Dieser Sommer sollte ein Sommer voller Sommerlektüren werden. Bücher, die in mir richtige Sommerstimmung und große Gefühle hervorrufen. Die von Abenteuern berichten, die ich selbst gerne erleben möchte. So entschied ich mich auch für Der Brombeergarten von Cathy Bramley. Immerhin verspricht der Klappentext eine romantische Geschichte im Schrebergarten. Eine Geschichte, erfüllt von Festen, Freunden und unerwarteter Liebe. Schon mal vorneweg: Ich glaube, die Person, die den Klappentext verfasst hat, hat das Buch nicht gelesen. Lasst uns in dieser Rezension gemeinsam herausfinden, um was es in Der Brombeergarten tatsächlich geht.
Kurzbeschreibung
In Der Brombeergarten geht es um Tilly, die sich nach einem schweren Schicksalsschlag eine Parzelle in einem Schrebergarten mietet. Dort findet sie Anschluss in der Gärtner-Community und pflanzt allerlei Gemüse an. Eines Tages erreicht sie die Neuigkeit, dass eine berühmte Fernsehserie eine Episode über den Schrebergarten drehen möchte. Regie führt dabei der attraktive Aidan, für den sich Tilly schnell interessiert …
Es war ein Wunder, doch Parzelle 16B erwachte zu neuem Leben. Und als ich Gemmas Umarmung erwiderte, dämmerte mir, dass man dasselbe vielleicht auch von mir sagen könnte.
Meinung
Alles in allem ist Der Brombeergarten das, was ich mir von dem Buch erhofft habe: eine wirklich leichte Lektüre. Wir begleiten Tilly ein gesamtes Jahr durch den Schrebergarten und erleben mit ihr all die kleinen und großen Dramen, die so eine Community zu bieten hat. Turteleien, Probleme beim Gärtnern, Erfolge beim Gärtnern, Wettbewerbe, wer das schönste Gemüse gezogen hat, und und und. Das ist es eigentlich auch schon. Einen wirklichen roten Faden habe ich in Der Brombeergarten nicht erkannt, außer dass wir Tilly zwölf Monate durch ihren Garten begleiten. Tilly findet neue Freundschaften, erlebt allerlei witzige Gespräche und schräge Momente, die den Leser zum schmunzeln bringen und versucht bei alldem ihren Schicksalsschlag zu verarbeiten. Dann kommt das Fernsehteam in den Schrebergarten und sorgt für allerlei Aufruhr.
Ausdruck & Figuren
Der Schreibstil ist angenehm verfasst und durch ihn bekommen die unterschiedlichen Figuren schnell ein Gesicht. Ob Gemma, Charlie, Alf oder Aidan – jeder hat die ein oder andere Macke und kriegt einen außergewöhnlichen Charakter zugeschrieben. Alles in allem sind die Figuren liebevoll und erleichtern Tilly den Einstieg in die Gärtner-Community sehr. Sie begrüßen sie herzlich und freuen sich darüber, dass eine weitere Person zur Community dazugestoßen ist. Jeder steht ihr mit Rat und Tat zur Seite, sodass Tilly fleißig ihr Gemüse anbauen kann. Einzig und allein mit Charlie hatte ich dabei hin und wieder meine Schwierigkeiten. Mir persönlich war er nämlich ein wenig zu aufdringlich. Ich litt mit Tilly, schämte mich teilweise sogar ein wenig für sein Verhalten und hätte in der ein oder anderen Situation am liebsten mit ihr gemeinsam den Kopf eingezogen.
Tilly ist in meinen Augen eine runde Protagonistin. Das, was sie durchlebte, erfährt man als Leser relativ spät, sodass mir ihr Verhalten manchmal ein kleines Fragezeichen ins Gesicht zauberte. Wenn man weiß, was passiert ist, lässt sich aber über manch skurrile Situation – Tilly ist unglaublich nah am Wasser gebaut – hinwegsehen. Für eine Figur Ende Zwanzig sprach mir Tilly mitunter etwas zu gestochen. Vielleicht liegt es an meinem Umfeld, aber ich – die ja auch Ende Zwanzig ist – kenne glücklicherweise niemanden, der so herzlos spricht wie Tilly. Ihre Art zu sprechen und zu denken war mir nicht sympathisch.
Ich tat wie geheißen – war wohl besser so – und rasselte die Kurzversion meines CV herunter, bevor ich geübt das Thema auf meine neue Nachbarin lenkte.
Aufmachung
Ich rede nicht oft über die Aufmachung von Büchern, aber Der Brombeergarten hat es absolut verdient. Nicht nur das Cover spricht mich an, sondern auch der geriffelte Einband. Ich bin eine Person, die schon darauf achtet, dass ein Buch nicht vollkommen von Leserillen zerstört wird. Aber ich gehöre auch zu den Personen, die Leserillen nicht stören. Und so landen doch in den meisten gelesenen Büchern von mir einige Leserillen. Das ist okay, ich mag es, wenn Bücher gelesen aussehen. Der Brombeergarten weist zusätzlich zu der Riffelung eine außerordentliche Flexibilität auf. So entstanden selbst bei mir keine Leserillen, das finde ich auch mal super. Ich bin zudem ein großer Fan des Covers. Allgemein finde ich die Aufmachung einfach toll. Für mich ist das Buch ist ein absoluter Hingucker.
Erwartung versus Realität
Obstbäume, das Verkaufen von Marmeladen, Gartenfeste, die große Liebe – betrachten wir den Klappentext und das Cover des Buches, kommen einem genau diese Dinge in den Sinn. Immerhin werden sie auch erwähnt. Sie waren für mich sogar ausschlaggebend dafür, dass ich Der Brombeergarten unbedingt lesen wollte. Eine schöne sommerliche Liebesgeschichte, die mich vielleicht sogar ein wenig in meine Kindheit zurückversetzt – meine Großeltern hatten nämlich auch einen Schrebergarten, in dem ich als Kind oft zu Besuch war. Dies kam bedingt auch auf, aber das, was der Klappentext und das Cover versprechen, tritt einfach nicht ein. Die Liebesgeschichte findet eher am Rande statt und statt auf Kuchen, Obst und Marmeladen geht es um schöne Karotten, Bohnen und wie man am besten Unkraut jätet. Das ist auch vollkommen in Ordnung, aber ließ mich einfach etwas stutzig werden, da ich vollkommen andere Erwartungen hatte.
Dass auf den knapp fünfhundert Seiten quasi nichts passiert, außer Gartengespräche, Gemüse pflanzen und skandalöse Gespräche mit den Nachbarn, hat meine Erwartungen leider nicht immer erfüllt und ich erwischte mich – gerade zum Ende der Lektüre – öfter dabei, einige Absätze zu überspringen. Ich wusste leider, dass ich der Handlung dennoch perfekt folgen konnte, da nicht viel passieren würde. Der Brombeergarten ist ein seichter Schmöker, bei dem man wirklich abschalten kann. Eine Lektüre für zwischendurch.
Ein seichter Schmöker, der mit außergewöhnlichen Figuren und allerlei schrägen Momenten punkten kann. Perfekt für diejenigen, die wirklich abschalten wollen und selbst Erfahrungen im Schrebergarten haben. Vorsicht ist allerdings mit dem Klappentext geboten, da dieser eine vollkommen andere Geschichte verspricht.
Eckdaten: Cathy Bramley – Der Brombeergarten – übersetzt von Anke Kreutzer und Eberhard Kreutzer – Heyne Verlag – 2018 – 512 Seiten – 9,99 €
Meinen herzlichen Dank an den Heyne Verlag für das Bereitstellen dieses Leseexemplars.
Comments
Livia
Hallo liebe Janika Ich unterschreibe alles, was du hier nennst. Auch mir das Buch sehr gut gefallen, es war leicht zu lesen, liebevoll geschrieben und für mich zu vorhersehbar, aber das geht wohl jedem anders (ich vermutete von Anfang an, was Tiilly erlebt hatte) und die Aufmachung ist einfach ein Traum. […] Read MoreHallo liebe Janika Ich unterschreibe alles, was du hier nennst. Auch mir das Buch sehr gut gefallen, es war leicht zu lesen, liebevoll geschrieben und für mich zu vorhersehbar, aber das geht wohl jedem anders (ich vermutete von Anfang an, was Tiilly erlebt hatte) und die Aufmachung ist einfach ein Traum. Aber was wirklich störend war für mich: das Wort "Brombeere", geschweige denn "Brombeergarten" taucht kein einziges Mal im Buch auf. Es geht nicht um einen Garten mit süssem Obst, wie du sagst, aber dass nicht einmal die Titelgebende Brombeere erwähnt wird, oder in Tillys Garten vorkommt, das finde ich leider wirklich schwach... Alles Liebe dir Livia Read Less
Janika
to Livia
Liebe Livia, ja, genau so ist es. Im Nachhinein betrachtet finde ich auch, dass der Schreibstil zwar leicht zu lesen ist, aber auch sehr seltsam übersetzt wurde. Manchmal ist es einfach sehr unglücklich gelaufen :D Alles Liebe, Janika
Zeilentänzerin
Ich habe kürzlich "Wie Himbeeren im Sommer" von Bramley im Bus gefunden. Ganz witzig, dass ich jetzt deine Rezension dazu sehe. Ich kannte die Autorin vorher nicht. Schade, dass dir "Der Brombeergarten" nicht so zugesagt hat. Ich bin gespannt, wie es mir mit den Himbeeren geht =) Zeilentänzerin
Janika
to Zeilentänzerin
Hey, ach, das ist ja ein witziger Zufall, dass du ein Buch der Autorin im Bus gefunden hast! Ich bin auch gespannt, wie dir der Roman gefällt – ich finde es sehr schade, dass mir das Buch auch nicht sooo zugesagt hat. Alles Liebe, Janika