Ihr Lieben, heute stelle ich euch ein Buch vor, das die Robin Hood Saga nacherzählt, allerdings auf eine etwas andere Art. Die Rede ist von Sherwood aus der Feder von Meagan Spooner, das ich Mitte Juni endlich beenden konnte. »Endlich« weil ich das Buch zusammen mit zwei lieben Mädels gelesen und deutlich länger gebraucht habe als die zwei. Aber es ist geschafft und dementsprechend kommt nun auch die Buchbesprechung. Viel Spaß mit der Rezension.
Kurzbeschreibung
Robin of Locksley ist tot. Für seine Verlobte Marian gleicht dies einem Weltuntergang. Sie ist ohne ihn verloren und trauert. Doch sie wird aus der Trauer gerüttelt, als sie mitbekommt, dass Will, der Bruder ihrer Magd, vom Gesetz gejagt wird. Marian ist entschlossen zu tun, was Robin tun würde. Sie macht sich auf, um Will zu retten. Marian gerät durch ihre Aktion in die Rolle des Geistes von Robin of Locksley, doch bald bekommt dieser Geist – und damit Marian – einen neuen Namen: Robin of the Hood.
»We tell them the truth,« Marian said finally. »We tell them it was Robin Hood«.
Meinung
Meagan Spooner ist mir seit einiger Zeit ein Name. Besonders weil ich immer wieder mit ihrem anderen Werk Hunted geliebäugelt habe. Ich wollte es immer wieder lesen, habe mich aber dann jedes Mal dagegen entschieden, da die Rezensionen des Buches teilweise Aspekte kritisieren, die ich vermutlich auch als störend empfunden hätte. Mit ihrem neuen Buch Sherwood sah es dann jedoch anders aus. Die liebe Ricarda kam auf mich zu und fragte, ob ich das Buch mit ihr zusammen lesen wollte, nachdem sie es in einem meiner Neuerscheinungen-Beiträge gesehen hat. Dazu konnte ich nicht Nein sagen. Schnell gesellte sich auch die liebe Friederike dazu und wir begannen eine kleine, aber feine Leserunde.
Sherwood konnte mich gut unterhalten, auch wenn sich die Geschichte teilweise sehr langsam entwickelt. Sie ist weniger romantisch, als ich dachte und auch deutlich stiller. Im Nachhinein sind dies aber keine Kritikpunkte. Viel eher dienen sie für mich der Erzeugung einer ganz besonderen Atmosphäre, die ich sehr genoss. Dennoch war es für mich lange Zeit unklar, wohin die Geschichte führen soll. Auf welches Ziel steuern wir hin? Ich denke, dieser Punkt hängt mit der anfänglichen Verlorenheit von Marian zusammen, und genau deshalb ist es keine Kritik. Meagan Spooner kreiert durch sämtliche Punkte – Figuren, Erzähltempo, Handlung und Ausdruck – ein beeindruckendes Zusammenspiel.
Besonders überzeugen konnte sie mich dabei mit ihrem Ausdruck. Robin ist gestorben und Marian trauert. Ein ganzes Buch über Marians Trauer zu schreiben, wäre nicht Sinn der Geschichte. Gleichzeitig darf die Glaubwürdigkeit nicht verloren gehen und nach dem Tod eines Verlobten ist es, denke ich, unmöglich, sofort wieder in den geregelten Alltag zu tauchen. Auch Meagan Spooner scheint diese Ansicht zu vertreten und bringt Marians Trauer und die Zeit, die die Trauer in Anspruch nimmt, geschickt in Nebensätzen zum Ausdruck. Über diesen Punkt habe ich auch mit Ricarda und Friederike gesprochen und wir drei sind uns alle einig: Meagan Spooner schreibt klug. Man kann es nicht anders sagen.
Erzählt wird die Geschichte aus der Perspektive von Marian, die ein recht logisch denkender Charakter ist. Jedes Mal, wenn Marian eine wichtige Entscheidung treffen muss, führt Spooner sie durch tiefe Gedankenprozesse, die sich zum Beispiel mit den Auswirkungen der unterschiedlichen Entscheidungen auseinandersetzen. Hier hätte ich mir etwas mehr Kürze gewünscht, denn bevor man alles auseinandernimmt, wäre es für den Leser doch auch spannend, wenn der Charakter impulsiv handelt und der Leser dann sieht, wie es weitergeht. Oder stehe ich damit alleine da? Ich finde, Marians Gedankenkarussel hat der Geschichte etwas Schwung genommen. Und das ausgerechnet dann, wenn es spannend wurde.
Ansonsten ist Marian ein sehr erfrischender Charakter. Sie wusste schon immer, dass sie keine feine Dame ist. Sie war es, die Robin of Locksley das Bogenschießen lehrte. Für eine Dame war sie schon immer zu hoch gewachsen, streunte lieber durch den Sherwood Forest, als sich den typischen Hobbies der Adelsdamen hinzugeben. Das alles ist okay für sie. Sie genießt die Freiheit und möchte in ihrem Leben auch nicht auf sie verzichten. Dennoch merkt man, dass sie stets ein wenig hin- und hergerissen ist. Mit dem Tod von Robin hat sie in gewisser Art auch ihre eigene Position verloren, die sie sich für ihr Leben vorgestellt hat. Nun muss sie herausfinden, wo sie sich in der Gesellschaft selbst sieht.
Überraschen konnte mich das Ende dann ziemlich: Es ist deutlich rasanter als die ersten drei Viertel – wenn nicht sogar vier Fünftel. Ich weiß noch, wie ich Friederike eine Nachricht schrieb und ihr erzählte, dass ich mich nur schwer motivieren kann, dass Buch zu beenden, da es sich zu dem Zeitpunkt sehr zog. Sie meinte daraufhin, dass sie gerade das Ende spannend fand. Kurz danach merkte ich es auch. Es wurde spannend und es kamen ein paar Dinge zutage, mit denen ich überhaupt nicht gerechnet hatte.
Auch von der Liebesgeschichte war ich überrascht. Wie ihr wisst, befinde ich mich gerade in einer Phase, in der ich sehr gerne Liebesromane lese. Bevor ich mit Sherwood angefangen habe, habe ich auf Goodreads gelesen, dass es zwei Liebesgeschichten im Buch gibt. Eine Hauptliebesgeschichte und eine, die eher im Hintergrund abläuft. Letztere konnte man ziemlich schnell ausmachen, aber ich habe mich lange gefragt, wo die eigentliche Liebesgeschichte bleibt. Ist es etwa die zwischen Robin und Marian, die in Rückblenden nochmal erzählt wird? Wenn ja, würde ich das sehr enttäuschend finden. Aber nein, Meagan Spooner hat eine köstliche Romanze geschaffen, die ich zwar in Erwägung gezogen, aber nie ganz für möglich befunden hätte. In meinen Augen ist auch dieser Punkt sehr gelungen umgesetzt worden.
Meagan Spooner überzeugt vor allem mit ihrem klugen Ausdruck. Sherwood orientiert sich an der Robin Hood Saga, bringt jedoch auch eigene Ideen ein. Mich hat das Buch neugierig auf die anderen Werke der Autorin gemacht.
Eckdaten: Meagan Spooner – Sherwood – HarperTeen – 2019 – 480 Seiten – 14,71 €
Comments
Zeilenwanderer – Wrap Up: Monatsrückblick auf den Juni 2019
[…] von Meagan Spooner gefallen. Für einen detaillierten Rückblick schaut gerne bei der Rezension […]