Cathy Bramley – Der Brombeergarten

Dieser Sommer sollte ein Sommer voller Sommer­lek­tü­ren werden. Bü­cher, die in mir rich­tige Sommer­stimmung und gro­ße Ge­füh­le hervor­ru­fen. Die von Aben­teu­ern be­rich­ten, die ich selbst gerne er­leben möch­te. So ent­schied ich mich auch für Der Brom­beer­gar­ten von Cathy Bramley. Immer­hin ver­spricht der Klappen­text eine ro­man­ti­sche Ge­schich­te im Schre­ber­gar­ten. Eine Ge­schich­te, er­füllt von Fes­ten, Freun­den und uner­war­te­ter Lie­be. Schon mal vorne­weg: Ich glaube, die Person, die den Klappen­text ver­fasst hat, hat das Buch nicht ge­le­sen. Lasst uns in dieser Rezen­sion ge­mein­sam he­raus­fin­den, um was es in Der Brom­beer­garten tat­säch­lich geht.

Kurzbeschreibung

In Der Brom­beer­garten geht es um Tilly, die sich nach einem schwe­ren Schick­sals­schlag eine Par­zelle in einem Schre­ber­gar­ten mie­tet. Dort fin­det sie An­schluss in der Gärtner-Commu­nity und pflanzt allerlei Ge­mü­se an. Eines Tages erreicht sie die Neuig­keit, dass eine be­rühmte Fern­seh­serie eine Epi­sode über den Schre­ber­gar­ten dre­hen möch­te. Regie führt dabei der attrak­tive Aidan, für den sich Tilly schnell interessiert …

Es war ein Wunder, doch Parzelle 16B erwachte zu neuem Leben. Und als ich Gemmas Umarmung erwiderte, dämmerte mir, dass man dasselbe vielleicht auch von mir sagen könnte.

— S. 88

Meinung

Alles in allem ist Der Brom­beer­garten das, was ich mir von dem Buch er­hofft habe: eine wirk­lich leich­te Lek­türe. Wir beglei­ten Tilly ein ge­sam­tes Jahr durch den Schre­ber­garten und er­le­ben mit ihr all die klei­nen und gro­ßen Dramen, die so eine Commu­nity zu bie­ten hat. Tur­te­lei­en, Proble­me beim Gärtnern, Er­fol­ge beim Gärtnern, Wett­be­wer­be, wer das schönste Gemü­se gezo­gen hat, und und und. Das ist es eigent­lich auch schon. Einen wirk­li­chen roten Faden habe ich in Der Brom­beer­garten nicht er­kannt, außer dass wir Tilly zwölf Monate durch ihren Garten be­glei­ten. Tilly fin­det neue Freund­schaf­ten, er­lebt aller­lei witzige Ge­sprä­che und schräge Momen­te, die den Leser zum schmun­zeln bringen und ver­sucht bei all­dem ihren Schick­sals­schlag zu verarbeiten. Dann kommt das Fern­seh­team in den Schre­ber­gar­ten und sorgt für aller­lei Auf­ruhr. 

der brombeergarten rezension

Ausdruck & Figuren

Der Schreib­stil ist ange­nehm ver­fasst und durch ihn bekommen die unter­schied­lichen Figu­ren schnell ein Ge­sicht. Ob Gemma, Charlie, Alf oder Aidan – jeder hat die ein oder an­dere Macke und kriegt einen außer­ge­wöhn­li­chen Cha­rakter zu­ge­schrie­ben. Alles in allem sind die Figu­ren liebe­voll und er­leich­tern Tilly den Ein­stieg in die Gärtner-Community sehr. Sie begrüßen sie herz­lich und freuen sich darü­ber, dass eine wei­tere Person zur Commu­nity dazu­ge­sto­ßen ist. Jeder steht ihr mit Rat und Tat zur Seite, so­dass Tilly flei­ßig ihr Gemü­se anbau­en kann. Einzig und allein mit Charlie hatte ich dabei hin und wieder mei­ne Schwierig­kei­ten. Mir persön­lich war er näm­lich ein wenig zu auf­dring­lich. Ich litt mit Tilly, schäm­te mich teil­weise sogar ein wenig für sein Ver­hal­ten und hätte in der ein oder an­deren Situ­a­tion am liebs­ten mit ihr gemein­sam den Kopf ein­gezogen.

Tilly ist in meinen Augen eine runde Prota­gonis­tin. Das, was sie durch­lebte, er­fährt man als Leser rela­tiv spät, so­dass mir ihr Ver­hal­ten manch­mal ein kleines Frage­zei­chen ins Ge­sicht zau­berte. Wenn man weiß, was passiert ist, lässt sich aber über manch skurri­le Situ­ation – Tilly ist un­glaub­lich nah am Wasser ge­baut – hin­weg­sehen. Für eine Fi­gur Ende Zwan­zig sprach mir Tilly mit­unter etwas zu gesto­chen. Vielleicht liegt es an meinem Um­feld, aber ich – die ja auch Ende Zwan­zig ist – kenne glück­licher­weise nie­man­den, der so herz­los spricht wie Tilly. Ihre Art zu spre­chen und zu denken war mir nicht sym­pathisch. 

Ich tat wie geheißen – war wohl besser so – und rasselte die Kurzversion meines CV herunter, bevor ich geübt das Thema auf meine neue Nachbarin lenkte.

— S. 28

Aufmachung

Ich rede nicht oft über die Auf­machung von Bü­chern, aber Der Brom­beer­garten hat es ab­so­lut ver­dient. Nicht nur das Cover spricht mich an, sondern auch der ge­riffel­te Ein­band. Ich bin eine Per­son, die schon da­rauf ach­tet, dass ein Buch nicht voll­kommen von Lese­rillen zer­stört wird. Aber ich ge­höre auch zu den Per­sonen, die Lese­rillen nicht stören. Und so lan­den doch in den meis­ten gele­senen Bü­chern von mir einige Lese­rillen. Das ist okay, ich mag es, wenn Bücher ge­lesen aus­sehen. Der Brom­beer­gar­ten weist zu­sätz­lich zu der Riffe­lung eine außer­or­dent­li­che Fle­xi­bili­tät auf. So ent­stan­den selbst bei mir keine Lese­rillen, das finde ich auch mal super. Ich bin zu­dem ein großer Fan des Covers. All­ge­mein finde ich die Auf­ma­chung einfach toll. Für mich ist das Buch ist ein ab­solu­ter Hin­gucker.

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Erwartung versus Realität

Obstbäume, das Ver­kau­fen von Mar­mela­den, Gar­ten­fes­te, die große Liebe – be­trach­ten wir den Klappen­text und das Cover des Buches, kommen einem ge­nau diese Dinge in den Sinn. Immer­hin wer­den sie auch er­wähnt. Sie waren für mich sogar aus­schlag­ge­bend da­für, dass ich Der Brom­beer­gar­ten unbe­dingt lesen wollte. Eine schöne sommer­li­che Liebes­ge­schich­te, die mich vielleicht sogar ein wenig in meine Kind­heit zu­rück­ver­setzt – meine Groß­el­tern hatten näm­lich auch einen Schre­ber­gar­ten, in dem ich als Kind oft zu Be­such war. Dies kam be­dingt auch auf, aber das, was der Klappen­text und das Cover ver­spre­chen, tritt einfach nicht ein. Die Lie­bes­ge­schich­te findet eher am Rande statt und statt auf Kuchen, Obst und Mar­mela­den geht es um schöne Ka­rotten, Bohnen und wie man am bes­ten Un­kraut jätet. Das ist auch voll­kommen in Ord­nung, aber ließ mich einfach etwas stutzig werden, da ich voll­kommen andere Er­war­tun­gen hatte.

Dass auf den knapp fünf­hundert Sei­ten quasi nichts passiert, außer Gar­ten­gesprä­che, Gemüse pflan­zen und skan­dalö­se Ge­sprä­che mit den Nach­barn, hat meine Er­war­tun­gen leider nicht immer er­füllt und ich er­wisch­te mich – gerade zum Ende der Lek­türe – öfter dabei, einige Ab­sätze zu über­sprin­gen. Ich wusste leider, dass ich der Hand­lung dennoch per­fekt folgen konnte, da nicht viel passie­ren würde. Der Brom­beer­garten ist ein seichter Schmö­ker, bei dem man wirk­lich ab­schal­ten kann. Eine Lektüre für zwischen­durch. 

Ein seichter Schmöker, der mit außergewöhnlichen Figuren und allerlei schrägen Momenten punkten kann. Perfekt für diejenigen, die wirklich abschalten wollen und selbst Erfahrungen im Schrebergarten haben. Vorsicht ist allerdings mit dem Klappentext geboten, da dieser eine vollkommen andere Geschichte verspricht.

Janika Zeilenwanderer Signatur

Eckdaten: Cathy Bramley – Der Brombeergarten – übersetzt von Anke Kreutzer und Eberhard Kreutzer – Heyne Verlag – 2018 – 512 Seiten – 9,99 €

Meinen herzlichen Dank an den Heyne Verlag für das Bereitstellen dieses Leseexemplars.

Summary

Um »Der Brombeergarten« mehr Punkte zu geben, hätte ich mir mehr Tiefgang gewünscht und auch mehr von dem, was der Klappentext enthält. Mir war das Buch zu vorhersehbar und seicht.

— Janika
4 comments
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Comments

  • Livia

    Oktober 2, 2018 at 0:06
    Reply

    Hallo liebe Janika Ich unterschreibe alles, was du hier nennst. Auch mir das Buch sehr gut gefallen, es war leicht zu lesen, liebevoll geschrieben und für mich zu vorhersehbar, aber das geht wohl jedem anders (ich vermutete von Anfang an, was Tiilly erlebt hatte) und die Aufmachung ist einfach ein Traum. […] Read MoreHallo liebe Janika Ich unterschreibe alles, was du hier nennst. Auch mir das Buch sehr gut gefallen, es war leicht zu lesen, liebevoll geschrieben und für mich zu vorhersehbar, aber das geht wohl jedem anders (ich vermutete von Anfang an, was Tiilly erlebt hatte) und die Aufmachung ist einfach ein Traum. Aber was wirklich störend war für mich: das Wort "Brombeere", geschweige denn "Brombeergarten" taucht kein einziges Mal im Buch auf. Es geht nicht um einen Garten mit süssem Obst, wie du sagst, aber dass nicht einmal die Titelgebende Brombeere erwähnt wird, oder in Tillys Garten vorkommt, das finde ich leider wirklich schwach... Alles Liebe dir Livia Read Less

    • Janika
      to Livia

      Oktober 6, 2018 at 7:52
      Reply

      Liebe Livia, ja, genau so ist es. Im Nachhinein betrachtet finde ich auch, dass der Schreibstil zwar leicht zu lesen ist, aber auch sehr seltsam übersetzt wurde. Manchmal ist es einfach sehr unglücklich gelaufen :D Alles Liebe, Janika

  • Zeilentänzerin

    August 24, 2018 at 17:58
    Reply

    Ich habe kürzlich "Wie Himbeeren im Sommer" von Bramley im Bus gefunden. Ganz witzig, dass ich jetzt deine Rezension dazu sehe. Ich kannte die Autorin vorher nicht. Schade, dass dir "Der Brombeergarten" nicht so zugesagt hat. Ich bin gespannt, wie es mir mit den Himbeeren geht =) Zeilentänzerin

    • Janika
      to Zeilentänzerin

      August 27, 2018 at 18:31
      Reply

      Hey, ach, das ist ja ein witziger Zufall, dass du ein Buch der Autorin im Bus gefunden hast! Ich bin auch gespannt, wie dir der Roman gefällt – ich finde es sehr schade, dass mir das Buch auch nicht sooo zugesagt hat. Alles Liebe, Janika

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