Thomas Erle – Das Lied der Wächter:
Das Erwachen

Hallo ihr Lieben, Mitte August kam der GMEINER Ver­lag auf mich zu und lud mich zu ei­nem Blogger­e­vent auf der Frank­fur­ter Buch­messe ein. Bei die­sem Event drehte sich alles um Tho­mas Erles neu­es­tes Werk: Das Lied der Wächter – Das Er­wachen. Leider schaffte ich es we­gen der Um­sied­lung in die Schweiz die­ses Jahr nicht zur Buch­messe. Worauf ich glück­li­cher­wei­se nicht ver­zich­ten muss, ist ein Lese­exem­plar von Das Lied der Wächter. Herz­li­chen Dank dafür noch­mal. Viel Spaß beim Lesen der Re­zen­sion.

Kurzbeschreibung

Seit einem verheeren­den Atom­un­fall vor 16 Jahren gilt der Schwarz­wald als un­be­wohn­bar – die Be­völ­ke­rung wurde eva­ku­iert und die ge­sam­te Region zur Sperr­zone erklärt. Die Men­schen waren zu­nächst ver­unsi­chert, haben sich aber nach über ei­nem Jahr­zehnt wie­der ein­gerich­tet in ihrer hei­len Welt. Doch die Re­gie­rung spielt seit Jahren ein fal­sches Spiel. Denn die Gefahr, die in dem ver­strahl­ten Gebiet lauert, ist so viel grö­ßer, als sich die Menschen vor­stellen können: Eine un­erklär­li­che Kraft scheint alles Le­ben zu be­drohen …

Es war, als sei er aus einem Traum erwacht. Mit einem Mal ließen sie die Wolkendecke hinter sich. Es war, als seien sie durch ein Tor in eine andere Welt gelangt. Mit einem Mal öffnete sich der Nebel und gab den Blick frei.

— S. 48

Meinung

Das Buch ist bereits am 4. Oktober er­schie­nen. Eigent­lich wollte ich es bis da­hin auch ge­le­sen haben, aber wie es so ist, kam mir doch eini­ges da­zwi­schen … Nun habe ich es aber ein Glück ge­schafft! Das Lied der Wächter ist ein Buch, wie ich es noch nie ge­le­sen habe. Das liegt zu­aller­erst am Setting, denn das Buch spielt im Schwarz­wald. Wei­ter­hin liegt es aber auch am Genre, denn die­ses ist so um­fassend, dass ich das Buch kei­nem be­stimm­ten Genre zu­ord­nen kann.

thomas erle das lied der wächter

Handlungsverlauf

Den Anfang des Ro­mans fand ich abso­lut gran­dios. Dort be­geg­nen Leser Nad­ja und Mar­tin, die durch den Schwarz­wald wandern und ein Un­glück er­le­ben. Sie wollen die ge­mein­same Zeit, die schö­ne Natur und die Wan­de­rung ge­nießen, doch ein Un­wetter ver­hin­dert, dass sie es recht­zei­tig in Si­cher­heit schaffen. Die­ses Ka­pi­tel hat es mir echt an­ge­tan. Es war un­glaub­lich spannend, stark ge­schil­dert und es hat enorm ge­triggert. Ich woll­te wissen, was Nadja und Martin denn passiert ist. Es folgt je­doch ein Bruch und ein Zeit­sprung von sech­zehn Jahren. Nadja und Martin ha­ben die Pro­ta­go­nis­ten­rolle nun an Felix ab­ge­geben.

Ich empfand den Haupt­teil der Ge­schich­te im Ge­gen­satz zum An­fang eher als mittel­stark. Leider komme ich nicht da­rum zu sagen, dass Das Lied der Wächter sich et­was ge­zo­gen hat. Ich komme später noch einmal ge­nau­er auf den Schreib­stil zu spre­chen und so schön ich ihn fand, ich glaube, es lag an ihm, dass sich der Ro­man mit­unter ge­zo­gen hat. Einfach weil man viel von Felix’ Um­ge­bung, sei­nem Han­deln und seinen Ge­dan­ken er­fährt, sich dies jedoch oft auf eine simple Schil­de­rung be­schränkt. Das ist im Prin­zip nichts Schlech­tes, jedoch kommt an man­chen Stellen für mei­nen Ge­schmack die münd­li­che Rede etwas zu kurz. Ich hätte mir einen Hauch mehr Dia­lo­ge ge­wünscht.

Die Idee finde ich aber trotz­dem super. Felix hat stets ge­sagt be­kommen, dass seine El­tern bei dem Atom­un­fall vor sech­zehn Jahren ums Leben ge­kommen sind. Nun be­gibt er sich aber selbst auf die Suche nach ihnen und er­lebt im Schwarz­wald eini­ge Aben­teu­er. Er lernt Fein­de kennen, aber auch Freun­de und kommt so man­chen Mys­te­rien nahe. Ich hatte hin und wieder das Ge­fühl, dass die­ser Band als Ein­lei­tung zu ver­ste­hen ist. Am Ende sind mir viele Fra­gen im Kopf ge­blie­ben – hallo Cliff­hanger! – und ich bin ge­spannt, welche Ant­wor­ten ich im zwei­ten Band der Tri­lo­gie bekomme. Es ist ein­fach eine Ge­schich­te, die von der Hand­lung und vom Setting her etwas Ein­mali­ges dar­stellt, was ich so noch nicht ge­lesen habe.

Große Schwarzwald-Liebe

Ich liebe den Schwarzwald. In meiner Kind­heit sind wir bei­nahe jedes Jahr nach Ba­den-Württem­berg in den Ur­laub ge­fah­ren und ich habe sogar Ver­wandte, die dort leben. Ich finde ihn mys­tisch und wun­der­schön. Umso grö­ßer war die Freude, als ich las, dass das Buch im Schwarz­wald spielt. Thomas Erle ge­lingt eine au­then­ti­sche und sehr inte­ressan­te Dar­stellung des Settings. Ei­ner­seits ist der Schwarz­wald auf­grund des Atom­un­falls nicht mehr so wie wir ihn kennen, ande­rer­seits ist er aber doch einfach nur der Schwarz­wald mit seinen dunk­len, gro­ßen Bäu­men. Die Dar­stellung der Umgebung ist sehr um­fang­reich, was ich sehr schön fand. Ein­fach weil es für mich den Ein­druck ver­mittel­te, dass ich im Schwarz­wald bin. Man spürt die Um­ge­bung, kann sich ein klares Bild da­von machen, wo sich Felix be­fin­det und was er sieht.

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Wort & Ausdruck

Das Lied der Wächter ist das erste Buch, das ich von Thomas Erle ge­le­sen habe. Dem­ent­spre­chend ging ich ohne gro­ße Er­war­tun­gen an den Roman und wurde po­si­tiv überrascht. Wie schon er­zählt, geht er sehr genau auf die Um­ge­bung ein. Dies tut er auf eine an­ge­nehme Art. Thomas Erles Schreib­stil liegt eine Ruhe inne. Ich weiß gar nicht, wie ich es anders sagen soll, aber auch wenn das The­ma des Ro­mans mit­un­ter sehr düster ist, so wirkt er dennoch be­ruhi­gend auf mich. Diese Ruhe kommt mei­ner Mei­nung nach vom Schreib­stil des Autors. Ich empfand ihn als an­ge­nehm zu lesen und teil­wei­se auch sehr verträumt. Der Schreib­stil ist bild­haft und viele Stellen konnte ich mir wie im Film vor­stellen.

Bruno war ebenfalls stehengeblieben. »Warte noch«, sagte er.
»Was ist?«
»Ich höre noch etwas anderes.« Er schaute konzentriert nach links, so als ob er mit seinem Blick die Morgendämmerung durchdringen könnte. »Etwas, das mir nicht gefällt.«

— S. 198

Leider haben mir die langen Lese­ab­schnitte im Buch nicht all­zu gut gefallen. Das Buch be­steht ins­ge­samt aus drei Ka­pi­teln – wovon das zweite Kapitel ganze 282 Seiten um­fasst –, die zwar alle durch klei­ne­re Unter­ka­pi­tel auf­ge­bro­chen werden, jedoch mir gene­rell zu lang waren. Auch die Unter­kapi­tel. Meis­tens um­fassen diese fünf­zehn bis zwan­zig Seiten, was nach nicht allzu viel klingt, für die ich je­doch – auf­grund der recht klei­nen Schrift­grö­ße und den dem­ent­spre­chend schma­len Zei­len­ab­stand – sehr lange zum Lesen ge­braucht habe. Ich verstehe, wieso das Buch in diese drei Ka­pi­tel unter­teilt ist, aber ich hätte mir ein paar mehr Auf­brü­che des Fließ­tex­tes ge­wünscht, was aller­dings auch eine per­sön­li­che Vor­lie­be von mir ist.

Die Aufmachung

Davon abgesehen hat mir die Auf­ma­chung des Buches je­doch sehr gut gefallen. Auf­merk­same Blog­leser von mir wissen, dass ich in den sel­tens­ten Fällen auf die Cover von Büchern ein­gehe, ein­fach weil ich finde, dass es wich­ti­gere Dinge zu be­spre­chen gibt. Aus­nah­men müssen je­doch ge­macht werden, wenn es be­son­ders schöne oder schlimme Dinge zu be­spre­chen gibt. Im Falle von Das Lied der Wächter gibt es schö­ne Dinge zu be­spre­chen, denn ich finde das Cover gran­dios. Es wirkt auf den ersten Blick ganz still und un­auf­fällig. Man sie den schönen, nebli­gen Wald. Auf den zweiten Blick er­kennt man aber noch das ein oder andere inte­ressan­te Detail, das per­fekt zur Ge­schich­te passt.

Man merkt einfach, dass man sich bei der Ge­stal­tung Ge­dan­ken ge­macht hat und das finde ich klasse. So ist der Roman auch im Regal ein ech­ter Hin­gucker und noch dazu ein klei­ner Dia­mant in den Händen. Das Lied der Wächter ist näm­lich ein sta­bi­les Soft­cover, die Art der Bin­dung, die ich am meisten mag. Okay, so viel zur Auf­ma­chung!

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Über den Tellerrand hinausgucken …

Ich habe mit diesem Buch definitiv mein Lese­spek­trum er­wei­tert, denn eine Ge­schich­te wie Das Lied der Wächter habe ich de­fini­tiv noch nicht ge­le­sen. Ich weiß auch nicht, wie ich den Roman klassi­fizie­ren soll. Einer­seits be­inhal­tet er Fan­tasy-Ele­men­te, was ich gerne mag. An­derer­seits hat er auch etwas von einem Aben­teuer­ro­man, dann wieder etwas von einem Ro­man für Ju­gend­liche, da Felix gerade ein­mal sech­zehn Jahre alt ist. Gleich­zei­tig finde ich aber auch, dass Das Lied der Wächter etwas Krimi­ähn­li­ches an sich hat. Fest­steht jeden­falls, dass ich noch kein ver­gleich­ba­res Buch ge­le­sen habe und schon sehr ge­spannt auf die bei­den Fort­setzun­gen bin.

Janika Zeilenwanderer Signatur

Eckdaten: Thomas Erle – Das Lied der Wächter: Das Erwachen – GMEINER Verlag – 2018 – 380 Seiten – 15,00 €

Summary

Eine wunderschön geschriebene Geschichte, die etwas mehr Pepp im Mittelteil vertragen könnte.

— Janika
7 comments
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Comments

  • Elizzy

    November 24, 2018 at 7:06
    Reply

    Hallo liebste Janika, eine tolle Rezension, die einen guten Überblick über das Bich verschafft! Ich glaub ich warte mal noch den zweiten Band und die Meinungen dazu ab bevor ich es mir kaufe :) irgendwie erzählen bis jetzt alle, dass es sich doch sehr zieht. Bis später ;)

    • Janika
      to Elizzy

      November 27, 2018 at 10:38
      Reply

      Liebe Elizzy, ja, das habe ich mittlerweile auch häufiger gehört. Es ist aber wirklich so, dass man vom Mittelteil doch etwas enttäuscht ist, weil das Buch so genial startet! Ich habe aber die Hoffnung, dass der zweite und dritte Teil mit dem Anfang des ersten Buches mithalten können. Und das […] Read MoreLiebe Elizzy, ja, das habe ich mittlerweile auch häufiger gehört. Es ist aber wirklich so, dass man vom Mittelteil doch etwas enttäuscht ist, weil das Buch so genial startet! Ich habe aber die Hoffnung, dass der zweite und dritte Teil mit dem Anfang des ersten Buches mithalten können. Und das Lesen macht ja trotzdem Spaß :) Alles Liebe, Janika Read Less

  • Zeilentänzerin

    November 23, 2018 at 17:13
    Reply

    Das Cover ist total schön und es ist wieder so hübsch arrangiert. Hach ♥ Zeilentänzerin

  • blackndbeautiful

    November 23, 2018 at 13:27
    Reply

    Nach deinem Instagram-Post musste ich gleich vorbei schauen und mir deine Rezi zum Buch anschauen... das Buch klingt sehr spannend und wenn du sagst es hat Fantasy und Krimi in sich, dann scheint das etwas zu sein, das genau meinen Geschmack treffen würde. Für den Rest von 2018 habe ich mir […] Read MoreNach deinem Instagram-Post musste ich gleich vorbei schauen und mir deine Rezi zum Buch anschauen... das Buch klingt sehr spannend und wenn du sagst es hat Fantasy und Krimi in sich, dann scheint das etwas zu sein, das genau meinen Geschmack treffen würde. Für den Rest von 2018 habe ich mir ein Neue-Bücher-Verbot auferlegt, aber das Jahr ist ja nicht mehr lange... :D Read Less

    • Janika
      to blackndbeautiful

      November 23, 2018 at 16:21
      Reply

      Liebe Madelaine, danke, das freut mich! Ja, diese Genre-Mischung fand ich wirklich überaus gelungen und total interessant. Hahaha genau! Oder ein Weihnachtswunsch! :) Alles Liebe, Janika

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