Ihr Lieben, heute habe ich eine Buchbesprechung für euch im Gepäck, die sich wohl etwas von meinen übrigen abheben wird. Einen wirklich klassischen Aufbau kann ich zu And The Ocean Was Our Sky nämlich nicht geben. Für dieses Buch bietet sich ein ausführlicher Gedankenkrümel an und den lasse ich mir nicht nehmen. In diesem Buch von Patrick Ness geht es nämlich um die Waljagd. Ein furchtbares und sehr blutiges Thema, was in dieser Geschichte deutlich dargestellt wird. Viel Spaß beim Lesen des Beitrags.
Meinung
Dieses Buch ist inspiriert von Moby Dick, allerdings gibt es einen gewaltigen Unterschied zu dem Klassiker. And The Ocean Was Our Sky wird nämlich aus der Perspektive der Wale erzählt, was ich sehr spannend finde. Eine gewisse Ähnlichkeit ist jedoch unverkennbar. Dies wird schon im ersten Satz der Lektüre deutlich. Moby Dick beginnt mit dem Satz »Call me Ishmael«, was wohl einer der berühmtesten ersten Sätze der Weltliteratur ist. And The Ocean Was Our Sky beginnt mit »Call me Bathsheba« (S. 7). Bathsheba ist der Wal, den wir in der Geschichte begleiten. Sie erzählt uns ihre Geschichte, die von Grausamkeiten geprägt ist.
I tool my broken heart (still beating, I can feel it even now) and hid it away inside myself, deep and geologic, like a volcanic vent, unseen but making the ocean around it boil. They would pay. There would never be enough of them to pay fully.
Bathsheba ist ein Lehrling bei Captain Alexandra. Gemeinsam mit Captain Alexandra und den zwei anderen Lehrlingen, Treasure und Willem, begeben wir uns mit Bathsheba auf die Jagd. Und sie jagen niemand Geringeren als Toby Wick, den gefürchteten Walfänger. Die Wale haben ihm ihrerseits den Krieg erklärt und können erst in Frieden leben, wenn sie Toby Wick getötet haben. Toby Wick ist auf einem großen Schiff mit weißem Bug unterwegs und der weiße Bug ist das bedeutendste Erkennungsmerkmal des Jägers – ganz genau wie Moby Dick als weißer Wal auffällt.
Auf der Suche nach Toby Wick begegnen die vier Wale anderen Walgruppen und tauschen sich stets mit neuesten Informationen aus, wo Toby Wick gesichtet wurde. Ihr seht, allzu unterschiedlich sind die beiden Werke nicht. Leider auch nicht in ihrer Schilderung der Grausamkeiten, die auf hoher See passieren. Captain Alexandra ist eine skrupellose Jägerin, die gefangene Menschen vollkommen ausbeutet und verarbeitet. Nun fragt ihr euch vielleicht, wie die Wale dies hinbekommen. Patrick Ness ist den Roman durchaus kreativ angegangen und so besitzen die Wale in der Erzählung, genau wie die Menschen, Harpunen und Schiffe. Dass sie genau die gleichen Mittel besitzen wie die Menschen, lässt sie umso brutaler werden.
Das Besondere des Buches
Der Schreibstil des Autors macht das Buch für mich wirklich herausragend. Ich habe abgesehen von And The Ocean Was Our Sky kein einziges Buch von Patrick Ness gelesen. Jedoch lassen mich sein Schreibstil als auch seine Kreativität das überdenken. Ich brauche mehr Bücher von Patrick Ness.
Er schreibt wirklich außergewöhnlich. Man könnte seinen Art des Schreibens schon poetisch nennen. Poetisch, melancholisch und ergreifend. Für mich ist sein Schreibstil wahre Kunst und ich wünschte, ich hätte ein Talent, das seinem auch nur ein bisschen ähneln würde. Nehmen wir zum Beispiel die drei folgenden Zitate. Einerseits führen sie die Melancholie des Buches auf, andererseits aber auch die Schönheit des Textes. Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich finde diese Sätze wunderschön.
And for a moment in the ocean, there was only blackness. We were alone. Even with ourselves. And whatever devils lurked, unseen.
But that was then. If you hear what I say and still wish yourself there, wish yourself a hero, wish yourself a hunter, then either I have failed in my telling or ou are a fool.
There had been no taunts, there had been no chase. There had only been fear and sorrow. He looked blearily out to me, and I could tell the depth of the shock that still addled his mind and body.
Rovina Cai
And The Ocean Was Our Sky ist also ein brutales Buch, in dem allerhand schaurige Dinge geschehen. Was mich daher ziemlich stutzig werden ließ, ist die kindliche Aufmachung des Buches. Die Schriftgröße beträgt mit Sicherheit 14 pt, der Zeilenabstand ist enorm und immer wieder wird der Text durch atemberaubende Illustrationen aufgebrochen.
Sagt euch der Name etwas, den ich in der Zwischenüberschrift genannt habe? Mir hat er bis vor Kurzem nichts gesagt. Mittlerweile steht er für eine meiner liebsten Künstlerinnen. Rovina Cai hat And The Ocean Was Our Sky nämlich illustriert und ihre Zeichnungen sind wunderschön geworden. Ich habe mich direkt verliebt, wirklich. Sie sind meist recht simpel, dennoch wirken sie gewaltig und das ist es, was ich an ihnen mag. Sie treffen die Szenen einfach perfekt und ich habe mich beim Lesen des Öfteren dabei erwischt, wie ich Seiten vorgeblättert habe, um mir schon einmal Rovinas Zeichnungen anzusehen. Allzu viel haben sie mich auch nicht gespoilert, da sie eben sehr simpel sind und man vieles erst in den richtigen Kontext bringen kann, nachdem man den Text gelesen hat. Ich mochte dieses Zusammenspiel unfassbar gerne.
Eine Empfehlung? Hm!
Ich habe mich lange mit der Frage beschäftigt, ob ich dieses Buch nun empfehlen kann oder nicht. Sicher bin ich mir noch nicht ganz. Die Illustrationen und der Schreibstil sind wunderschön und allein sie machen das Buch besonders. Allerdings spielen für mich mehr Faktoren in eine Buchempfehlung. Die Thematik hat mich beispielsweise oft sehr traurig gestimmt. Ich lese selten Bücher, in denen detailliert auf brutale Gegebenheiten eingegangen wird – hier ist es der Fall. Ich persönlich bin da einfach kein allzu großer Fan. Vermutlich lese ich deswegen auch so gut wie nie Thriller.
Weiterhin hätten wir die Langatmigkeit der Erzählung. Viele Szenen sind mir noch jetzt gut in Erinnerung und ich war beim Lesen wie gebannt. Hin und wieder gibt es allerdings auch Passagen eines ganz anderen Musters und ich habe oft gemerkt, dass ich etwas gelangweilt gewesen bin. And The Ocean Was Our Sky ist mit gerade mal 158 Seiten ziemlich kurz – ich habe das Buch an einem Stück beendet, was aufgrund der Illustrationen, des Zeilenabstandes und der Schriftgröße nicht schwierig war – und gerade weil es so kurz ist, finde ich es schade, dass es mich trotzdem langweilen konnte.
Moby Dick aus der Perspektive der Wale. Eine sehr bewegende Erzählung, die poetisch verfasst wurde, leider aber auch einige Längen hat.
Eckdaten: Patrick Ness – And The Ocean Was Our Sky – Walker Books Ltd. – 2018 – 158 Seiten – 8,43 €
Comments
Kate
Hallöchen, schade, dass dich das Buch nicht vollends begeistern konnte. Ich finde, die Idee klingt ziemlich verrückt und dadurch spannend. Aber so generell sprechen mich "Abenteuer"romane nicht so sehr an. Deine Rezension fand ich jedenfalls mal wieder richtig toll! Liebste Grüße, Kate
Janika
to Kate
Liebe Kate, die Idee ist wirklich verrückt und spannend und ich finde sie auch sehr gut umgesetzt. Es ist eher die Brutalität der Geschichte und ein wenig auch ihre Langatmigkeit, die mich nicht wirklich überzeugen konnten. Das Gute an dem Buch ist jedoch, dass es recht kurz ist. Vielleicht findest […] Read MoreLiebe Kate, die Idee ist wirklich verrückt und spannend und ich finde sie auch sehr gut umgesetzt. Es ist eher die Brutalität der Geschichte und ein wenig auch ihre Langatmigkeit, die mich nicht wirklich überzeugen konnten. Das Gute an dem Buch ist jedoch, dass es recht kurz ist. Vielleicht findest du es ja irgendwann einmal in einer Buchhandlung und kannst etwas in der Geschichte stöbern und dir ein eigenes Bild machen. Als »Abenteuerroman« würde ich das Buch auch nicht einkategorisieren, auch wenn es irgendwie passt. Irgendwie aber auch nicht. Mir würde allerdings auch kein anderes Genre einfallen, denn das Buch ist wirklich einzigartig. Alles Liebe. Janika Read Less
Ida
Liebste Janika, mein Gott sind diese Zitate schön! Bin direkt verliebt. Ich kann aber auch verstehen, wieso du hin- und hergerissen bist, das Buch zu empfehlen! So ähnlich ging es mir mit 'Die Stille meiner Worte'. Aber allein wegen der Illustrationen werde ich diesem Buch in einer Buchhandlung meines Vertrauens […] Read MoreLiebste Janika, mein Gott sind diese Zitate schön! Bin direkt verliebt. Ich kann aber auch verstehen, wieso du hin- und hergerissen bist, das Buch zu empfehlen! So ähnlich ging es mir mit 'Die Stille meiner Worte'. Aber allein wegen der Illustrationen werde ich diesem Buch in einer Buchhandlung meines Vertrauens mal einen Besuch abstatten und näher inspizieren. :D Danke für diesen beinahe-Tipp! Liebste Grüße, Ida Read Less
Janika
to Ida
Liebe Ida, ich habe beim Verfassen der Rezension tatsächlich an dich gedacht, weil ich mir schon dachte, dass dir das Buch vielleicht gefallen könnte! Ich muss jetzt langsam auch echt mal deine Rezension zu »Die Stille meiner Worte« lesen. Sie ist schon die ganze Zeit in einem Tab geöffnet, aber […] Read MoreLiebe Ida, ich habe beim Verfassen der Rezension tatsächlich an dich gedacht, weil ich mir schon dachte, dass dir das Buch vielleicht gefallen könnte! Ich muss jetzt langsam auch echt mal deine Rezension zu »Die Stille meiner Worte« lesen. Sie ist schon die ganze Zeit in einem Tab geöffnet, aber ich finde einfach nicht die Zeit. Heute aber! Alles Liebe. Janika Read Less
Nadine
Also ich muss sagen, die von dir ausgewählten Zitate und die Zeichnungen gefallen mir ausgesprochen gut und die Perspektive macht es natürlich zu etwas ganz besonderem! Danke dir für diese Entdeckung :)
Janika
to Nadine
Liebe Nadine, hach, das freut mich zu hören. Die Zitate und Zeichnungen sind wirklich etwas ganz Besonderes und die Perspektive ist echt einmalig. Ich habe noch nie eine Geschichte aus der Perspektive eines Wals gelesen, aber sie hat mir richtig gut gefallen. Vielleicht sollte ich öfter Bücher mit außergewöhnlichen Perspektiven […] Read MoreLiebe Nadine, hach, das freut mich zu hören. Die Zitate und Zeichnungen sind wirklich etwas ganz Besonderes und die Perspektive ist echt einmalig. Ich habe noch nie eine Geschichte aus der Perspektive eines Wals gelesen, aber sie hat mir richtig gut gefallen. Vielleicht sollte ich öfter Bücher mit außergewöhnlichen Perspektiven lesen :) Read Less
Stella
Hey Janika, genau wie du würde ich Patrick Ness´ Still als sehr poetisch beschreiben. Ich mochte "Sieben Minuten nach Mitternacht" auch sehr gerne von ihm. Die Geschichte war zwar auch bedrückend, aber durch diese Poesie auch irgendwie magisch und vor allem anregend. Mich reizt also auch die Geschichte […] Read MoreHey Janika, genau wie du würde ich Patrick Ness´ Still als sehr poetisch beschreiben. Ich mochte "Sieben Minuten nach Mitternacht" auch sehr gerne von ihm. Die Geschichte war zwar auch bedrückend, aber durch diese Poesie auch irgendwie magisch und vor allem anregend. Mich reizt also auch die Geschichte der Wale sehr und werde es mir auf jeden Fall noch zulegen. Eine tolle Review :) Liebste Grüße, Stella ♥ Read Less
Janika
to Stella
Liebe Stella, es freut mich sehr, dass dir »Sieben Minuten nach Mitternacht« gut gefallen hat, denn mit diesem Buch liebäugle ich auch schon eine ganze Weile. Vielleicht wandert es bald mal in meine Regale. Ich finde auch, dass diese bedrückende Stimmung und Melancholie ihren ganz eigenen Charme haben und wenn […] Read MoreLiebe Stella, es freut mich sehr, dass dir »Sieben Minuten nach Mitternacht« gut gefallen hat, denn mit diesem Buch liebäugle ich auch schon eine ganze Weile. Vielleicht wandert es bald mal in meine Regale. Ich finde auch, dass diese bedrückende Stimmung und Melancholie ihren ganz eigenen Charme haben und wenn man sich drauf einlässt, man einfach eine vollkommen einzigartige Geschichte hat. Alles Liebe. Janika Read Less