Louise O'Neill – Du wolltest es doch

Ihr Lieben, heute gibt es eine kleine Buch­be­spre­chung zu Du wolltest es doch von Louise O’Neill, die eigent­lich keine wirk­li­che Buch­be­spre­chung ist. Du wolltest es doch be­handelt ein äußerst sen­si­bles The­ma, das bei mir da­für sorgte, dass ich die­ses Buch ein­fach nicht nor­mal re­zen­sie­ren kann. Diese Buch­be­spre­chung ist wie ein Ge­dan­ken­krü­mel, in dem ich meine Ge­dan­ken einfach flie­ßen lasse. Etwas ande­res finde ich bei einem Buch wie diesem auch wirk­lich schwie­rig. Aber gut, ge­nug der Worte. Wid­men wir uns dem Buch. Viel Spaß mit dem Bei­trag.

Kurzbeschreibung

Protagonistin Emma ist jung, hübsch und be­liebt. Emma weiß, dass die Jungs sich um sie rei­ßen und ge­nießt es, im Mittel­punkt zu ste­hen. Gleich­zei­tig legt sie es drauf an und sehnt sich nach Auf­merk­sam­keit. Da­bei sind ihr viele Mittel recht: Alko­hol, ego­is­ti­sches Ver­hal­ten, fal­sche Freund­schaf­ten. Eines Abends nimmt sie auf einer Party Pillen ein, die da­für sor­gen, dass sie sämt­li­che Erinne­run­gen an die Nacht verliert. Doch das Inter­net ver­gisst nicht und am nächsten Tag bricht die Welt, die Emma sich auf­ge­baut hat, in sich zu­sammen.

Ich fühle mich wohler, wenn es in meinem Zimmer stockdunkel ist, so dunkel, dass die Schwärze mich verschluckt und ich das Gefühl habe, ich könnte darin ertrinken.

— Position 2357

Meinung

Aufgebaut ist das Buch in zwei gro­ße Ab­schnitte. Das Da­vor und das Da­nach. Also Emmas Le­ben vor der Party und ein Jahr da­nach. Beide Ab­schnitte des Bu­ches scho­ckie­ren den Leser und ich weiß nicht, wel­chen Ab­schnitt ich gru­seli­ger fin­den soll. Emma um­gibt sich mit sehr vie­len Men­schen und hat einen gro­ßen Freun­des­kreis. Be­son­ders nahe ste­hen ihr je­doch drei Mäd­chen, mit de­nen sie in einer Clique ist. In den ers­ten Ka­pi­teln des Buches lernt man Emma und ihre Freundinnen kennen und sie ha­ben mich alle­samt scho­ckiert. Jede von ihnen ist un­glaub­lich ober­fläch­lich, falsch, egois­tisch und auf­ge­setzt. Ich habe mich beim Le­sen oft ge­fragt, wo die Mensch­lich­keit ge­blie­ben ist. Ob Emma über­haupt in der Lage ist, wah­re Freund­schaf­ten zu füh­ren. Und ich habe mir die Fra­ge ge­stellt, ob Men­schen wirk­lich so sein können.

du wolltest es doch louise o neill

Emma ist streng ge­nommen der ein­zi­ge Cha­rak­ter, den man näher kennen­lernt. Wie ge­sagt war sie mir von Be­ginn an ziem­lich un­sym­pa­thisch. Sie ge­hört zu den Leu­ten, die ich glück­licher­weise nicht in meinem Um­feld habe, und die ei­nem das Ge­fühl ver­mitteln, we­ni­ger wert zu sein. Gleich­zei­tig reicht Emmas Ego bis in den Himmel hi­nauf und sie sieht alles als selbst­ver­ständ­lich an. Et­was mehr Tief­gang er­hält ihr Cha­rak­ter im Da­nach, wo Leser eben­falls Emmas Fa­mi­lie kennen­ler­nen. Emma selbst wurde mir im zweiten Teil der Hand­lung etwas sym­pathi­scher und ich fühl­te mit ihr mit. Sie tat mir ein­fach un­glaub­lich leid, egal wie un­sym­pa­thisch sie mir zu Be­ginn war.

Je mehr man im zwei­ten Teil Emmas Fa­mi­lie kennen­lernt, desto eher ver­steht man, wo­her ihr Cha­rak­ter stammt. Ihre Mutter ist un­glaub­lich ober­fläch­lich und stellt das Wohl ihrer Toch­ter ganz nach hin­ten. Wich­ti­ger ist es für sie, dass der Schein der guten Fa­mi­lie auf­recht er­hal­ten bleibt. Ihr Vater dis­tan­ziert sich komplett, ver­kriecht sich in Ar­beit und ist eig­ent­lich gar nicht mehr exis­tent. Der Ein­zi­ge, der sich wirk­lich für Emma ein­setzt, ist ihr Bruder, doch auch das Ver­hält­nis zwi­schen Bru­der und Schwes­ter ist nicht das beste. Ich muss wirk­lich sa­gen: Ich habe sel­ten ein Buch mit so vie­len Figuren ge­lesen, zu de­nen ich keinen Draht auf­bauen konnte. Emmas Freundinnen hätten im zwei­ten Teil auch einen grö­ßeren Platz ein­nehmen können. Sie sind einfach von der Bild­flä­che ver­schwun­den, was ich per­sön­lich sehr schade fand.

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Du wolltest es doch beweg­te mich als Lese­rin sehr und so durch­leb­te ich wäh­rend der Lek­türe das volle Ge­fühls­spek­trum: Ekel, Wut, Mit­leid, Ver­ständ­nis­losig­keit, Hoff­nung. Die The­ma­tik des Buches hat mich ge­packt und dem­ent­spre­chend hatte das Buch meine volle Auf­merk­sam­keit. Ein­mal mit dem Lesen an­ge­fan­gen, fällt es schwer, das Buch aus den Hän­den zu legen.  Hin und wie­der hat mich die Story­line je­doch auch etwas ver­wirrt. Es gibt das Da­vor und Da­nach, aber hin und wie­der wer­den in den ein­zel­nen Ka­pi­teln klei­ne Zeit­sprün­ge unter­nommen, um wich­tige Er­eig­nisse an­zu­spre­chen. Aller­dings wer­den diese, in der Ver­gan­gen­heit lie­gen­den Er­eig­nisse, nur neben­säch­lich ab­ge­ar­bei­tet und an­ge­rissen. Danach geht es in der Hand­lung di­rekt wei­ter, was bei mir da­für sorgte, dass ich mit den Zei­ten durch­einan­der kam.

Wie ihr vielleicht merkt, fällt es mir sehr schwer, eine an­stän­dige Re­zen­sion zu Du wolltest es doch zu schrei­ben. Es gibt The­men, über die man vor­her nie groß nach­ge­dacht hat und bei de­nen man froh sein kann, selbst keine Er­fahrun­gen ge­macht zu haben. Dennoch ist es wich­tig, The­men zu hinter­fra­gen und sich mit ihnen aus­einan­der­zu­setzen. Du wolltest es doch bietet dafür definitiv einen Weg und der Titel sagt alles. Emma passie­ren in einer Nacht fürch­ter­liche Dinge, für die sie nichts kann. Sie hat Alko­hol ge­trun­ken und Pillen ge­nommen. Das war vielleicht nicht die bes­te Ent­schei­dung, aber für alles, was da­nach kam, trägt sie keine Ver­ant­wor­tung. Der Satz »Du wolltest es doch« zeigt die grau­same Rea­li­tät und führt eine Seite auf, die ich so noch nie be­trach­tet habe. Das Buch hat mich er­schüttert, wü­tend ge­macht und mich frus­triert zu­rück ge­lassen.

Ein aufwühlendes Buch, das mich bestürzt und traurig zurückgelassen hat. Dennoch ist die Thematik des Buches eine überaus wichtige und ich denke, die Autorin hat eine Geschichte verfasst, die leider viel zu oft der Wirklichkeit entspricht.

Janika Zeilenwanderer Signatur

Eckdaten: Louise O’Neill – Du wolltest es doch – Carlsen – 2018 – 368 Seiten – 18,00 €

– Herzlichen Dank an den Carlsen Verlag und NetGalley für das Rezensionsexemplar –

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Comments

  • […] schlecht ist, das auf kei­nen Fall, aber die The­ma­tik ist alles ande­re als leich­te Kost. Hier geht’s zur […]

  • Jenny

    April 17, 2019 at 15:34
    Reply

    Liebe Janika, eine wirklich schöne Rezension. Das Buch war ja vor einiger Zeit schon viel zu sehen. Ich kann verstehen, dass es nicht immer einfach ist eine Rezension über ein so "themenschweres" Buch zu schreiben, aber ich finde es toll, dass dich das Buch so zum Nachdenken anregt. Liebe Grüße Jenny

    • Janika
      to Jenny

      April 22, 2019 at 9:43
      Reply

      Liebe Jenny, herzlichen Dank für deinen lieben Kommentar. Hast du das Buch denn schon gelesen? Ich hatte das Gefühl, dass ich eine der letzten Personen gewesen bin, die das Buch nicht gelesen hatte :D Alles Liebe. Janika

  • Nicole

    April 16, 2019 at 16:59
    Reply

    Also ich finde die Rezension super geschrieben ;). Möchte das Buch auch noch lesen, auch wenn ich mittlerweile gemischte Meinungen gelesen habe, trotzdem ist das ja ein wichtiges Thema und ich finde es positiv, dass man dies auch in einem Jugendbuch thematisiert. Der Satz spiegelt da wirklich die Realität wieder, […] Read MoreAlso ich finde die Rezension super geschrieben ;). Möchte das Buch auch noch lesen, auch wenn ich mittlerweile gemischte Meinungen gelesen habe, trotzdem ist das ja ein wichtiges Thema und ich finde es positiv, dass man dies auch in einem Jugendbuch thematisiert. Der Satz spiegelt da wirklich die Realität wieder, was es halt noch schockierender macht und weshalb ich auch den Titel perfekt gewählt finde. Mal schauen, wie ich dann mit den Figuren warm werde. Finde das natürlich etwas schade, wenn die alle blasse bleiben und man nur Emma etwas besser kennenlernt. Read Less

    • Janika
      to Nicole

      April 22, 2019 at 9:42
      Reply

      Liebe Nicole, hach, danke! Das freut mich sehr zu hören. Man selbst betrachtet die eigens verfassten Texte ja nochmal anders als andere Leser :) Ich stimme dir da absolut zu. Es ist ein wichtiges Thema, das öfter angesprochen werden sollte – gerade in der Jugendliteratur, damit man auch ein Bewusstsein […] Read MoreLiebe Nicole, hach, danke! Das freut mich sehr zu hören. Man selbst betrachtet die eigens verfassten Texte ja nochmal anders als andere Leser :) Ich stimme dir da absolut zu. Es ist ein wichtiges Thema, das öfter angesprochen werden sollte – gerade in der Jugendliteratur, damit man auch ein Bewusstsein für solch schlimme Ereignisse entwickelt ... Es ist wirklich keine leichte Kost. Die Sache mit den Figuren kommt da hinzu, aber trotzdem würde ich das Buch empfehlen. Ich glaube, gerade das Zusammenspiel aus unsympathischen Figuren und der angesprochenen Thematik ist einer der Clues des Buches. Alles Liebe. Janika Read Less

  • Elizzy

    April 16, 2019 at 16:25
    Reply

    Liebste Janika, eine tolle und ehrliche Rezension. Ich finde das Thema auch sehr heikel und könnte wohl auch nur schwer eine Rezi dazu schreiben. Hab einen tollen Tag.

    • Janika
      to Elizzy

      April 22, 2019 at 9:39
      Reply

      Hallo meine Liebe, vielen Dank für deinen Kommentar. Ja, es ist schon eine Herausforderung gewesen. Das Thema des Buches ist wirklich keine leichte Kost. Aber umso wichtiger ist es ja auch, dass man es anspricht. Alles Liebe. Janika

  • Lara

    April 16, 2019 at 13:27
    Reply

    Danke für deine Buchbesprechung, bei solchen Büchern fällt es mir auch immer schwer, eine "normale" Rezension zu verfassen. Dieses Buch habe ich noch auf meinem SuB liegen und wollte es bald lesen. :) Liebst, Lara

    • Janika
      to Lara

      April 22, 2019 at 9:39
      Reply

      Liebe Lara, ja, irgendwie erscheint es einem auch unangebracht, wenn man eine "normale" Rezension schreibt und das Buch auf Stilmittel & Co herunterbricht... Bei der Handlung stehen dann doch eher andere Punkte im Vordergrund. Ich bin gespannt, was du zu dem Buch sagen wirst. Alles Liebe. Janika

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