist ein wahrer Pageturner! Hier folgt Spannung auf Spannung und Cliffhanger auf Cliffhanger und ich liebe es. Man fiebert auf jeder Seite mit, ist hin- und hergerissen zwischen den verschiedenen Charakteren und liebt alle gleichauf.
Einen dicken Minuspunkt gibt es von meiner Seite allerdings dennoch. Dies hat nichts mit der Geschichte an sich zu tun, sondern mit dem Verlag. Leider begegneten mir in meiner Ausgabe häufig falsche Silbentrennungen und Buchstabendreher. Mich persönlich stören diese Art Flüchtigkeitsfehler bei lektorierten Verlagsbücher sehr. Vor allem wenn sie derart oft vorkommen.
Eine absolute Leseempfehlung für Fans von spannenden Fantasyromanen ohne viel Liebe und dafür mit reichlich Action. Dieser Auftakt ist unglaublich packend und reißt jeden mit!
Eckdaten: Der schwarze Thron – Die Schwestern von Kendare Blake, übersetzt von Charlotte Lungstrass-Kapfer – penhaligon – 2017 – 444 Seiten – 14,99€ (ab 12 Jahren)