Ihr Lieben, heute ist es soweit und ich präsentiere euch mein Lesehighlight aus dem Monat März: Die Töchter von Ilian. Jenny-Mai Nuyen zählt seit meiner Jugend zu meinen liebsten Autoren überhaupt und die Tatsache, dass ein neues Buch von ihr erscheint, hat mich unglaublich glücklich gemacht. Ich liebe ihre Art Geschichten aufzubauen, den Figuren Leben einzuhauchen und wie ihre Bücher mich immer in ihren Bann gezogen haben. Nun durfte ich Die Töchter von Ilian lesen und kann euch sagen, dass mich Jenny-Mai Nuyens neuester Roman nicht enttäuscht hat – ganz im Gegenteil. Viel Spaß mit der Buchbesprechung.
Kurzbeschreibung
Die Protagonistin des Romans heißt Walgreta und hatte lange Zeit den Wunsch, eine Weise Frau zu werden. Als Weise Frau wäre sie eine geschätzte Magierin in den Tiefen der Wälder, doch das Schicksal hat anderes mit Walgreta vor. Sie trifft auf den Elfen Fayanú, mit dem sie gemeinsam viele Abenteuer plant. Diese Abenteuer sollen rund um die sagenumwobenen magischen Artefakte kreisen, von denen einige als verschollen gelten. Diese Artefakte bestimmen das Schicksal der Welt, und nun, wo unter den Völkern langsam Unruhen auftreten, würden sie in den richtigen Händen für viel Gutes sorgen – und in den schlechten für Grausamkeiten. Doch Walgretas und Fayanús Pläne werden durchkreuzt und sie müssen sich stattdessen anderen Herausforderungen stellen …
Am Ende handeln alle Geschichten von der Liebe und ihrem langen Schatten, der Angst. Jedenfalls behaupten das die Wandererzähler, wenn sie am Herdfeuer sitzen und unseren schlimmen Erinnerungen, der Nacht in unseren Herzen, einen guten Ausgang weissagen.
Meinung
Ich bin begeistert. Punkt. Eigentlich könnte ich die Buchbesprechung genau so lassen, denn dieser eine Satz fasst meine Meinung zu Die Töchter von Ilian gut zusammen. Ich bin schlichtweg begeistert, geradezu sprachlos und habe seit langem kein so gutes High Fantasy Buch wie dieses gelesen. Vor allem kein Buch, das mich so oft überrascht hat. Eines meiner Lieblingsbücher – wenn nicht sogar das Lieblingsbuch schlechthin – ist Der Kuss des Kjer von Lynn Raven. Die beiden Bücher unterscheiden sich sehr, aber sie haben eine Sache gemeinsam, die ich in Geschichten sehr schätze. Und zwar eine langsame und absolut nachvollziehbare Entwicklung sämtlicher Charaktere und Handlungsstränge. Es gibt kaum etwas, das ich in Büchern mehr schätze, und ich bin unglaublich froh, dass Die Töchter von Ilian zu diesen Schätzen gehört.
Der Schreibstil
Dass Jenny-Mai Nuyen schon lange zu meinen liebsten Autorinnen zählt, ist unter anderem ihrem Schreibstil geschuldet. Dieser kann nämlich ganz laut und ganz leise sein. Jenny-Mai Nuyen trifft stets den richtigen Ton, um eine bestimmte Stimmung zu erzeugen, und ihr Ausdruck hat etwas Episches an sich. Ich kann es wirklich nicht anders sagen. Jenny-Mai Nuyens Schreibstil ist episch und genau so, wie man ihn sich von einem High Fantasy Roman erhofft. Die Autorin beschreibt Menschen und Umgebung auf eine Art, dass man den Roman liest, als wäre man mittendrin. Man bereist mit Walgreta und Fayanú die verschiedenen Länder und erlebt all ihre Magie hautnah. Ich hatte beim Lesen das Gefühl, den Alltag hinter mir zu lassen und eine neue Welt zu betreten.
Erinnerungen sind etwas Merkwürdiges, nicht wahr? Sie sind wie Träume, in denen man ein anderer ist und merkwürdige Dinge tut. Manche sagen, unsere Erinnerungen machen uns zu denen, die wir sind. Aber Erinnerungen stellen nichts her, sie lösen nur auf. Sie sind wie Fäden, die aus uns herausgeribbelt werden, unaufhörlich, bis zum Tod.
Jenny-Mai Nuyen ist im Jahr 1988 geboren, also eine in meinen Augen relativ junge Autorin. Dies merkt man ihren Werken jedoch nie an, und Die Töchter von Ilian stellt in diesem Punkt keine Ausnahme dar. Es gibt Menschen, bei denen hat man das Gefühl, dass sie eine alte Seele in sich tragen. Dass sie viel weiser sind, als man sie vom Alter her einschätzen würde, und ich glaube, Jenny-Mai Nuyen ist so eine Seele. Ohne dass ich sie kennen würde, behaupte ich dies, weil ich es ihrer Sprache anmerke. Teilweise sind ihre Sätze so verflochten, dass ich sie mehrfach lesen musste, um den Sinn greifen zu können.
Die Töchter von Ilian ist anspruchsvolle Literatur, keine die man einfach mal eben zwischendurch liest, aber ich schätze das sehr. Und ich hoffe, dass die Fortsetzung zu Die Töchter von Ilian bald erscheint, denn ich vermisse Bücher aus dem Fantasy Bereich, die so grandios geschrieben sind wie die der Autorin. Es gibt einfach sehr wenige Menschen, die so schreiben können wie Jenny-Mai Nuyen.
Zu den Figuren
Die Töchter von Ilian umfasst eine Menge Figuren, und ich gebe ehrlich zu, dass mich dieses Figurenspektrum zu Beginn der Lektüre an der ein oder anderen Stelle überfordert hat. Ich konnte die Namen anfangs nicht recht zuordnen, zumal sehr viele Charaktere in einem verhältnismäßig raschem Abstand vorgestellt werden. Ein Glück gibt es in dem Buch eine Übersicht der verschiedenen Figuren, auf die ich regelmäßig zugegriffen habe. Dies hat sich aber nach den ersten hundert Seiten gelegt und nach und nach konnte ich mir hinter jedem Namen eine Person vorstellen.
Was ich an den Charakteren besonders schätze, ist ihre Menschlichkeit. Ich konnte das Handeln jeder Figur so gut nachvollziehen und obwohl jede Person ihre Ecken und Kanten hat, schloss ich sie doch alle ins Herz. Ich muss dazu sagen, dass die Kapitel des Romans aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt werden, und so lernen wir neben Walgreta und Fayanú auch das Innere von anderen Charakteren kennen. Und dieses Innere ist wirklich das Innere der Figuren. Kein Charakter bleibt oberflächlich und auch wenn manchmal Entscheidungen getroffen werden, die Lesende vielleicht nicht gut vorkommen, kann man dennoch verstehen, wieso sich der Charakter dafür entschieden hat.
Fayanú sah aus, als müsste er lachen. Doch er lachte nicht. »Du bist … verrückt. Ich schätze, das sind alle Träumer, die die Welt bewegen.«
Interessant finde ich auch die Entwicklung der einzelnen Figuren. Manch eine Person, die ich zu Beginn der Lektüre überhaupt nicht mochte, wurde zum Ende hin eine meiner Favoriten. Eine andere Figur konnte ich zum Schluss nicht mehr richtig einschätzen, und bei einer anderen Figur weiß ich mittlerweile nicht mehr, ob sie gut oder böse ist, dabei war ich fest davon überzeugt, dass diese Person eine der Guten ist. Jenny-Mai Nuyen spielt mit ihren Lesenden, und das habe ich beim Lesen wirklich sehr genossen. Ich frage mich auch, wie die Erzählung weitergeht und welche Personen neu dazukommen werden. Es wird – gerade zum Ende hin – die ein oder andere Andeutung gemacht, die ich sehr interessant finde. Eine Fortsetzung kann mit diesem Ende eigentlich auch nur grandios werden, und ich bin so unglaublich gespannt auf den weiteren Verlauf der Geschichte!
Zur Handlung
Allgemein kann ich nämlich sagen, dass die Handlung des Buches wunderbar ausgearbeitet ist – und vor allem klug ausgearbeitet. Ich hatte an mancher Stelle den Eindruck, dass sich die Handlung etwas zieht und langatmig wirkt, aber das war wirklich nur an manchen Stellen, und im Nachhinein habe ich wohl doch den Sinn der einzelnen Szenen verstanden.
Oder anders gesagt, ich habe verstanden, weshalb Jenny-Mai Nuyen sie einbaut. Jeder Absatz trägt zum großen Ganzen bei und dieses ist so ausgeklügelt, dass ich beim Lesen des Epilogs eine Gänsehaut bekommen habe. Eine Gänsehaut! Das passiert mir wirklich nicht oft beim Lesen, eher wenn ich Musik höre oder eine höchst dramatische Szene in einem Film sehe. Jenny-Mai Nuyen konnte mich zudem immer wieder überraschen. Jedes Mal, wenn ich dachte, dass die Handlung in eine gewisse Richtung abdriftet, wurde ich überrascht. Ich habe so viel nicht kommen sehen.
Ich hatte bereits erwähnt, dass Die Töchter von Ilian aus verschiedenen Perspektiven erzählt wird. Dies sorgt nicht nur dafür, dass man sich gut in die Figuren hineinversetzen kann, sondern auch dafür, dass die Handlung unglaublich komplex und facettenreich wird. In den seltensten Fällen reisen die Erzählfiguren zusammen, sodass sich Lesende mit beinahe jedem neuen Kapitel an einem anderen Ort befinden. Diese Abwechslung mochte ich sehr. Generell mochte ich das gesamte Setting, das Jenny-Mai Nuyen aufbaut. Das Land, die verschiedenen Völker, die Magie – ich habe der Autorin jedes Wort geglaubt.
Ein kleiner Gedankenkrümel
Manchmal fällt es mir schwer, meine Gedanken zu ordnen. Dass ich sie einem bestimmten Absatz zuordne und sie fest verorte. Daher kommt jetzt noch ein kleiner Gedankenkrümel für mein kleines Gedankenchaos. Wie ihr euch sicherlich denken könnt: Mir hat Die Töchter von Ilian unglaublich gut gefallen. Ich mochte die facettenreichen Figuren, ich mochte die abwechslungsreiche Handlung und ich mochte den Tiefgang der Geschichte. Eigentlich hat mir wirklich alles gut gefallen und ich kann nur betonen, dass ich wunderbare Lesestunden mit diesem Buch hatte.
Ich hoffe, dass eine Fortsetzung bald erscheint, denn nach diesem Ende muss ich wissen, wie es weiter geht. Und ich hoffe generell, dass es mehr Fantasybücher geben wird, die in die Richtung dieses Romans gehen. Einfach Bücher, die von der ersten bis zur letzten Seite gut durchdacht sind. Die einen den Alltag für kurze Zeit vergessen lassen, einen vollkommen mitreißen und die einen mit ihren Worten in den Bann ziehen. Für mich ist Die Töchter von Ilian ein absolutes Highlight.
Ich habe mein Highlight im Monat März gefunden. Schreibstil, Charaktere, Handlungsverlauf – ich habe Jenny-Mai Nuyen jedes Wort abgekauft und bin hin und weg. Die Töchter von Ilian ist Fantasy vom Feinsten.
Eckdaten: Jenny-Mai Nuyen – Die Töchter von Ilian – Fischer Tor Verlag – 2019 – 656 Seiten – 16,99 €
– Herzlichen Dank an den Fischer Tor Verlag für das Rezensionsexemplar –
Comments
Stella
Huhu Janika, ich habe jetzt nur mal überflogen, da ich das Buch noch vor mir habe, aber mich freut es einfach, dass es deinen Geschmack getroffen hat und ich bin guter Dinge dass es auch etwas für mich sein könnte :) Liebste Grüße, Stella
Janika
to Stella
Liebe Stella, ich bin schon ganz gespannt, was du dann zu dem Buch sagst und drücke die Daumen, dass es dir auch gut gefällt. Habe jetzt schon einige Stimmen gehört, die nicht ganz so begeistert gewesen sind, weil es sich in ihren Augen etwas zieht. Aber das empfindet ja jeder […] Read MoreLiebe Stella, ich bin schon ganz gespannt, was du dann zu dem Buch sagst und drücke die Daumen, dass es dir auch gut gefällt. Habe jetzt schon einige Stimmen gehört, die nicht ganz so begeistert gewesen sind, weil es sich in ihren Augen etwas zieht. Aber das empfindet ja jeder unterschiedlich :) Alles Liebe. Janika Read Less
Dorit
Auf jeden Fall ein sehr gutes Buch, habe es im Hotel Ötztal mit Genuss gelesen :)
Janika
to Dorit
Hey Dorit, da kann ich dir nur zustimmen. Mir hat das Buch auch sehr gut gefallen :)
Elizzy
Liebste Janika, das hört sich nach einer tollen Geschichte an :D danke für die Vorstellung des Buches :D ich werde es mir mal auf meine Wunschliste setzen :D
Janika
to Elizzy
Hallo meine Liebe, tu das gerne! Es ist Fantasy vom Feinsten :)
Ida
Liebste Janika, danke für diese tolle Rezension! Ich kann richtig gut nachvollziehen, warum das Buch ein absolutes Highlight für dich ist - und für mich steht es spätestens jetzt auf meiner Wunschliste. *-* Liebste Grüße, Ida
Janika
to Ida
Liebe Ida, vielen lieben Dank. Es freut mich sehr, dass dir meine Rezension so gut gefallen hat. Vielleicht zieht das Buch dann ja auch bald bei dir ein. Mich würd's freuen! Du schwimmst ja gerade auch ein wenig auf der High Fantasy Welle. Da passt das Buch ja gut rein! […] Read MoreLiebe Ida, vielen lieben Dank. Es freut mich sehr, dass dir meine Rezension so gut gefallen hat. Vielleicht zieht das Buch dann ja auch bald bei dir ein. Mich würd's freuen! Du schwimmst ja gerade auch ein wenig auf der High Fantasy Welle. Da passt das Buch ja gut rein! Alles Liebe. Janika Read Less
Sarah
DAs klingt ja echt nach einem tollen Buch und ich glaube, das wäre auch thematisch echt mein Ding. Habe es mir gleich mal notiert :) Liebe Grüße Sarah
Janika
to Sarah
Liebe Sarah, es freut mich sehr, dass dich meine Rezension auf das Buch neugierig machen konnte. Es ist wirklich ein ganz außergewöhnliches Buch, das ich nur empfehlen kann. Alles Liebe. Janika