Ihr Lieben, mögt ihr Musicals eigentlich auch so gerne wie ich? Wenn ja, ist euch Andrew Rannells vielleicht ein Name. Richtig bekannt wurde er durch seine Rolle als Elder Price in »The Book of Mormon« – auch ich bin dadurch auf ihn aufmerksam geworden – und nun hat er ein Buch veröffentlicht. Yay. In Too Much Is Not Enough möchte Andrew Rannells zeigen, dass der Ruhm nicht von irgendwoher kam.
Dass er hart für seinen Erfolg arbeiten musste und seine Karriere nicht so einfach war, wie sie oft dargestellt wird. Die richtigen Worte für Too Much Is Not Enough zu finden, ist gar nicht so leicht. Es ist eine faszinierende Lektüre, die herrlich ehrlich, lustig und laut ist. Gleichzeitig aber auch überaus ergreifend und bereichernd. Einfach ein Buch, das ist jedem empfehlen kann, der Memoiren und den Broadway mag. Viel Spaß mit der Buchbesprechung.
Meinung
Wie bereits angerissen, stellen die Memoiren Rannells Weg zum Broadway dar. In der Einleitung seines Buches erklärt er, wieso er darüber schreiben möchte, was ihn mir direkt noch sympathischer machte: Wenn er bei einem Event ist, wird er immer nur mit seinen Erfolgen vorgestellt: Andrew Rannells, der Star aus »The Book of Mormon« und »Hairspray«, ein Fan-Liebling aus »Girls«. Ihn hat es immer etwas geärgert, denn so leicht wie alles dargestellt wird, war es für Mr. Rannells nicht. Der Weg zum Broadway und nach Hollywood war schwierig und mit Too Much Is Not Enough verdeutlicht er, dass man sehr viel erreichen kann, wenn man nur nicht den Mut verliert und trotz Rückschlägen an sich glaubt.
At the top of that list: It might look like people are ahead of you, be it in money, looks, or opportunity, but here’s what – eyes on your own paper, folks. Everyone has to do the work.
Wenn Träume sich erfüllen
Ich weiß nicht, wie es euch geht und ob ihr Andrew Rannells’ Namen schon einmal gehört habt. Mir persönlich ist er lange Zeit nur wegen seiner Arbeiten in Musicals bekannt gewesen. Dass er auch in namenhaften Serien und Filmen mitwirkte, habe ich erst deutlich später erfahren.
Das erste Mal, dass ich auf ihn aufmerksam wurde, ist beim Stöbern auf YouTube gewesen: sein Auftritt bei den Tony Awards vor ein paar Jahren. Zugegeben: Ich war direkt begeistert. Nicht nur weil Andrew Rannells toll singen kann, sondern weil die Musik klasse und unglaublich witzig ist. »The Book of Mormon« ist ein urkomisches Musical.
Vor dem Auftritt wird Andrew Rannells als »Tony-Nominierter« angekündigt. Die Tony Awards finden jedes Jahr statt und stellen die größte Preisverleihung der Musical-Branche dar. Für einen Tony nominiert worden zu sein, ist also eine ordentliche Leistung. Mit diesem Wissen startete ich die Lektüre: Die Memoiren eines Mannes, der für einen Tony als bester Hauptdarsteller in einem Musical nominiert wurde und Rang und Namen am Broadway hat.
Und dank dieses Wissens bekam ich direkt nach wenigen Seiten eine absolute Gänsehaut. Mein Herz wurde so warm. Nämlich erzählt Andrew Rannells recht schnell, wie er das Musical zu lieben begann – was der Auslöser seines Traums war: eine Übertragung der Tony Awards im Fernsehen. Seitdem er die Tonys als Kind zum ersten Mal sah, wollte er selbst auf der Bühne stehen. Und er hat es geschafft. 30 Jahre später hat er es geschafft und das hat mich so glücklich gemacht. Ein Traum, den man bereits als Kind hat, geht eines Tages in Erfüllung. Wie schön ist das? Vor allem auch das Wissen, dass er eben nicht nur mit anderen Darstellern bei den Tonys aufgetreten ist, sondern dass er alleine singen durfte und sogar nominiert war. Sowas kriegt mich einfach.
Wohl gemerkt erwähnt Andrew Rannells die Tatsache, dass er sich diesen Traum und mehr erfüllte, kein einziges Mal in seinem Buch. Er spricht niemals davon, was er alles erreicht hat. Nur von seinem Weg, dem Scheitern und den ersten zarten Erfolgen.
No matter how messy the situation seems, how overwhelming it might feel, you can always stop something that you don’t want to continue. It’s your body and your life and if something feels wrong, it probably is.
Von Omaha nach New York
Der Traum vom Broadway war ein langer Weg für Andrew Rannells. Er kommt aus Omaha, Nebraska und wusste: Um seinen Traum zu erfüllen, müsse er nach New York gehen. Dies würde bedeuten, seine Familie und Freunde zurückzulassen. In eine riesige Stadt zu ziehen, ohne jemanden zu kennen. Andrew Rannells geht diesen Weg und erzählt von seinen ersten Jahren in New York, die ganz klar verdeutlichen, dass er der Inbegriff von harter Arbeit, Durchhaltevermögen und Entschlossenheit ist.
Bis New York das wurde, was Rannells sich wünschte, sollte etwas Zeit vergehen. Die ersten Jahre waren nicht leicht und als Leser begleitet man Andrew Rannells durch die guten als auch schwierigen Zeiten wie Arbeitslosigkeit, Verzweiflung, heruntergekommene Wohnheime und Einsamkeit. Dazu noch Sorgen in der Familie und im Liebesleben. Andrew Rannells verliert über kurz oder lang jedoch nie den Glauben an sich selbst und behält stets ein mutiges Gesicht. Er lebte sich in New York ein, schloss Freundschaften und kämpfte für seinen Traum. Rannells spielte in kleinen Stücken mit, bevor er erste grössere Rollen eratterte. Doch auch die waren nicht das Wahre: Er verkörperte beispielsweise einen Bösewicht in Pokémon Live.
I knew the secret to my past success: Be patient. Be persistent. Be loud.
In Too Much Is Not Enough spielt auch die Liebe eine große Rolle. Denn Rannells versucht nicht nur seinen Platz am Broadway zu finden, sondern ist in New York auch als homosexueller Mann auf der Suche nach der Liebe. Und diese Suche … oh man, ich musste so oft lachen, wenn es wieder einmal ein Kapitel über Andrew Rannells und die Männer geht. Er hat so ulkige Sachen erlebt. Viele schöne, einige schlechte und ganz viel lustiges.
Lebensgeschichte beim Kaffee
Was mir am besten gefallen hat, ist die Art wie Andrew Rannells schreibt: bodenständig und freundlich und humorvoll. Wenn man bedenkt, was er alles mittlerweile alles erreicht hat, ist es ein schöner Gedanke, dass Rannells einem durch das Buch so nah ist. Es liest sich als würde er einem im Café gegenübersitzen und seine Lebensgeschichte erzählen. Eine wunderschöne herzliche Unterhaltung, die einen laut auflachen und hin und wieder sehr betrübt werden lässt. Ich habe mich beim Lesen einfach wohl gefühlt.
Die Memoiren stellen eine faszinierende Lektüre dar. Texte voller weiser Ratschläge, eine Liebeserklärung an das Leben und ein wenig Herzschmerz. Ich glaube, so würde ich Too Much Is Not Enough zusammenfassen können. Ich kann es wirklich nur empfehlen.
Eckdaten: Andrew Rannells – Too much is not enough – Crown Archetype – 2019 – 272 Seiten – 22,99 €
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Zeilenwanderer – Andrew Rannels – Too Much Is Not Enough
[…] Die ausführliche Rezension zu diesem Buch findet ihr übrigens hier. […]