Ihr Lieben, heute gibt es eine Buchbesprechung zu einem Werk, das Anfang des Jahres beim LYX Verlag erschien und ein einmaliges Setting besitzt. Ich würde das Buch irgendwo zwischen Tausendundeine Nacht und Die Tribute von Panem verorten. Über welche Geschichte spreche ich? Die letzte Königin: Das schlafende Feuer von Emily R. King. Besonders die Mischung aus orientalischem Setting und der Bedrohung von tödlich ausgehenden Spielen hat für mich eine lange Zeit den Reiz der Geschichte ausgemacht. Ob mich das Buch von vorne bis hinten begeistern konnte, erfahrt ihr jetzt. Viel Spaß mit der Buchbesprechung!
Kurzbeschreibung
Kalinda ist achtzehn Jahre alt und wächst behütet bei der Heiligen Schwesternschaft auf. Unter all den Mädchen, die dort leben, fällt Kalinda mit ihrer Optik auf: Im Gegensatz zu allen anderen ist sie dürr, groß und regelmäßig krank. Ihr Alltag wird auseinandergerissen, als eines Tages der tyrannische Herrscher Tarek in die Schwesternschaft kommt und sich seine hundertste Braut aussuchen möchte. Kalinda soll es werden, doch im Palast des Rajah stellen sich ihr einige Herausforderungen – allen voran die Kämpfe, die sie sich stellen muss. Denn jede Kurtisane des Herrschers darf sich Kalinda im Zweikampf stellen, um ihre Position als Ehefrau zu beanspruchen.
Ich werde nie wieder die sein, die ich einmal war, doch wenn tatsächlich die Götter mich hierhergeführt haben, dann wissen sie, dass ich mich ihm nicht beugen werde. Nicht jetzt. Niemals.
Meinung
Dass Kalinda durch Zweikämpfe ihren Platz an der Seite des Rajahs verteidigen muss, fand ich von Anfang an super. Es war sogar einer der Gründe, wieso ich das Buch überhaupt lesen wollte. Das soll jetzt nicht komisch wirken, aber ich mag Geschichten, in denen die Figuren in Wettkämpfen gegeneinander antreten. Sie sind meistens unglaublich spannend. Doch das Turnier ist nicht das Einzige, das in Die letzte Königin eine Rolle spielt: Es gibt auch eine Liebesgeschichte – und damit ist nicht Rajah Tarek gemeint – und ein Geheimnis zu Kalindas Vergangenheit.
Mich persönlich konnte Die letzte Königin mittelmäßig überzeugen. Es ist keinesfalls eine schlechte Geschichte, für mich aber auch kein Lesehighlight. Der solide Mittelbereich trifft es, wisst ihr?
Kalinda, die Protagonistin
Kalinda als Protagonistin des Buches war mir sehr sympathisch. Ich mochte ihre faire und mitfühlende Art gegenüber ihren Freundinnen. Sie ist eine jener selbstlosen Charaktere, bei denen man als Leser häufig denkt, dass es den Figuren guttun würde, wenn sie auch ein wenig mehr an sich selbst denken würden. Ich mochte sie sehr gerne – besonders weil sie sich nicht davor scheut, ihre Meinung zu sagen. Sie steht zu einhundert Prozent hinter ihren Aussagen und hinter den Werten, die sie vertritt. Kalinda macht sich für niemanden klein.
Das Einzige, was mich manchmal an ihr gestört hat, war, dass sie über gewissen Dingen steht, ohne zurückzufeuern. Es gibt beispielsweise ein Mädchen, das Kalinda regelmäßig hänselt und ihr klar zu verstehen gibt, was sie von ihr hält. Es ist natürlich schön, dass Kalinda solche Aussagen nicht jucken. Mich als Leserin hat es aber wütend gemacht, denn ich wollte nicht, dass jemand Kalinda so beschimpft und sie das einfach hinnimmt.
Bunte Vielfalt an Nebenfiguren
Die letzte Königin offenbart sehr schnell das Love Interest von Kalinda – ihr Leibwächter Deven Naik. Auch Deven mochte ich gerne. Am Anfang wirkt er ein wenig mysteriös und ich wusste nicht recht, was ich von ihm halten sollte. Relativ schnell wurde mir jedoch bewusst, was für Absichten Deven hat. Die Beziehung der beiden hat mir besonders gut gefallen, weil sie nicht im Vordergrund der Handlung steht. Es gibt für Kalinda und Deven wichtigere Dinge als das eigene Glück und genau diese kleine Rolle der Liebe mochte ich. Der einzige Nachteil ist, dass Deven für mich doch etwas blass blieb. Er wirkte, obwohl er für Kalinda sehr wichtig ist, wie eine Nebenfigur. Ich hätte mir ein paar mehr Einblicke in seinen Charakter gewünscht.
In der Geschichte gibt es zahlreiche Nebenfiguren. Kalindas beste Freundin, andere Ehefrauen und Kurtisanen des Rajahs, denen sich Kalinda nähert. Aber auch ein paar vermeintliche Bösewichte und Wachen spielen einen wichtigen Part in Die letzte Königin. Bis auf Deven riefen alle Figuren ein klares Bild in mir hervor. Ich konnte mir die Charaktere gut vorstellen und auf mich wirkten sie facettenreich und authentisch.
Eine spannende, aber vorhersehbare Handlung
Luft nach oben gibt es für mich insbesondere bei der Handlung. Die letzte Königin hat mich zwar wunderbar unterhalten, aber die Geschichte war schon arg vorhersehbar. Ich denke, die Vorhersehbarkeit ist der Knackpunkt des Buches. Entweder man kommt mit ihr zurecht und mag es oder eben nicht. Mich hat es so halbwegs gestört, denn insgesamt mochte ich die Richtung, in die sich die Geschichte entwickelt hat. Kleine Hinweise auf die Entwicklung waren für mich nur leider etwas zu offensichtlich. Ich hätte mir einfach noch die ein oder andere Überraschung gewünscht, mit der ich überhaupt nicht gerechnet habe.
Gleichzeitig kann ich den Punkt jedoch auch entschärfen. Genretechnisch fällt Die letzte Königin nämlich unter die romantische Fantasy, wenn es nach mir geht, und hier muss ich einfach sagen, dass ich extrem viele Bücher aus dem Bereich gelesen habe. Für jemanden, der weniger romantische Fantasybücher liest, ist die Handlung vermutlich weniger ein Problem als für mich.
Ansonsten finde ich die Handlung jedoch gut. Als Leser begleitet man Kalinda an verschiedene Orte, an denen sie sich immer neuen Herausforderungen stellen muss. Gerade den Aspekt des Kämpfens fand ich dabei klasse, hätte mir aber auch da ein wenig mehr gewünscht. Lieber ein paar mehr Kampfszene als Intrigen und Auskundschaften.
Sprache und Setting
Sprachlich ist Die letzte Königin ebenfalls im Mittelmaß. Erzählt wird die Geschichte aus Kalindas Perspektive, sodass man einen interessanten Überblick ihrer Gedankenwelt bekommt. Auch das Erzähltempo fand ich gut. Es kamen keine großen Längen auf und wenn es spannend wurde, setzt Emily R. King das geschickt um. Ich persönlich war wirklich erstaunt, als ich herausgefunden habe, dass Die letzte Königin ihr Debüt ist! Der Schreibstil liest sich flüssig und leicht – er ist nicht zu detailreich, bietet jedoch einen wunderbaren über das Setting.
Und das Setting ist wirklich grandios. Ich hatte immer ein orientalisch angehauchtes Setting vor Augen. Mit heißen Wüsten, saftigen Oasen und ganz viel bunter Seide. Für mich hat das auch perfekt zur Geschichte gepasst. Ich würde gerne mehr Bücher lesen, die in einem so ungewöhnlichen Setting spielen und gleichzeitig mit so coolen Figuren wie Kalinda punkten können.
Die letzte Königin überzeugte mich mit einer starken Protagonistin und einem außergewöhnlichen Schreibstil. Um ein Highlight zu werden, hätte der Roman weniger vorhersehbar sein müssen.
Eckdaten: Emily R. King – Die letzte Königin: Das schlafende Feuer (übersetzt von Susanna Mende) – LYX Verlag – 2019 – 384 Seiten – 15,00 €
– Vielen Dank an den LYX Verlag für das Bereitstellen des Rezensionsexemplares. –
Comments
Tina
Hey Janika, ich liebe ja dieses Cover, aber habe leider nicht sooo Lust auf die Story von wegen 100. Braut, Kurtisane, geheime Liebe zu Leibwächter... das einzig Anziehende wäre für mich das 1001 nacht- Feeling. Ich danke dir für die Rezension. Liebe Grüße Tina
Janika
to Tina
Liebe Tina, das Cover ist wirklich ein absoluter Traum, aber mich konnte es eben auch nicht ganz überzeugen... Aber das macht ja auch nichts :) Alles Liebe. Janika