Meagan Spooner – Sherwood

Ihr Lieben, heute stelle ich euch ein Buch vor, das die Robin Hood Saga nach­er­zählt, aller­dings auf eine etwas ande­re Art. Die Rede ist von Sherwood aus der Fe­der von Mea­gan Spooner, das ich Mitte Juni end­lich be­enden konn­te. »End­lich« weil ich das Buch zu­sammen mit zwei lieben Mä­dels ge­le­sen und deut­lich län­ger ge­braucht habe als die zwei. Aber es ist ge­schafft und dem­ent­spre­chend kommt nun auch die Buch­be­spre­chung. Viel Spaß mit der Re­zen­sion.

Kurzbeschreibung

Robin of Locksley ist tot. Für seine Ver­lob­te Ma­rian gleicht dies einem Welt­unter­gang. Sie ist ohne ihn ver­lo­ren und trau­ert. Doch sie wird aus der Trauer ge­rüttelt, als sie mit­be­kommt, dass Will, der Bruder ihrer Magd, vom Ge­setz ge­jagt wird. Ma­rian ist ent­schlossen zu tun, was Ro­bin tun würde. Sie macht sich auf, um Will zu retten. Ma­rian ge­rät durch ihre Ak­tion in die Rolle des Geis­tes von Robin of Lock­sley, doch bald be­kommt dieser Geist – und da­mit Marian – einen neu­en Namen: Ro­bin of the Hood.

»We tell them the truth,« Marian said finally. »We tell them it was Robin Hood«.

— S. 207

Meinung

Meagan Spooner ist mir seit ei­ni­ger Zeit ein Name. Be­son­ders weil ich immer wie­der mit ihrem ande­ren Werk Hunted ge­lieb­äugelt habe. Ich wollte es immer wie­der lesen, habe mich aber dann je­des Mal da­ge­gen ent­schie­den, da die Re­zen­sio­nen des Buches teil­wei­se As­pekte kri­ti­sie­ren, die ich ver­mut­lich auch als stö­rend empfun­den hätte. Mit ihrem neuen Buch Sherwood sah es dann je­doch anders aus. Die liebe Ricarda kam auf mich zu und fragte, ob ich das Buch mit ihr zu­sammen le­sen wollte, nach­dem sie es in einem mei­ner Neu­er­schei­nun­gen-Bei­träge ge­se­hen hat. Dazu konnte ich nicht Nein sa­gen. Schnell ge­sell­te sich auch die liebe Frie­de­rike dazu und wir be­gannen eine klei­ne, aber feine Lese­runde.

Sherwood konnte mich gut un­ter­halten, auch wenn sich die Ge­schich­te teil­wei­se sehr lang­sam ent­wi­ckelt. Sie ist we­ni­ger ro­man­tisch, als ich dach­te und auch deut­lich stiller. Im Nach­hi­nein sind dies aber kei­ne Kri­tik­punkte. Viel eher die­nen sie für mich der Er­zeu­gung einer ganz be­sonde­ren Atmosphä­re, die ich sehr ge­noss. Dennoch war es für mich lange Zeit un­klar, wo­hin die Ge­schichte füh­ren soll. Auf wel­ches Ziel steuern wir hin? Ich denke, dieser Punkt hängt mit der an­fäng­li­chen Ver­loren­heit von Ma­rian zu­sammen, und ge­nau des­halb ist es keine Kri­tik. Mea­gan Spooner kre­iert durch sämt­li­che Punkte – Fi­gu­ren, Er­zähl­tempo, Hand­lung und Aus­druck – ein be­ein­dru­cken­des Zu­sammen­spiel.

sherwood meagan spooner

Besonders über­zeu­gen konnte sie mich dabei mit ihrem Aus­druck. Robin ist ge­stor­ben und Marian trau­ert. Ein ganzes Buch über Ma­rians Trauer zu schreiben, wäre nicht Sinn der Ge­schich­te. Gleich­zei­tig darf die Glaub­wür­dig­keit nicht ver­lo­ren gehen und nach dem Tod eines Ver­lob­ten ist es, denke ich, un­mög­lich, so­fort wieder in den ge­regel­ten All­tag zu tau­chen. Auch Mea­gan Spooner scheint diese An­sicht zu ver­tre­ten und bringt Ma­rians Trauer und die Zeit, die die Trau­er in An­spruch nimmt, ge­schickt in Ne­ben­sätzen zum Aus­druck. Über diesen Punkt habe ich auch mit Ri­carda und Frie­deri­ke ge­spro­chen und wir drei sind uns alle einig: Meagan Spooner schreibt klug. Man kann es nicht anders sagen.

Erzählt wird die Ge­schich­te aus der Pers­pek­tive von Ma­rian, die ein recht lo­gisch denken­der Cha­rak­ter ist. Jedes Mal, wenn Marian eine wich­tige Ent­schei­dung treffen muss, führt Spooner sie durch tiefe Ge­danken­pro­zesse, die sich zum Bei­spiel mit den Aus­wir­kun­gen der unter­schied­li­chen Ent­schei­dun­gen aus­einan­der­setzen. Hier hätte ich mir etwas mehr Kür­ze ge­wünscht, denn bevor man alles aus­einander­nimmt, wäre es für den Leser doch auch spannend, wenn der Cha­rak­ter im­pulsiv han­delt und der Leser dann sieht, wie es wei­ter­geht. Oder stehe ich damit allei­ne da? Ich finde, Ma­rians Ge­danken­ka­russel hat der Ge­schich­te etwas Schwung ge­nommen. Und das aus­ge­rech­net dann, wenn es spannend wurde.

Ansonsten ist Marian ein sehr er­frischen­der Cha­rak­ter. Sie wusste schon immer, dass sie keine fei­ne Dame ist. Sie war es, die Robin of Locksley das Bo­gen­schie­ßen lehrte. Für eine Dame war sie schon immer zu hoch ge­wachsen, streun­te lieber durch den Sher­wood Forest, als sich den typi­schen Hobbies der Adels­damen hin­zu­geben. Das alles ist okay für sie. Sie ge­nießt die Frei­heit und möch­te in ihrem Le­ben auch nicht auf sie ver­zich­ten. Dennoch merkt man, dass sie stets ein wenig hin- und her­ge­rissen ist. Mit dem Tod von Robin hat sie in ge­wisser Art auch ihre eige­ne Posi­tion ver­lo­ren, die sie sich für ihr Leben vor­ge­stellt hat. Nun muss sie he­raus­fin­den, wo sie sich in der Ge­sell­schaft selbst sieht.

sherwood meagan spooner

Überraschen konnte mich das Ende dann ziem­lich: Es ist deutlich ra­santer als die ersten drei Viertel – wenn nicht sogar vier Fünftel. Ich weiß noch, wie ich Frie­derike eine Nach­richt schrieb und ihr er­zähl­te, dass ich mich nur schwer moti­vie­ren kann, dass Buch zu be­enden, da es sich zu dem Zeit­punkt sehr zog. Sie meinte da­rauf­hin, dass sie gerade das Ende spannend fand. Kurz da­nach merkte ich es auch. Es wurde spannend und es kamen ein paar Dinge zu­tage, mit denen ich über­haupt nicht ge­rech­net hatte.

Auch von der Lie­bes­ge­schich­te war ich über­rascht. Wie ihr wisst, be­finde ich mich gerade in einer Phase, in der ich sehr gerne Lie­bes­ro­mane lese. Be­vor ich mit Sherwood an­ge­fangen habe, habe ich auf Good­reads ge­lesen, dass es zwei Lie­bes­ge­schich­ten im Buch gibt. Eine Haupt­lie­bes­ge­schich­te und eine, die eher im Hin­ter­grund ab­läuft. Letzte­re konnte man ziem­lich schnell aus­ma­chen, aber ich habe mich lange ge­fragt, wo die eigent­li­che Lie­bes­ge­schich­te bleibt. Ist es etwa die zwi­schen Robin und Ma­rian, die in Rück­blen­den noch­mal er­zählt wird? Wenn ja, würde ich das sehr enttäu­schend finden. Aber nein, Meagan Spooner hat eine köst­li­che Ro­manze ge­schaffen, die ich zwar in Er­wä­gung ge­zogen, aber nie ganz für mög­lich be­fun­den hätte. In meinen Augen ist auch die­ser Punkt sehr ge­lungen um­ge­setzt worden.

Meagan Spooner überzeugt vor allem mit ihrem klugen Ausdruck. Sherwood orientiert sich an der Robin Hood Saga, bringt jedoch auch eigene Ideen ein. Mich hat das Buch neugierig auf die anderen Werke der Autorin gemacht.

Janika Zeilenwanderer Signatur

Eckdaten: Meagan Spooner – Sherwood – HarperTeen – 2019 – 480 Seiten – 14,71 €

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