Ihr Lieben, vor einem guten Jahr habe ich euch Die Blutkönigin von Sarah Beth Durst vorgestellt, was ein wahres Highlight für mich darstellte. Dies lag vor allem am fantastischen Ausdruck der Autorin und ihrer einzigartigen Fantasie. Ende letzten Jahres kam nun die Fortsetzung des Buches raus und Leser dürfen ein weiteres Mal in die mystischen Wälder Renthias zurückkehren. Ob mich der Roman so sehr mitreißen konnte wie der erste Band, erfahrt ihr in diesem Beitrag. Viel Spaß mit der Buchbesprechung zu Die Todeskönigin.
Kurzbeschreibung
Königin Daleina ist dem Tod geweiht. Um das Volk vor den Geistern zu schützen, braucht Renthia eine Königin. Die Krönung von Königin Daleina liegt noch nicht allzu lange zurück und schon muss nach einer neuen Königin Ausschau gehalten werden. In Frage kommt unter anderem Naelin. Diese hat allerdings ganz andere Vorstellungen von ihrem Leben, als Königin zu werden. Viel lieber möchte sie eine Familie haben, mit ihren Kindern leben und ein ruhiges und glückliches Leben führen. Doch Naelin sich der Bürde entziehen, wenn das Leben eines ganzes Volkes von ihr abhängt?
Ich fühle mich wohler, wenn es in meinem Zimmer stockdunkel ist, so dunkel, dass die Schwärze mich verschluckt und ich das Gefühl habe, ich könnte darin ertrinken.
Meinung
Hachja, wo fange ich denn an? Mir hat die Fortsetzung wirklich sehr gut gefallen, auch wenn ich etwas überrascht war, dass Daleina sterben wird. Es wird ja bereits im Klappentext thematisiert, aber ich hatte erwartet, dass sie nicht aufgrund einer Krankheit im jungen Alter stirbt, sondern diese Krankheit sie nach einer langen und erfolgreichen Regentschaft heimsucht. Doch sie leidet bereits eine Monate nach Amtsantritt und ihr Tod ist unausweichlich. Ich persönlich mag Daleina sehr gerne – das tat ich schon während der Lektüre des ersten Bandes –, daher war ich etwas traurig über diese Nachricht. Allerdings hat sie auch etwas Gutes, so makaber das auch klingen mag. Nämlich begegnen Leser dadurch vielen Figuren wieder, denen sie schon im ersten Band begegnet sind.
Unter den bekannten Figuren befindet sich so auch Ven, der Daleina im ersten Band ausgebildet hat. Für mich war dies eine positive Überraschung – eben weil ich dachte, dass Daleina im hohen Alter sterben wird und Leser viele neue Figuren kennenlernen werden. Das tun sie auch. Unter anderem Naelin, die mitten in den Wäldern von Ven aufgespürt wird, um als Nachfolgerin für Daleina in Frage zu kommen. Naelin ist eine vollkommen andere Frau als Daleina. Im Gegensatz zu Daleina hat sie eine Familie und bereits zwei eigene Kinder, die ihr das Wichtigste sind. Um den Thron zu beanspruchen, müsste sie einige Opfer bringen – gerade in Bezug auf ihre Familie. Dies sorgt bei Naelin für einen großen inneren Konflikt, da sich das Land in Gefahr befindet und eine passende Person regieren und die Kontrolle über die Geister haben muss.
Ausdruck
Diesen inneren Konflikt und auch die Dramatik der Handlung bringt Sarah Beth Durst hervorragend zur Geltung. Ich habe es ja schon in meiner Rezension zum ersten Teil gesagt: Diese Frau kann schreiben. Und sie besitzt unglaublich viel Fantasie. Ich habe selten so wundervoll ausgeklügelte und fantasievolle Geschichten wie Die Blutkönigin und Die Todeskönigin gelesen. Sarah Beth Durst erschafft eine einzigartige Atmosphäre. Einerseits ist sie absolut faszinierend und ich denke, jeder Fantasy-Fan möchte die Welt von Dalaina & Co einmal bereisen. Andererseits ist sie aber auch furchtbar grausam, erschütternd und brutal. Aber auch diese Aspekte haben ihren Reiz. Der Schreibstil und die Atmosphäre, die durch ihn erzeugt werden, sind vollkommen einnehmend.
Sie konnte sich nicht erlauben, etwas zu fühlen. Sie musste so herzlos sein wie ein Stein, so gefühllos wie ein See und so standhaft wie ein Baum. In dieser Hinsicht half der Schmerz.
Zudem baut die Autorin immer wieder Wendungen in die Geschichte ein, die ich an vielen Stellen nicht habe kommen sehen. Ich wusste einfach nicht genau, wohin mich die Autorin führen möchte, und das war klasse. Ich denke, heutzutage ist es für Autoren eine Herausforderung, ordentliche und vor allem originelle Fantasy zu schreiben. Sarah Beth Durst ist dies in meinen Augen mehr als gelungen.
Figuren
Ich hatte es eben bereits erwähnt, möchte aber noch kurz auf Naelin eingehen und wie sehr sie sich von Daleina unterscheidet. Im Gegensatz zu Daleina ist sich Naelin auf eine gewisse Art bewusst, dass sie viel Macht besitzt. Allerdings hat sie ihre Kräfte verdrängt. Sie möchte ihre Kinder schützen, sie möchte den Geistern aus dem Weg gehen – vor denen sie große Angst hat – und ihre Kräfte, so hilfreich sie auch wären, kamen für sie bislang nicht in Frage.
Naelin möchte ihr einfaches Leben im Wald führen. Dass Ven auftaucht und dieses ordentlich auf den Kopf stellt und sie aus ihrer Routine reißt, gefällt ihr nicht. Der Art, wie die Autorin Naelin und den anderen Figuren Leben einhaucht, ließ mich auch kein einziges Mal an Naelin zweifeln. Ich konnte sie verstehen. Als Königin müsste sie viel opfern. Im Laufe von Die Todeskönigin erlebt sie meiner Meinung nach eine beeindruckende Charakterentwicklung.
Es kommen auch noch einige andere Figuren, abgesehen von Naelin, dazu. Auch hier kann ich sagen, dass mich die Figurenvielfalt wirklich begeistern konnte. Sarah Beth Durst erschafft einen bunten Haufen an Charakteren. Manche schließt man als Leser direkt ins Herz, manche eher weniger, aber auch das mochte ich sehr. Die Figuren leisten so einen enormen Teil zur Abwechslung und Spannung in der Geschichte. Ich freue mich unglaublich auf den finalen Band der Trilogie.
Eine wundervolle Fortsetzung, die dem Vorgänger in nichts nachsteht. Sarah Beth Durst konnte mich insbesondere mit ihrem Ausdruck, der fantasievollen Welt und den interessanten Figuren überzeugen. Ich kann dieses Buch jedem Fan guter Fantasy empfehlen.
Eckdaten: Sarah Beth Durst – Die Todeskönigin (übersetzt von Michaela Link) – penhaligon – 2018 – 560 Seiten – 15,00 €
– Herzlichen Dank an den penhaligon Verlag für das Rezensionsexemplar –