Nachdem im Mai 2017 Sarah J. Maas’ beliebte Reihe mit A Court of Wings and Ruin ein Ende nahm, setzt die Autorin nun einen obendrauf. Nein, nicht einen! Abschließend zur Reihe veröffentlicht sie noch Novellen, die sich mit unseren Lieblingen des Night Court beschäftigen. Nun, nach einem Jahr des Wartens, ist die erste Novelle erschienen und ich beende sie zufrieden, aber mit einigen kleinen Mankos. Viel Spaß mit meiner Rezension zu A Court of Frost and Starlight.
Kurzbeschreibung
Feyre, Rhys und Co haben den Krieg gewonnen. Doch das bedeutet nicht, dass das Leben in Velaris frohen Mutes weitergeht. Die traumatischen Ereignisse des Krieges haben alle geprägt und so versucht jeder einzelne Charakter seinen Weg zu finden, um das Erlebte aufzuarbeiten. In dieser Novelle begleiten wir Feyre und Rhys durch ihren Alltag in Velaris – beim Wiederaufbau der Stadt, beim Regeln der politischen Ordnung und bei der Konfrontation mit ihren eigenen tiefgehenden Problemen.
»You were born on the longest night of the year.« His fingers again stroked down my back. Lower. »You were meant to be at my side from the very beginning.«
Meinung
Auf den Erscheinungstermin von A Court of Frost and Starlight freute ich mich seit über einem Jahr sehr. Ich fieberte ihm nahezu entgegen. Endlich sollte es weitergehen mit der Geschichte von Feyre und Rhys. Ich sehnte mich nach der Rückkehr nach Prythian und dem fantastischen Schreibstil der Autorin. Dennoch habe ich die Novelle mit gemischten Gefühlen beendet und ich sage euch gerne wieso. Aber zuerst einmal zu den positiven Aspekten.
Erzählperspektiven
A Court of Frost and Starlight wird aus der Sicht von Feyre und Rhys berichtet. Dies genoss ich unglaublich, da die zwei sehr unterschiedlich in ihren Erzählstimmen sind und sich mit jeweils anderen Dingen auseinandersetzen. So bekommt die Novelle frischen Wind und bietet Leser:innen Abwechslung. Einzig und allein die gegenseitige Liebe ist die Schnittstelle im Erzählstrang. Dass sie sich tagsüber vermissen, wenn sie unterschiedlichen Aktivitäten nachgehen oder sich wünschen, mehr Zeit miteinander zu verbringen, als sich mit dem politischen Wiederaufbau von Velaris und dem Rest Prythians zu beschäftigen. Gedanken, die wir wohl alle in einer ähnlichen Form kennen, denn wer von uns würde nicht am liebsten den Tag ganz sorglos mit seinem Herzensmenschen verbringen? Hin und wieder wird auch aus den Perspektiven von Cassian und Nesta berichtet, was mir gut gefallen hat.
Handlung
Die Handlung selbst ist natürlich nicht so gewaltig wie in den vorigen Bänden, die ja richtige Wälzer sind. Dieses Büchlein umfasst knappe zweihundert Seiten und dementsprechend wenig passiert auch. Ich mochte das aber sehr. Wir begleiten Feyre und Rhys durch ihren Alltag und die Geschichte ist geprägt von einer angenehmen Sanftheit. Trotz leichtem Chaos und Aufbauarbeiten ist eine Grundruhe und -harmonie in der Novelle vorzufinden. Dabei geht es hauptsächlich darum, wie Feyre und Rhys den Krieg verarbeiten.
Feyre hat beispielsweise oft mit sich selbst und ihrem Wohlstand zu kämpfen. Sie findet es ungerecht, dass sie als High Lady viele Privilegien hat und selbst nur wenige Familienangehörige und Freund:innen im Krieg verlor, während das Leid ihres Volkes so groß ist. Rhys hingegen kämpft immer noch gegen den dominanten Court of Nightmares an und muss mit Cassian gemeinsam überlegen, wie sie die Vereinbarungen, die sie während des Krieges geschlossen haben, umsetzen.
Gleichzeitig geht es natürlich um Solstice – ein Fest, das mich ein wenig an Weihnachten erinnert. Man verbringt die Zeit mit seinen Liebsten, beschenkt sich und ist dankbar. Feyre und Rhys organisieren die Festlichkeit und setzen sich dabei mit dem ein oder anderen familiären Problem auseinander. Denn nur weil der Krieg vorbei ist, bedeutet das nicht, dass alle friedlich und in Harmonie leben. So ist Nesta quasi als schwarzes Schaf der Familie zu betrachten. Feyre und Elain versuchen stets ihre Schwester mehr in den Alltag zu integrieren und sie in der Familie willkommen zu heißen. Doch das ist schwieriger als gedacht, wenn Nesta offenbar nicht das geringste Interesse hat, Teil der Familie zu werden.
Verzaubertes Velaris
Ihr merkt: Eine wirklich große Problematik oder Krise muss nicht überwunden werden. Dementsprechend leicht liest sich die Novelle auch. Es ist schlichtweg eine entspannte Schilderung des Alltags. Ich kann mir vorstellen, dass viele Leser:innen dies langweilig finden. Mir hat es aber wirklich Spaß gemacht. Einfach weil es so selbstverständlich und angenehm zu lesen ist. Man muss sich keine Sorgen um die Figuren machen, wird nicht von schockierenden Kehrtwendungen überrascht und betrauert keine verstorbenen Figuren. Als Leser:in lässt man sich von Velaris und dem ruhigen Plot verzaubern und genießt einfach ein paar angenehme Lesestunden. Für mich war A Court of Frost and Starlight die perfekte Lektüre für die ersten warmen Maitage, die ich entspannt auf der Terrasse verbringen durfte.
»Dangerous words, Rhysand,« Amren warned, strutting through the door, nearly swallowed up by the enormous white fur coat she wore. Only her chin-length dark hair and solid silver eyes were visible above the collar. She looked– »You look like an angry snowball,« Cassian said.
Feyre & Rhys
Der Fokus dieser Novelle liegt ganz eindeutig auf Feyre und Rhys, damit ihre Geschichte abgeschlossen wird. Ich liebe die beiden Figuren auch sehr, allerdings habe ich den Biss und die freche Art der beiden beim Lesen vermisst. Besonders in A Court of Mist and Fury lernen Leser:innen die unbeschwerte und zügellose Art von Rhys kennen. Er stellt Feyre Herausforderungen, ermutigt sie zu Dingen, die sie selbst für unmöglich hält und die Dialoge zwischen den beiden sind einfach zum Niederknien. Diese Eigenschaften fehlten mir schon in A Court of Wings and Ruin und in A Court of Frost and Starlight fehlen sie mir noch mehr.
Wie Yvonne in ihrer Rezension zum dritten Teil der Reihe richtig feststellt: Rhys ist zum weißen Ritter mutiert, der zu allem »Ja und Amen« sagt. Seine impulsive und etwas unverschämte Art habe ich unglaublich vermisst. Ja, auch er hat mit den traumatischen Erlebnissen der letzten Jahre zu kämpfen und muss vieles aufarbeiten, doch seitdem er mit Feyre verheiratet ist, wirkt es so, als sei er zu einem richtigen Softie mutiert. Mir persönlich war der alte Rhys, wenn man seine Art so nennen kann, lieber.
Nebenfiguren
Was ich beim Lesen sehr genoss, waren die Momente, in denen sich der Inner Circle sammelt und gemeinsam Zeit verbringt. Besonders über Stellen mit Azriel, Lucien und Elain habe ich mich gefreut und ich hoffe, dass wir in den zukünftigen Novellen noch mehr Zeit mit ihnen verbringen werden. Selbstverständlich sind auch Mor, Amren, Cassian und Nesta wieder mit von der Partie. Jede bekannte Figur hat den ein oder anderen Moment in A Court of Frost and Starlight und ich fand es schön, ihnen wieder zu begegnen.
Doch wir treffen in A Court of Frost and Starlight nicht nur auf bekannte Figuren. Es kommen auch einige neue dazu, wie beispielsweise Ressina, die wie Feyre Künstlerin ist. Ressina ist eine unglaublich interessante Figur und in meinen Augen durchweg gelungen. Ich mochte sie sehr und hätte mir gewünscht, dass sie und Feyre noch ein wenig mehr Zeit miteinander verbringen. Aber wer weiß, vielleicht kommt das ja noch.
Ausdruck
Den Ausdruck habe ich bei diesem Band jedoch zu bemängeln. Im ersten und zweiten Band hat Sarah J. Maas nämlich eine Sache gemacht, die sich in Band drei und vier verändert hat: Dass die Figuren sich mit Namen ansprechen. Sarah J. Maas schreibt wundervoll. Ich liebe ihren Schreibstil, da er so majestätisch und bewegend ist. Ich kann mich immer in die Figuren hineinversetzen, jeder Charakter hat eine individuelle Stimme und das gesamte Setting, inklusive Charaktere, wird anschaulich beschrieben. Allerdings ist mir ein Wort in dieser Novelle (und auch schon bei A Court of Wings and Ruin) negativ aufgestoßen: Mate.
Dieses Wort benutzt die Autorin so unglaublich oft, um Rhys oder Feyre zu erwähnen und ich persönlich fand es schlichtweg übertrieben. Mir hätte es mehr zugesagt, wenn man die Namen benutzt, als immer zu betonen, dass die zwei Seelenverwandte sind. Ich konnte es irgendwann einfach nicht mehr lesen und musste ständig die Augen verdrehen. Ich verstehe, dass man Mate wunderbar einbauen kann, um beim Ausdruck zu variieren, allerdings war es für meinen Geschmack viel zu viel.
Der Teaser
A Court of Frost and Starlight soll nicht die einzige Novelle bleiben, die sich mit den Figuren aus der Reihe beschäftigt. Allerdings soll es die letzte sein, die Feyre und Rhys als Protagonisten hat. In den kommenden Novellen geht es um die übrigen Mitglieder des Inner Circle. Am Ende von A Court of Frost and Starlight gibt es einen Teaser, auf den ich nun kurz eingehen möchte. Daher hier eine kleine Spoilerwarnung für diejenigen, die nichts zur nächsten Novelle wissen möchten.
Zuallererst: Ich habe mich sehr über den Teaser gefreut. Und noch mehr habe ich mich gefreut, dass es offensichtlich zwei ganze Kapitel sind, die gezeigt werden. Der Teaser ist viel länger, als ich erwartet habe und hat mir so viel Spaß gemacht. Und was war ich glücklich, als ich erkannt habe, um welche Figuren sich der nächste Teil der Reihe dreht: Cassian und Nesta! Oooh, ich freue mich auf eiskalte Dialoge und Schlagabtausche, die sich sehen lassen! Auf das Setting bin ich ebenfalls gespannt, denn das Illyrian Warcamp ist ja nichts für zartbesaitete Figuren. Da wird es bestimmt ordentlich Action geben.
Auch wenn mich einige Kleinigkeiten beim Lesen gestört haben, genoss ich diese Lektüre sehr! Ich wurde von Velaris und den Figuren wieder einmal verzaubert und blicke gespannt auf die nächste Novelle, die vermutlich etwas actiongeladener wird.
Eckdaten: A Court of Frost and Starlight von Sarah J. Maas – Bloomsbury – 2018 – 228 Seiten – € 7,99 [D]
Comments
Pia
Ist "A court of frost and starlight" auf englisch geschrieben?
Janika
to Pia
Jap, ist es. Die übersetzte Fassung ist noch nicht im Deutschen erschienen :)
Zeilenwanderer – Mid Year Book Freak Out Tag 2018
[…] wir Palace of Silk von C. E. Bernard, was für mich eine große Enttäuschung war. Und wir hätten A Court of Frost and Starlight von Sarah J. Maas, für das ich mich hier auch entscheide. Diese Novelle kam zwar bei weitem nicht […]
Stopfi
Ganz random: dein Blog ist so toll! Hab ihn endlich in meinen Wordpress Reader und in meine Blogroll gepackt *-*
Janika
to Stopfi
Liebe Emily, das freut mich so sehr
Stopfi
to Janika
Friederike
Hi! Das #litnetzwerk hat mich hierher geführt und ich bin ganz großer Fan von deinem Blognamen und Design. Und natürlich dem Beitrag. Ich fand ACOFAS auch nicht bombastisch gut, hatte aber doch Spaß am Lesen. Obwohl mir der Teaser am Ende am Besten gefallen hat. Ups. Ich finde, viele erkennen […] Read MoreHi! Das #litnetzwerk hat mich hierher geführt und ich bin ganz großer Fan von deinem Blognamen und Design. Und natürlich dem Beitrag. Ich fand ACOFAS auch nicht bombastisch gut, hatte aber doch Spaß am Lesen. Obwohl mir der Teaser am Ende am Besten gefallen hat. Ups. Ich finde, viele erkennen die Wichtigkeit dieser Novelle nicht - Posttraumatische Belastungsstörung. Gerade Nesta leidet da sehr drunter, immerhin ist es für sie und ihre Schwestern der erste große Krieg gewesen, während Rhys und der Inner Circle irgendwie schon "Erfahrung" haben. Die Beziehung von Rhys und Feyre ist für mich eigentlich schon seit ACOMAF abgeschlossen, alles danach fand ich eher meh. Das hat sich in diesem Buch auch bestätigt, obwohl ich die Szenen mit den beiden trotzdem schätze, da es einfach nochmal zeigt, dass es gewonnener Krieg eben nicht immer sofort Friede-Freude-Eierkuchen bedeutet, aber ich muss dir zustimmen - den "alten" Rhys mochte ich auch lieber. Allerdings gab es in diesem Buch auch wenig Ansatz für seine Bissigkeit, er hatte ja eig nur mit Feyra, Tamlin und dem Inner Circle zu tun, bei denen er sich schon immer ein wenig anders verhalten hat. Ich mochte auch den Einblick in Velaris und seine Bewohner sehr, ich liebe diese Stadt einfach total und könnte sie stundenlang erkunden. Ich gehe jetzt noch ein bisschen stöbern und wünsche dir viel Spaß beim Litnetzwerk. LG Frizzi Read Less
Janika
to Friederike
Liebe Frizzi, vielen Dank für deinen Kommentar
Kat
Hi Janika :) Ich hatte leider so meine Probleme mit dem Buch. Ich war schon von ACOWAR nicht zuuuu angetan. Und um ehrlich zu sein, möchte ich langsam nicht mehr von Feyre und Rhysand lesen. Deshalb bin ich umso freudiger, dass das nächste Buch um Nesta und Cassian geht. Das ganze […] Read MoreHi Janika :) Ich hatte leider so meine Probleme mit dem Buch. Ich war schon von ACOWAR nicht zuuuu angetan. Und um ehrlich zu sein, möchte ich langsam nicht mehr von Feyre und Rhysand lesen. Deshalb bin ich umso freudiger, dass das nächste Buch um Nesta und Cassian geht. Das ganze mate und male und female fand ich auch eher... meh. Ich hoffe, dass das im nächsten Buch wieder besser wird :D Liebste Grüße, Katja Read Less
Janika
to Kat
Liebe Katja, da bin ich ganz bei dir. Ich finde Acotar und Acomaf auch am gelungensten und ich freue mich auch sehr auf die nächste Novelle. Da erwartet uns sicherlich die ein oder andere Überraschung. Ich hoffe nur, dass ich mich gut auf Nesta einlassen kann und beim Lesen nicht […] Read MoreLiebe Katja, da bin ich ganz bei dir. Ich finde Acotar und Acomaf auch am gelungensten und ich freue mich auch sehr auf die nächste Novelle. Da erwartet uns sicherlich die ein oder andere Überraschung. Ich hoffe nur, dass ich mich gut auf Nesta einlassen kann und beim Lesen nicht immer wütend werde. Ihre Art treibt mich manchmal echt in den Wahnsinn :D Liebe Grüße, Janika Read Less
Tina
Hallo Janika, eine ausführliche Rezension. Danke dir. Ich weiß noch nicht, was ich davon halten soll, dass nach offiziellen Abschluss noch Nachbrenner erscheinen. Manchmal denke ich an Geldschneiderei. Andererseits, I love it und hoffe auf deutsche Erscheinungstermine. Liebe Grüße Tina
Janika
to Tina
Liebe Tina, ich habe zu danken :) Ich glaube bei den Maas Romanen tatsächlich nicht, dass es sich bei ihnen um Geldschneiderei handelt. Klar, die Autorin kann es auslegen wie sie möchte, aber in ihren Newslettern der letzten Monate und Jahre hat sie häufig betont, dass sie noch nicht bereit […] Read MoreLiebe Tina, ich habe zu danken :) Ich glaube bei den Maas Romanen tatsächlich nicht, dass es sich bei ihnen um Geldschneiderei handelt. Klar, die Autorin kann es auslegen wie sie möchte, aber in ihren Newslettern der letzten Monate und Jahre hat sie häufig betont, dass sie noch nicht bereit ist, die Figuren und die Welt hinter sich zu lassen und gerne noch mehr zu ihnen schreiben möchte. Und ich glaube, gerade mit den Nebenfiguren kann sie sich noch richtig schöne Geschichten ausdenken. Ich hoffe nur auf ein wenig mehr Action in den Fortsetzungen. Liebe Grüße, Janika Read Less
Sabrina
Ein wunderschönes Bild, meine Liebe.