Ihr Lieben, heute gibt es eine Rezension zu einem Buch, das erst vor wenigen Wochen erschienen ist. So früh bin ich in der Regel ja nicht allzu oft, aber bei Crave darf das gern anders sein, denn ich mochte es sehr gern und habe Redebedarf! Ich glaub, ich kriege es nicht hin, über Crave zu sprechen, ohne zu spoilern, daher fasst dies bitte als kleine Spoilerwarnung auf. Und nun viel Spaß beim Lesen des Beitrags.
Worum geht’s in Crave?
Nach dem Unfalltod ihrer Eltern verschlägt es Grace buchstäblich ins kalte Exil: die Wildnis von Alaska, wo ihr Onkel ein Internat leitet, in dem es nicht mit rechten Dingen zugeht. Und die Schüler sind nicht weniger mysteriös, allen voran Jaxon Vega, zu dem Grace sich auf unerklärliche Weise hingezogen fühlt – trotz aller Warnungen, dass sie in seiner Nähe nicht sicher ist. Doch Jaxon hat seinen Ruf nicht umsonst: Je näher sie und der unwiderstehliche Bad Boy einander kommen, desto größer wird die Gefahr für Grace. Offensichtlich hat jemand es auf sie abgesehen …
Was soll das? Jetzt mal im Ernst. Wann habe ich mich bitte in die Protagonistin eines dämlichen Young-Adult-Romans verwandelt? In das Klischee des Mädchens, das neu an eine Schule kommt und sich von der ersten Sekunde an in den heißesten, unerreichbarsten Bad Boy verliebt?
Wie hat mir Crave gefallen?
Crave hat 688 Seiten. Ein einziges Buch hat mehr Seiten als die letzten Bücher zusammen, die ich in den letzten Monaten gelesen habe, und dennoch habe ich Crave innerhalb weniger Tage beendet. Mir hat die Lektüre unglaublich viel Spaß gemacht, und für mich ist dieser Lesespaß tatsächlich der größte Pluspunkt des Romans: Du wirst gut unterhalten, musst schmunzeln und das ein oder andere Mal die Augen verdrehen.
Aber von vorn: Diese Geschichte handelt von Grace, deren Eltern gestorben sind und die nun nach Alaska zieht. Dort ist ihr Onkel Direktor eines Internats, das auch Grace fortan besuchen wird. Sie findet schnell Anschluss, da ihre Cousine Macy ebenfalls an dem Internat ist, aber generell zeigen einige Figuren Interesse an Grace.
Ich war echt überrascht, wie schnell die Geschichte ihren Lauf nimmt und sich ein Klischee ans nächste reiht. Ich habe mich im ersten Moment etwas überrumpelt gefühlt, aber ganz ehrlich? Wieso eigentlich nicht? Es hat mir so viel Spaß gemacht, die Geschichte mitsamt Klischees zu lesen, und ich glaube, Tracy Wolff spielt bewusst mit ihnen.
Keine zehn Minuten am Internat trifft Grace auf Jaxon, der ihr fortan nicht mehr aus dem Kopf gehen möchte und der … nun ja … nicht ganz menschlich ist. Wenn ihr euch das Cover anseht, zum Beispiel die Schrift, das Farbkonzept oder das willkürliche Motiv, das in der Mitte prangt. Erinnert euch das an etwas? Ich sehe es an und sehe Twilight. Und liebe Leute, ich sag’s euch: Ich steh auf Vampirromanzen. Es ist eine Art Guilty Pleasure. Ich habe damals Bis(s) geliebt – liebe die Reihe auch heute noch –, jetzt liebe ich Crave. Es gibt aber einen großen Unterschied zwischen den beiden Reihen, der nicht nur die Figuren, die generelle Handlung und den Weltenbau betrifft. Ich spreche von den beiden Autorinnen und wie sie an die Geschichten herangegangen sind.
Ausdruck
Ich werfe diese Behauptung jetzt einfach mal in den Raum: Wenn ich an Bis(s) denke, habe ich eine Autorin vor Augen, die jeden Satz bedacht und ernst schreibt. Wenn ich an Crave denke, habe ich eine Autorin vor Augen, die sich selbst auf die Schippe nimmt und bewusst mit Klischees spielt. Und liebe Leute, ich feiere es. Ich feiere es so sehr, glaube aber auch, das dies der Punkt ist, an dem die Meinungen stark auseinandergehen. Entweder man mag das Selbstironische oder man hasst es. Ich hab’s geliebt, es ist absolut mein Humor, und ich habe so oft lachen müssen. Richtig lachen! Beim Lesen! Das passiert mir wirklich selten.
Für Leser*innen ist es ziemlich offensichtlich, was für einer Spezies Jaxon angehört. Grace erfährt dies verhältnismäßig spät im Roman. Ich stehe dem zwiegespalten gegenüber. Einerseits war ich genervt davon, dass Grace es einfach nicht blickt, obwohl so viel offensichtlich ist – allein wie sämtliche Figuren mit ihr sprechen. Andererseits hatte ich dadurch so viele lustige Passagen wie beispielsweise folgenden SMS-Chat:
Ich
*knurr* Musst du immer so bissig sein?Jaxon
Du hast keine Ahnung, WIE bissig ich bin
Ja, ich weiß. Es ist schon etwas trashig, aber ist es nicht auch unfassbar amüsant? Ich liebe solch einen stumpfen Humor einfach. Ich glaube, die Frage ist, wie hoch die Chancen stehen, dass Leser*innen Crave mögen, wenn man für diese Wortwitze und Klischees nicht so viel übrig hat, denn Hand aufs Herz: Das Buch ist voll davon.
Doch Crave ist nicht nur eine lustige Geschichte, die mit Klischees spielt. Tracy Wolff kann richtig schön schreiben. Der Text liest sich angenehm und leicht, ich bin förmlich durch die Seiten geflogen. Der Klappentext beschreibt die Geschichte als mitreißend und genau so ist es. Das ist meiner Meinung nach auch maßgeblich dem – höhö – mitreißenden Schreibstil geschuldet. Gleichzeitig baut die Autorin einige schöne Formulierungen ein. Gerade die Umgebungsbeschreibungen, wenn Grace außerhalb des Schlosses in der Natur unterwegs gewesen ist, haben mir gefallen.
Diesmal besteht er nicht aus Nadel-, sondern aus hohen Laubbäumen, an deren kahlen, mit einer glitzernden Eisschicht überzogenen Ästen statt Blättern leise klirrende Eiszapfen hängen. Einen Moment lang bleibe ich stehen und bestaune die flirrenden regenbogenbunten Punkte, die das durch das vereiste Geäst fallende Sonnenlicht um meine Füße tanzen lässt.
Figuren
Grace und Jaxon treten als Hauptfiguren des Romans auf, und ich mochte beide sehr. Sie waren mir generell einfach sympathisch. Wie gesagt hat es mich etwas genervt, dass Grace für eine lange Zeit recht naiv durch das Internat läuft, aber es hat mich dann doch nicht so gestört, dass dies als großer Kritikpunkt aufgefasst werden sollte.
Grace ist die einzige Figur, von der ich mir ein wirklich umfangreiches Bild machen konnte. Nicht nur weil Crave aus ihrer Perspektive geschrieben ist, sondern weil ihre Perspektive es auch wirklich in sich hat. Es gibt viele innere Monologe und auch wenn ich diese interessant fand, waren sie mir an einigen Stellen zu lang. Dieses Buch hätte meiner Meinung nach gut funktioniert, wenn es einige Seiten kürzer wäre. Ich hätte gut und gerne auf den ein oder anderen inneren Monolog verzichten können. Aber hey, als Leserin wusste ich genau, wie Grace zu allem und jedem steht, und darüber möchte ich mich nicht beschweren.
Jaxon fand ich spannend und besonders zusammen habe ich die Figuren gemocht. Jaxon geht als Bad Boy durch, aber Grace ist unglaublich schlagfertig, sodass Leser*innen in den Genuss von zahlreichen amüsanten Dialogen kommen. Mir hat gefallen, wie sich Jaxon gibt, gerade weil Grace ihm auf Augenhöhe begegnet und mit ihm und seinen Sprüchen mithalten kann. Es ist eine tolle Chemie zwischen den beiden! Ich mochte auch Jaxons Humor sehr. Kleiner Spoiler für den restlichen Absatz: Er kennt Twilight und es gibt eine herrliche Szene dazu … Mir haben auch die letzten Kapitel sehr gefallen, die aus seiner Sicht geschrieben sind. Ich hätte mir sogar noch mehr Kapitel aus seiner Perspektive gewünscht.
Nebenfiguren
Die weiteren Figuren wie Lia, Macy, Flint und Graces Onkel fand ich leider etwas oberflächlich. Besonders Flint ist mir im Laufe der Geschichte ans Herz gewachsen und ich mochte ihn soo gern, dass er im nächsten Band ruhig präsenter auftreten darf. Ich hätte so gern mehr über ihn erfahren. Auch habe ich mein Herz ein wenig an Macy verloren, die purer Zucker ist. Aber auch hier: Ich möchte mehr Macy, damit ich ein tiefergehendes Bild von ihr habe. Aus ihrem Charakter kann man noch so viel rausholen und ich bin wirklich gespannt, was Tracy Wolff aus den Fortsetzungen macht.
Vielleicht sei hier betont, dass ich mir diesen Tiefgang vor allem in Bezug auf die Magie der verschiedenen Schüler*innen wünsche. Vampire sind nämlich nicht die einzige übernatürliche Spezies, aber irgendwie die einzige, über die man etwas mehr im Detail erfährt. Generell hatte ich beim Lesen oft den Film Hotel Transsilvanien vor Augen. Einfach von den Wesen und der generellen Atmosphäre her.
Handlung
Ich habe bereits in einem der ersten Absätze geschrieben, dass Crave nicht um den heißen Brei redet. Es geht wirklich flott zur Sache. Ich glaube, die erste Szene zwischen Jaxon und Grace, bei der die Funken fliegen, ist in einem der ersten drei Kapitel – und die Kapitel sind verdammt kurz.
Insgesamt gibt es ziemlich viel Drama in der Geschichte. Alles passiert Schlag auf Schlag. Ich bin hier ehrlich gesagt etwas unentschlossen, weil gerade die Figuren sehr intensiv innerhalb kürzester Zeit empfinden (wenn ich mich richtig erinnere, spielt sich die gesamte Handlung in nicht einmal zwei Wochen ab) und ich nicht soo der Fan von Instant Love bin. Andererseits ist es einfach unfassbar spannend und ich persönlich konnte das Buch nicht aus den Händen legen. Innerhalb von zwei Tagen hatte ich über dreihundert Seiten gelesen. Ich kann mich nicht erinnern, wann das das letzte Mal passiert ist.
Für mich hielt Crave einige Überraschungen parat. Gerade zum Schluss gab es einige Twists, die ich nicht habe kommen sehen. Ich muss auch ehrlich sagen, dass ich unsicher war, welche der Figuren ich als Antagonist*innen betrachten soll. Mich persönlich hat die Autorin da gut an der Nase herumgeführt, auch wenn es bei einer Figur sehr offensichtlich ist. Den Cliffhanger am Ende mochte ich ebenfalls!
Insgesamt bleibt mir nichts anderes zu sagen, als dass ich mich auf die Fortsetzung freue und mich teilweise wie in meine Teenagerjahre zurückversetzt gefühlt habe. Ich habe es geliebt.
Crave ist eine leichte Lektüre, die Humor, Spannung und viel Herzschlag verspricht. Ich bin durch die 688 Seiten nahezu geflogen und freue mich nun sehr auf die Fortsetzung.
Eckdaten: Tracy Wolff – Crave – dtv – 2021 – 688 Seiten – 20,00 €
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Comments
(Rezension) "Crave" - Katmere Academy Book #1 - Empire of Bookz
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„Crave“ von Tracy Wolff – Nicht noch ein Buchblog!
[…] Wie andere Leser das Buch fanden?Emkeyseven BooksFeder und EselohrPapierfliegerinZeilenwanderer […]
Tina
Hi Janika, Spaß dabei haben und die Story nicht so für voll nehmen - ähnlich hat es auch Jill von Letterheart ausgedrückt. Ich denke auch, man weiß hier, was man erwarten darf. Entweder man hat Lust drauf oder nicht. ich finds schon mal gut, dass die Autorin, die Klischees aufs Korn nimmt. Liebe […] Read MoreHi Janika, Spaß dabei haben und die Story nicht so für voll nehmen - ähnlich hat es auch Jill von Letterheart ausgedrückt. Ich denke auch, man weiß hier, was man erwarten darf. Entweder man hat Lust drauf oder nicht. ich finds schon mal gut, dass die Autorin, die Klischees aufs Korn nimmt. Liebe grüße Tina Read Less
Janika
to Tina
Liebe Tina, ganz genau so ist es. Ich glaube auch, es hat viel mit der Stimmung zu tun. Mir persönlich hat es absolut zugesagt, aber ich kann auch verstehen, dass man ein Buch wie »Crave« nicht jederzeit lesen kann. Alles Liebe. Janika