Ihr Lieben, heute gibt es eine kleine Buchbesprechung zu Du wolltest es doch von Louise O’Neill, die eigentlich keine wirkliche Buchbesprechung ist. Du wolltest es doch behandelt ein äußerst sensibles Thema, das bei mir dafür sorgte, dass ich dieses Buch einfach nicht normal rezensieren kann. Diese Buchbesprechung ist wie ein Gedankenkrümel, in dem ich meine Gedanken einfach fließen lasse. Etwas anderes finde ich bei einem Buch wie diesem auch wirklich schwierig. Aber gut, genug der Worte. Widmen wir uns dem Buch. Viel Spaß mit dem Beitrag.
Kurzbeschreibung
Protagonistin Emma ist jung, hübsch und beliebt. Emma weiß, dass die Jungs sich um sie reißen und genießt es, im Mittelpunkt zu stehen. Gleichzeitig legt sie es drauf an und sehnt sich nach Aufmerksamkeit. Dabei sind ihr viele Mittel recht: Alkohol, egoistisches Verhalten, falsche Freundschaften. Eines Abends nimmt sie auf einer Party Pillen ein, die dafür sorgen, dass sie sämtliche Erinnerungen an die Nacht verliert. Doch das Internet vergisst nicht und am nächsten Tag bricht die Welt, die Emma sich aufgebaut hat, in sich zusammen.
Ich fühle mich wohler, wenn es in meinem Zimmer stockdunkel ist, so dunkel, dass die Schwärze mich verschluckt und ich das Gefühl habe, ich könnte darin ertrinken.
Meinung
Aufgebaut ist das Buch in zwei große Abschnitte. Das Davor und das Danach. Also Emmas Leben vor der Party und ein Jahr danach. Beide Abschnitte des Buches schockieren den Leser und ich weiß nicht, welchen Abschnitt ich gruseliger finden soll. Emma umgibt sich mit sehr vielen Menschen und hat einen großen Freundeskreis. Besonders nahe stehen ihr jedoch drei Mädchen, mit denen sie in einer Clique ist. In den ersten Kapiteln des Buches lernt man Emma und ihre Freundinnen kennen und sie haben mich allesamt schockiert. Jede von ihnen ist unglaublich oberflächlich, falsch, egoistisch und aufgesetzt. Ich habe mich beim Lesen oft gefragt, wo die Menschlichkeit geblieben ist. Ob Emma überhaupt in der Lage ist, wahre Freundschaften zu führen. Und ich habe mir die Frage gestellt, ob Menschen wirklich so sein können.
Emma ist streng genommen der einzige Charakter, den man näher kennenlernt. Wie gesagt war sie mir von Beginn an ziemlich unsympathisch. Sie gehört zu den Leuten, die ich glücklicherweise nicht in meinem Umfeld habe, und die einem das Gefühl vermitteln, weniger wert zu sein. Gleichzeitig reicht Emmas Ego bis in den Himmel hinauf und sie sieht alles als selbstverständlich an. Etwas mehr Tiefgang erhält ihr Charakter im Danach, wo Leser ebenfalls Emmas Familie kennenlernen. Emma selbst wurde mir im zweiten Teil der Handlung etwas sympathischer und ich fühlte mit ihr mit. Sie tat mir einfach unglaublich leid, egal wie unsympathisch sie mir zu Beginn war.
Je mehr man im zweiten Teil Emmas Familie kennenlernt, desto eher versteht man, woher ihr Charakter stammt. Ihre Mutter ist unglaublich oberflächlich und stellt das Wohl ihrer Tochter ganz nach hinten. Wichtiger ist es für sie, dass der Schein der guten Familie aufrecht erhalten bleibt. Ihr Vater distanziert sich komplett, verkriecht sich in Arbeit und ist eigentlich gar nicht mehr existent. Der Einzige, der sich wirklich für Emma einsetzt, ist ihr Bruder, doch auch das Verhältnis zwischen Bruder und Schwester ist nicht das beste. Ich muss wirklich sagen: Ich habe selten ein Buch mit so vielen Figuren gelesen, zu denen ich keinen Draht aufbauen konnte. Emmas Freundinnen hätten im zweiten Teil auch einen größeren Platz einnehmen können. Sie sind einfach von der Bildfläche verschwunden, was ich persönlich sehr schade fand.
Du wolltest es doch bewegte mich als Leserin sehr und so durchlebte ich während der Lektüre das volle Gefühlsspektrum: Ekel, Wut, Mitleid, Verständnislosigkeit, Hoffnung. Die Thematik des Buches hat mich gepackt und dementsprechend hatte das Buch meine volle Aufmerksamkeit. Einmal mit dem Lesen angefangen, fällt es schwer, das Buch aus den Händen zu legen. Hin und wieder hat mich die Storyline jedoch auch etwas verwirrt. Es gibt das Davor und Danach, aber hin und wieder werden in den einzelnen Kapiteln kleine Zeitsprünge unternommen, um wichtige Ereignisse anzusprechen. Allerdings werden diese, in der Vergangenheit liegenden Ereignisse, nur nebensächlich abgearbeitet und angerissen. Danach geht es in der Handlung direkt weiter, was bei mir dafür sorgte, dass ich mit den Zeiten durcheinander kam.
Wie ihr vielleicht merkt, fällt es mir sehr schwer, eine anständige Rezension zu Du wolltest es doch zu schreiben. Es gibt Themen, über die man vorher nie groß nachgedacht hat und bei denen man froh sein kann, selbst keine Erfahrungen gemacht zu haben. Dennoch ist es wichtig, Themen zu hinterfragen und sich mit ihnen auseinanderzusetzen. Du wolltest es doch bietet dafür definitiv einen Weg und der Titel sagt alles. Emma passieren in einer Nacht fürchterliche Dinge, für die sie nichts kann. Sie hat Alkohol getrunken und Pillen genommen. Das war vielleicht nicht die beste Entscheidung, aber für alles, was danach kam, trägt sie keine Verantwortung. Der Satz »Du wolltest es doch« zeigt die grausame Realität und führt eine Seite auf, die ich so noch nie betrachtet habe. Das Buch hat mich erschüttert, wütend gemacht und mich frustriert zurück gelassen.
Ein aufwühlendes Buch, das mich bestürzt und traurig zurückgelassen hat. Dennoch ist die Thematik des Buches eine überaus wichtige und ich denke, die Autorin hat eine Geschichte verfasst, die leider viel zu oft der Wirklichkeit entspricht.
Eckdaten: Louise O’Neill – Du wolltest es doch – Carlsen – 2018 – 368 Seiten – 18,00 €
– Herzlichen Dank an den Carlsen Verlag und NetGalley für das Rezensionsexemplar –
Comments
Zeilenwanderer – Wrap Up – Monatsrückblick auf den April 2019
[…] schlecht ist, das auf keinen Fall, aber die Thematik ist alles andere als leichte Kost. Hier geht’s zur […]
Jenny
Liebe Janika, eine wirklich schöne Rezension. Das Buch war ja vor einiger Zeit schon viel zu sehen. Ich kann verstehen, dass es nicht immer einfach ist eine Rezension über ein so "themenschweres" Buch zu schreiben, aber ich finde es toll, dass dich das Buch so zum Nachdenken anregt. Liebe Grüße Jenny
Janika
to Jenny
Liebe Jenny, herzlichen Dank für deinen lieben Kommentar. Hast du das Buch denn schon gelesen? Ich hatte das Gefühl, dass ich eine der letzten Personen gewesen bin, die das Buch nicht gelesen hatte :D Alles Liebe. Janika
Nicole
Also ich finde die Rezension super geschrieben ;). Möchte das Buch auch noch lesen, auch wenn ich mittlerweile gemischte Meinungen gelesen habe, trotzdem ist das ja ein wichtiges Thema und ich finde es positiv, dass man dies auch in einem Jugendbuch thematisiert. Der Satz spiegelt da wirklich die Realität wieder, […] Read MoreAlso ich finde die Rezension super geschrieben ;). Möchte das Buch auch noch lesen, auch wenn ich mittlerweile gemischte Meinungen gelesen habe, trotzdem ist das ja ein wichtiges Thema und ich finde es positiv, dass man dies auch in einem Jugendbuch thematisiert. Der Satz spiegelt da wirklich die Realität wieder, was es halt noch schockierender macht und weshalb ich auch den Titel perfekt gewählt finde. Mal schauen, wie ich dann mit den Figuren warm werde. Finde das natürlich etwas schade, wenn die alle blasse bleiben und man nur Emma etwas besser kennenlernt. Read Less
Janika
to Nicole
Liebe Nicole, hach, danke! Das freut mich sehr zu hören. Man selbst betrachtet die eigens verfassten Texte ja nochmal anders als andere Leser :) Ich stimme dir da absolut zu. Es ist ein wichtiges Thema, das öfter angesprochen werden sollte – gerade in der Jugendliteratur, damit man auch ein Bewusstsein […] Read MoreLiebe Nicole, hach, danke! Das freut mich sehr zu hören. Man selbst betrachtet die eigens verfassten Texte ja nochmal anders als andere Leser :) Ich stimme dir da absolut zu. Es ist ein wichtiges Thema, das öfter angesprochen werden sollte – gerade in der Jugendliteratur, damit man auch ein Bewusstsein für solch schlimme Ereignisse entwickelt ... Es ist wirklich keine leichte Kost. Die Sache mit den Figuren kommt da hinzu, aber trotzdem würde ich das Buch empfehlen. Ich glaube, gerade das Zusammenspiel aus unsympathischen Figuren und der angesprochenen Thematik ist einer der Clues des Buches. Alles Liebe. Janika Read Less
Elizzy
Liebste Janika, eine tolle und ehrliche Rezension. Ich finde das Thema auch sehr heikel und könnte wohl auch nur schwer eine Rezi dazu schreiben. Hab einen tollen Tag.
Janika
to Elizzy
Hallo meine Liebe, vielen Dank für deinen Kommentar. Ja, es ist schon eine Herausforderung gewesen. Das Thema des Buches ist wirklich keine leichte Kost. Aber umso wichtiger ist es ja auch, dass man es anspricht. Alles Liebe. Janika
Lara
Danke für deine Buchbesprechung, bei solchen Büchern fällt es mir auch immer schwer, eine "normale" Rezension zu verfassen. Dieses Buch habe ich noch auf meinem SuB liegen und wollte es bald lesen. :) Liebst, Lara
Janika
to Lara
Liebe Lara, ja, irgendwie erscheint es einem auch unangebracht, wenn man eine "normale" Rezension schreibt und das Buch auf Stilmittel & Co herunterbricht... Bei der Handlung stehen dann doch eher andere Punkte im Vordergrund. Ich bin gespannt, was du zu dem Buch sagen wirst. Alles Liebe. Janika