Ihr Lieben, wie ihr sicherlich mitbekommen habt, habe ich vor wenigen Wochen Campus Love: Lauren & Cole von Katharina Mittmann gelesen. Und ich habe es nicht nur gelesen, ich habe es gelesen und geliebt, deswegen habe ich Katharina gefragt, ob sie nicht Lust hätte, noch ein wenig mit mir über das Schreiben und Campus Love zu quatschen. Rausgekommen ist ein zweiteiliges Interview, von dem heute der erste Teil auf meinem Blog erscheint, und das sogar zu einer Blog- und Instagramtour gehört, die sich ganz und gar dem zweiten Band der Reihe gewidmet hat. Ihr wolltet schon immer mehr über die Autorin und ihren Schreiballtag wissen? Dann seid ihr bei diesem Beitrag genau richtig. Viel Spaß beim Lesen!
Ich habe dich als Autorin über Campus Love kennengelernt, aber ist Campus Love überhaupt dein Debüt? Und wenn nicht: Wie hat sich das Schreiben von Campus Love von dem deines anderen Werkes unterschieden?
Ich habe davor schon einmal eine Geschichte veröffentlicht. Dark Wings erschien 2017 by Forever by Ullstein unter dem Pseudonym Kat Reid. Ehrlich gesagt ist es gar nicht so sehr anders, eine Reihe zu schreiben als einen Einzelband. Das liegt im Fall von Campus Love aber natürlich vor allem daran, dass die einzelnen Bände ineinander abgeschlossen sind und nur begrenzt aufeinander aufbauen.
Was aber definitiv anders ist, ist das Genre. Dark Wings ist eine Fantasy Romance mit älteren Protagonisten, die entsprechend an anderen Punkten ihres Lebens stehen, und die Hälfte der Handlung wird vom Fantasyanteil eingenommen. Neben dem Worldbuilding kommt hier hinzu, wie Konflikte in der Geschichte entstehen und die Handlung beeinflussen. Während Campus Love sehr von den Figuren und ihren (inneren) Konflikten vorangetrieben wird, sind das bei Dark Wings/Fantasy im allgemeinen eher äußere Ereignisse, die auf die Figuren einprasseln.
Wie gefällt dir das Schreiben im Genre New Adult? Hast du ein Genre, das dir besonders leicht von der Hand geht oder in dem du besonders gerne schreibst?
Ich liebe an New Adult, dass ich dabei Geschichten erzählen kann, die jedem tatsächlich genau so passieren könnten. Dass es Geschichten aus dem Leben sind, Erfahrungen, die echte Menschen so erleben könnten. Und ich liebe den Trend, dass New Adult auch immer mehr sensible Themen wie Mental Health, Feminismus, Homosexualität, Rassismus etc. aufgreift. Ich liebe das Potenzial, das dieses Genre gerade im Bereich der Diversität hat.
Ich schreibe besonders gerne Romance (egal, ob New Adult oder Young Adult oder schlicht Adult), das fällt mir am leichtesten. Allerdings habe ich auch viele Ideen aus dem Bereich Fantasy und Sci Fi, da finde ich die Umsetzung aber schwieriger bzw. brauche mehr Zeit dafür.
Was hält dich vom Schreiben ab und wie motivierst du dich zum Schreiben?
Instagram. Twitter. Soziale Medien und das Internet allgemein. Meine Motivation ist meist, dass die Geschichte aus mir raus will und die ganzen Szenen erst dann nicht mehr durch meinen Kopf kreisen, wenn ich sie aufgeschrieben habe. Schreiben funktioniert für mich ein bisschen wie ein Denkarium.
Aber davon abgesehen hat es wirklich viel mit Disziplin zu tun. Wenn ich mir vornehme zu schreiben (und das ist wirklich fast jeden Tag), dann tue ich es auch. Selbst wenn ich keine Lust habe. Aber fast immer kommt die Lust dann beim Schreiben. Außer bei ganz blöden Szenen, aber da beiße ich mich dann durch.
Wann ist deine Schreibzeit? Bist du eher der frühe Vogel, der zum Morgengrauen am Schreibtisch sitzt, oder eine Nachteule?
Auf gar keinen Fall bin ich ein früher Vogel. Früh morgens schreiben funktioniert nur, wenn die Deadline so sehr drückt, dass die Angst davor mein Gehirn aufweckt. Ansonsten bin ich morgens schon froh, wenn ich weiß, wie ich heiße, und was für ein Wochentag eigentlich ist. Ab ungefähr 11 Uhr vormittags ist es fast egal, wann ich schreibe, wobei ich abends schon besonders produktiv werde.
Wo kannst du gut schreiben?
Ich kann überall schreiben: Schreibtisch, Couch, Flughafen, Flugzeug, Zug, Café. Geht alles. Wenn ich es mir aber aussuchen darf, dann am liebsten Zuhause. Gerne auf der Couch mit Kuscheldecke, aber mein Nacken beschwert sich darüber immer so, dass ich doch meist am Schreibtisch sitze. Musik höre ich fast immer und eine Tasse Schwarztee mit einem Schuss Hafermilch begleitet mich auch sehr oft beim Schreiben.
Hast du dich auf das Schreiben von Lauren & Cole besonders vorbereitet? (Achtung, kleine Spoilerwarnung für den Inhalt von Campus Love: Lauren & Cole. Bei dieser Antwort wird ein sensibles Thema angesprochen, das auch im Buch behandelt wird.)
Jein. Ja, ich habe mich darauf vorbereitet, aber nicht besonders in dem Sinn, als dass ich es anders getan hätte als bei anderen Projekten. Generell plotte ich vorher, insbesondere die Figuren und ihre Lebensgeschichte kenne ich schon wirklich gut, bevor ich mit dem Schreiben beginne. Ebenso die grobe Storyline, also Anfang, Wendepunkte, Plottwists, Konflikte, Ende etc. Ich brauche einen roten Faden, an dem ich mich orientieren kann. Der Weg zwischen den einzelnen Ereignissen kann sich aber durchaus während des Schreibens ändern. Der ist überhaupt nicht in Stein gemeißelt, sondern da lasse ich mich gerne treiben.
Da die Brown University genauso wie die Rhode Island School of Design reale Colleges in Providence sind, habe ich da sehr viel recherchiert und mir Bilder und Videos angesehen (Follow me arounds auf YouTube sei Dank), um ein Gefühl für die Umgebung zu bekommen.
Da Lauren in der Vergangenheit mit selbstverletzendem Verhalten zu kämpfen hatte, habe ich mich hierüber sehr ausführlich informiert, mit Psychotherapeuten und Betroffenen darüber gesprochen. Es war mir sehr wichtig, dieses Thema so sensibel und realistisch wie möglich zu behandeln. Deswegen hatte ich auch eine Sensitivity Leserin, die das ganze Buch schon während der Entstehung mit gelesen und mit Rückmeldung zu den entsprechenden Szenen gegeben hat.
Welches Buch fiel dir vom Schreibprozess her leichter zu schreiben?
Puh, das ist ganz schwierig zu beantworten, weil beide Bücher unterschiedliche Herausforderungen mit sich gebracht haben. Kayla & Jason habe ich direkt nach dem Tod meines Vaters geschrieben, innerhalb kürzester Zeit, weil ich meine Deadline halten wollte (ich habe die Zusage anhand von Exposé und fünfzig Seiten Leseprobe bekommen). Mich zu dieser Zeit jeden Tag hinzusetzen und zu schreiben war auf der einen Seite unheimlich anstrengend, hat mich auf der anderen Seite aber auch sehr aufgefangen und mir viel Halt gegeben. Aufgrund dieser Situation konnte ich selbst aber gar nicht so mit den Themen im Buch umgehen, wie ich das ursprünglich wollte und geplant hatte. Ich hatte nicht die Energie, tiefer in die Geschichte einzusteigen und zum Beispiel das Verhältnis zwischen Jason und seinem Vater besser zu beleuchten. Dadurch ist die Geschichte oberflächlicher geblieben, als ich es mir gewünscht hätte. Bei Kayla & Jason waren es also die Umstände, die es mir schwergemacht haben.
Bei Lauren & Cole waren es meine eigenen Zweifel und mein Anspruch an mich, es dieses Mal richtig zu machen und nicht nur an der Oberfläche zu fischen, die den Schreibprozess schwierig gestaltet haben. Diese Geschichte und diese zwei Figuren bedeuten mir so viel. Es war von Anfang an ein richtiges Herzprojekt und ich wollte es unbedingt so gut es geht umsetzen. Dabei hatte ich zwischendrin eine richtige Schreibkrise, weil ich das Gefühl hatte, dieser Idee nicht gerecht werden zu können.
Das sind sozusagen die Geschichten zu den jeweiligen Büchern. Rein vom Handwerk her sind sie mir beide gleich leicht bzw. schwer gefallen; ich muss mich ja zum Beispiel immer in ein neues Setting einfinden. Und gerade was unterschiedliche Figuren angeht, bin ich sehr flexibel. Wobei ich sagen muss, dass ich persönlich mich mit Lauren viel wohler gefühlt habe als mit Kayla, aber das ist wirklich nur ein Gefühl, deswegen ist sie nicht leichter oder schwerer zu schreiben gewesen.
In Campus Love gibt es eine Vielzahl an verschiedenen Haupt- und Nebenfiguren, sodass sich eine bunte Truppe ergibt. Mit welchem Charakter kannst du dich am meisten identifizieren?
Oh, noch eine schwierige Frage … Ich würde sagen, da gibt es mehrere, die Teilaspekte haben, mit denen ich mich identifizieren kann. Ich bin wie Nate ein richtiger Ökofreak und Umweltschutz ist mir sehr wichtig. Dafür haben Lauren und ich denselben Musikgeschmack. Und wir stehen beide auf schwarze Klamotten.
Musik spielt für Lauren eine große Rolle und sie hat mit Bullet for my Valentine eine absolute Lieblingsband. Magst du die Band auch so gerne? Gibt es vielleicht sogar bestimmte Lieder, die dich beim Schreibprozess begleitet und dich inspiriert haben?
Ich. Liebe. Bullet. For. My. Valentine! Deren Musik ist wie Poesie mit Gitarren. Frage beantwortet? Nein, im Ernst, diese Band begleitet mich, seitdem ich siebzehn Jahre alt bin (und somit seit ihrer Gründung), und schenkt mir mit ihren Songs und Texten so viel Inspiration, dass ich sie einfach ins Buch einbauen musste.
Und klar, ich hab für jedes Projekt eine Playlist. Bei Lauren & Cole waren es sehr viele Lieder von Bullet For My Valentine und Three Days Grace, aber auch von anderen Bands. Songs, die mich schon vorm Schreiben inspiriert haben, waren zum Beispiel Fallen Angel, Let It Die und Lost in You von Three Days Grace, und Coma, Venom, Skin und Hearts Burst Into Fire von BFMV. Und Sex on Legs von Lord of the Lost hat die musikalische Untermalung geliefert, als Lauren und Cole das erste Mal aufeinandertreffen.
In Zeiten von Instagram, Amazon, LovelyBooks und Co hast du viele Möglichkeiten, Feedback zu deinen Büchern zu bekommen. Bist du an der Rückmeldung von deinen Lesern und Leserinnen interessiert? Und wie gehst du mit Kritik um?
Ja, natürlich bin ich an der Rückmeldung meiner Leserinnen und Leser interessiert, sehr sogar! Gerade über Instagram und Twitter tausche ich mich sehr gerne aus und quatsche über meine Bücher. Und natürlich lese ich auch Rezensionen, allerdings nicht jeden Tag, sondern wenn ich mich danach fühle. Denn ganz ehrlich, ich möchte keine schlechten Rezensionen lesen, wenn ich gerade einen miesen Tag hatte und eh schlecht drauf bin oder gerade sowieso am Schreiben verzweifle.
Bei Kritik kommt es immer ein bisschen auf die Kritik selbst an, wie ich damit umgehe. Ganz generell versuche ich immer, etwas daraus mitzunehmen, um es beim nächsten Mal besser machen zu können. Im besten Fall lerne ich etwas aus der Kritik. Das geht natürlich am besten, wenn sie sachlich formuliert und gut begründet ist.
Wenn eine Person einfach nur sagt, er/sie fand das Buch total doof, dann tut mir das für denjenigen zwar leid, aber dann kann ich nichts daran ändern und versuche, das so schnell wie möglich abzuhaken und mir klarzumachen, dass mein Buch nicht jedem gefallen muss. Das ist okay, den Anspruch hab ich auch nicht (zum Glück, ich glaube, das wäre auf Dauer sehr deprimierend). Inzwischen bin ich da auch ganz gut drin, aber am Anfang war das nicht so leicht für mich.
Den zweiten Teil des Interviews kommt nächsten Sonntag online. Seid gespannt!
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Comments
Zeilentänzerin
Hey Janika, eine sehr schöne Idee mit dem Interview, vor allem, weil dir das Buch so gut gefiel. Sicher werden viele deiner Leser Freude daran haben. Liebe Grüße
Janika
to Zeilentänzerin
Hallo :) Dankeschön, das finde ich auch. Mal sehen, ob sich in den nächsten Monaten noch mehr Interviews ergeben. Liebe Grüße!