Ihr Lieben, manchmal gibt es Bücher, die ihr im Laden entdeckt und bei denen euch Titel oder Klappentext direkt ansprechen. So war es bei mir mit Palast der Finsternis von Stefan Bachmann, über das ich heute mit euch sprechen möchte. Ich wünsche euch viel Spaß mit der Rezension.
Worum geht’s in Palast der Finsternis?
Die Außenseiterin Anouk ist mit vier anderen Jugendlichen nach Paris gekommen, um einen unterirdischen Palast zu erforschen, den ein verrückter Adliger während der Französischen Revolution als Versteck für seine Familie erbaute. Doch hinter der Tür mit dem Schmetterlingswappen erwartet die fünf Abenteurer in jedem weiteren Raum ein neuer Abgrund, den sie nur gemeinsam bezwingen können.
Meinung
Habt ihr den Absatz vor diesem gelesen, in dem steht, um was es in Palast der Finsternis geht? Wenn nicht, holt es doch kurz nach und kommt danach wieder zu diesem Absatz, denn es soll zunächst einmal um diesen kurzen Text gehen. Als ich den Klappentext zum ersten Mal gelesen habe, war ich Feuer und Flamme.
Mein erster Gedanke war, dass es sich in diesem Buch um eine Art Escape Room handelt, nur halt mit mehreren Räumen. Und das ist nicht falsch. Jeder Raum, den Anouk und die vier anderen betreten, birgt neue Herausforderungen, denen sich die Jugendlichen stellen müssen. Die Idee gefällt mir. Sehr sogar. Nur leider hat für mich vieles nicht gestimmt.
Distanzierter Schreibstil
Dies fängt bei mir mit dem Schreibstil an. Dieser ist nicht schlecht, nur entspricht er nicht meinem Geschmack. Die Geschichte wird aus Anouks Perspektive erzählt. Sogar aus der Ich-Perspektive, doch ich habe überhaupt keine Bindung zu Anouk aufbauen können. Sie war mir überhaupt nicht nah und auch wenn der Autor eine so persönliche Erzählperspektive gewählt hat, war mir Anouk durchweg fremd. Es wird alles so sachlich und distanziert geschrieben. Anouk geht so gut wie gar nicht auf ihre Gefühle ein – was ich sehr spannend gefunden hätte –, sondern berichtet einfach vom Geschehen. Das hat mir nicht so sehr zugesagt. Das gesamte Buch lässt sich wie folgende Szene lesen.
Lily stößt schluchzend »Wow« hervor, wieder und wieder. Ich senke den Blick. Der Fußboden besteht aus einem Mosaik von tausend Marmorfliesen. Gigantische Flügel. Menschliche Augen. Das muss ein Witz sein. Ich erreiche Jules und Lily.
Insgesamt ist der Schreibstil relativ locker und auch spannend. Palast der Finsternis erzählt die Geschichte von Jugendlichen und ist dementsprechend geschrieben. Es ist nur einfach kein Schreibstil, der mich persönlich anspricht.
Blasse Figuren
Unter anderem sorgte der Schreibstil auch dafür, dass ich keine wirkliche Bindung zu den Figuren aufbauen konnte. Anouk, die Protagonistin, blieb mir fremd und ehrlich gesagt war sie mir auch ziemlich egal. Je länger ich über sie nachdenke, desto klarer wird, dass ich sie nicht einmal im Ansatz leiden konnte. Leider empfinde ich alle Figuren als ziemlich blass. Ich wusste, wie die Jugendlichen heißen und dass sie alle ziemlich intelligent sind. Das war’s.
Leider mochte ich auch ihre Charaktereigenschaften nicht. Ich empfand sie größtenteils allesamt als egoistisch, arrogant und trotzig. Die fünf Jugendlichen kämpfen sich bereits nach einigen Kapiteln im Buch durch den Palast der Finsternis. Dieser hält mörderische Räume parat und obwohl die Figuren so viel erleben, erkenne ich keine Charakterentwicklung. Für mich blieben die Figuren blass, unsympathisch und oberflächlich. Schade.
Langatmige Handlung
Obwohl der Klappentext für eine aufregende Geschichte spricht, empfand ich die Handlung als relativ langatmig und hatte das Gefühl, dass Handlung und Klappentext nicht wirklich zueinander passen. Die Geschichte geht doch stark in eine andere Richtung. Da ich mit einer Art Escape-Room-Thriller gerechnet habe, empfand ich die Handlung leider als enttäuschend. Vielleicht habe ich aber auch einfach eine falsche Vorstellung vom Buch gehabt. Für mich liest sich Palast der Finsternis wie ein verwirrendes Herumirren in einem Palast. Und Verwirrung ist generell ein großes Schlagwort für mich während der Lektüre gewesen. Ich war an vielen Stellen einfach verwirrt.
Wie genau die Jugendlichen an den Ort kommen und wieso das passiert, was sie erfahren, blieb mir schleierhaft. Vieles hat für mich nicht zusammengepasst und wirkte unglaubhaft. Es hat mir einfach die Logik gefehlt. Auch genretechninsch bin ich verwirrt, wie ich Palast der Finsternis einzuordnen habe. Thriller? Horror? Action? Fantasy? Historienroman? Ich kann es euch nicht sagen. Es überschlägt sich so viel, obwohl die Handlung beinahe repetitiv ist. Ach man …
Trotz hohen Erwartungen wurde ich mit Palast der Finsternis nicht ganz warm. Der Schreibstil war nicht meins, die Figuren empfand ich als unsympathisch und beim Lesen gab es das ein oder andere Fragezeichen. Die Idee an sich finde ich hingegen gelungen.
Eckdaten: Stefan Bachmann – Palast der Finsternis – Diogenes – 2017 – 400 Seiten – 12,00 €
Neugierig aufs Buch?
Hier könnt ihr das Buch kaufen*, wenn ihr in Deutschland lebt.
Hier könnt ihr das Buch kaufen*, wenn ihr in der Schweiz lebt.