Laura Kneidl – Die Krone der Dunkelheit: Magieflimmern

Ihr Lieben, das Schrei­ben mancher Re­zen­sio­nen fällt leicht, das Schrei­ben ande­rer fällt schwer. Diese Re­zen­sion zu schrei­ben fiel mir mehr als schwer und ich weiß auch jetzt noch nicht, ob ich die rich­ti­gen Worte ge­fun­den habe, denn irgend­wie kann und will ich den Text nicht ab­schlie­ßen. Es wird aber Zeit, denn ich habe vor we­ni­gen Wo­chen Die Krone der Dun­kel­heit: Ma­gie­flimmern be­endet und so lang­sam ist die Buch­be­spre­chung ein­fach fällig. Also le­gen wir los. Viel Spaß beim Lesen.

Worum geht’s in DKDD: Magieflimmern?

Freya kennt die Wahr­heit. Sie hat he­raus­ge­fun­den, was mit ihrem Bruder im Land der Fae ge­sche­hen ist, und nun bleibt für sie nur noch eines zu tun: Sie muss nach Tho­bria zu­rück­keh­ren und sich ihrem Schick­sal als zu­künf­tige Köni­gin stellen. Doch der Hof ist ein golde­ner Käfig voller Re­geln und Ver­bo­te, dabei will Freya nichts sehn­li­cher als Ma­gie wir­ken und Lar­kin finden, der als ge­such­ter Ver­bre­cher noch immer auf der Flucht vor dem Kö­nig ist. Zeit­gleich zie­hen die ge­platz­te Krö­nung und das ge­schei­ter­te Atten­tat auf den jun­gen Fae-Prin­zen Khee­ran immer gra­vieren­de­re Fol­gen nach sich. Un­ru­hen bre­chen unter den Un­seelie aus und wo­mög­lich fin­det diese Be­dro­hung schon bald einen Weg in das Reich der Menschen.

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Meinung

Als ich den ersten Band von Die Krone der Dun­kel­heit ge­le­sen habe, wurde das Buch zu einem High­light. Ich war hin und weg und hatte be­reits im Ja­nu­ar ein Jah­res­high­light ge­fun­den. Mich fas­zi­nier­te die Welt, die Laura Kneidl ge­schaffen hatte, ich habe mich in die Cha­rak­tere ver­liebt und den Schreib­stil mochte ich auch. Die inte­ressan­te Hand­lung ließ mich das Buch im Nu be­enden. Bei Magie­flimmern sah das lei­der alles etwas anders aus, und ehr­lich ge­sagt bin ich so ent­täuscht, dass ich nicht mal weiß, ob ich die Reihe wei­ter­le­sen möchte oder nicht. Ich will wissen, was passiert, aber den Weg dorthin stelle ich mir so müh­sam vor, dass mir die Lust ver­geht.

Wo fangen wir an? Vielleicht beim größ­ten meiner Kri­tik­punk­te: der Hand­lung. Diese ist näm­lich quasi nicht exis­tent. In Ma­gie­flimmern passiert ge­fühlt gar nichts. Nach der Lek­türe habe ich mir Ge­dan­ken zu jeder einzel­nen Per­son ge­macht, was sie er­leb­te, an wel­chem Punkt sie star­tete und an wel­chem Punkt sie sich zum Ende des Ro­mans be­fand. Das Er­geb­nis war nie­der­schmetternd, denn eigent­lich hat keine der Fi­gu­ren irgend­was Be­wegen­des er­lebt und war viel­mehr im eige­nen Ge­dan­ken­chaos ver­sun­ken, grübel­te über die Welt und kam nicht von A nach B. Es war wirk­lich an­stren­gend und ich empfand die meis­ten Ka­pi­tel tat­säch­lich als über­flüssig, weil sie we­der zur Hand­lung noch zur Cha­rak­ter­ent­wick­lung etwas bei­ge­tra­gen haben.

Dementspre­chend er­müdend empfand ich die ge­sam­te Lek­tü­re und musste mich ab einem ge­wissen Punkt wirk­lich zum Wei­ter­lesen zwin­gen. Im letz­ten Vier­tel wurde es zwar etwas spannen­der, aber retten konnte die Spannung Magie­flimmern nicht – vor allem weil die wirk­lich auf­regen­den Passagen mit einem Cliff­hanger ende­ten. Ich habe mir nach dem ers­ten Band ein­fach etwas mehr von allem erhofft: Spannung, Aben­teuer, Charakterentwicklung. Statt­dessen dümpelt die Ge­schich­te vor sich hin und das über sechs­hun­dert Seiten! Ich frage mich echt, wie­so der Ver­lag hier nicht ge­kürzt hat. Das Rele­vante, das auf den sechs­hun­dert Sei­ten passiert, hätte auch auf knappe drei­hun­dert gepasst.

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Figuren (Spoiler!)

Neben der Hand­lung gab es auch bei den Fi­gu­ren Still­stand. Cha­rak­ter­ent­wick­lung? Fehl­an­zeige. Die ein­zige nennens­wer­te Ent­wick­lung konnte ich bei Lar­kin ent­de­cken, der mehr und mehr sei­nen Glau­ben an die Kö­nigs­reli­gion ab­leg­te. Je­doch wirkte dies auf mich konstru­iert und ich hatte das Ge­fühl, Laura Kneidl baute diesen Punkt nur ein, um die Be­zie­hung zwi­schen Lar­kin und Freya zu recht­ferti­gen.

Freya und Ceylan bekommen eine Cha­rak­ter­ent­wick­lung in der Form, dass beide be­son­ders sind. In Cey­lans nähe­rer Um­ge­bung kann nie­mand Magie wirken, wäh­rend Freya plötz­lich über Magie ver­fügt. Die Ma­gie in Magie­flimmern wirkt auf mich will­kür­lich, nicht durch­dacht und lose zu­sammen­ge­würfelt. Freya und Ceylan sind be­son­ders, weil sie die Haupt­fi­gu­ren sind und das reicht als Begründung. Warum ausgerechnet diese beiden als Einzige aus der Masse hervorstehen wird nicht erklärt. Ich be­zweifle ehr­lich ge­sagt, dass es in den Fort­setzun­gen eine sinn­volle Er­klä­rung ge­ben wird.

Zu Kheeran und Larkin kann ich kaum etwas sagen. Ich fand ihre Ka­pi­tel lang­weilig. Punkt. Es ist ein­fach nichts Nennenswertes passiert und der All­tag der bei­den inte­ressier­te mich leider auch nicht. Khee­ran grübelt in einer Tour da­rüber, dass er sein Leben als Kö­nig blöd fin­det, wäh­rend Larkin durchs Land streift und dabei eine Mission ver­folgt, die mir nicht ganz klar war. Da­bei denkt er an Freya.

Um auch etwas Positives zu sagen: Ich fand es schön, dass mehr Er­zähl­pers­pekti­ven hin­zu­ge­kommen sind und der Leser nun auch Leigh und Elroy be­glei­tet. Die Kapi­tel der beiden mochte ich am meis­ten, was nicht überrascht, da ich schon im ersten Band mehr über Elroy wissen wollte. Beide Fi­gu­ren wurden greif­ba­rer und im Ge­gen­satz zu allen ande­ren Fi­gu­ren empfand ich ihre Ka­pi­tel nicht als ner­vig. Ich genoss es, mehr über Leigh und Elroy zu er­fah­ren, weil sie im ersten Band nur durch die Au­gen anderer be­schrie­ben wur­den und der Leser sich in Ma­gie­flimmern ein eigenes Bild der bei­den machen konnte.

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Ausdruck

Ich mag Laura Kneidls Art zu schrei­ben sehr gerne. Ihre Texte lassen sich flüssig le­sen, sind lo­cker ver­fasst und ich kann mir immer ein gu­tes Bild von dem machen, was passiert, wie die Um­ge­bung und wie die Per­so­nen aus­sehen. In Magie­flimmern empfand ich ihren Aus­druck auch als gut, wenn auch etwas er­mü­dend. Ich denke, dies ist jedoch der Hand­lung ge­schul­det. Es hilft mir leider nicht, wenn Sätze schön for­mu­liert sind, im gro­ßen Ganzen je­doch nichts passiert und man die Häl­fte der Sätze ge­trost hätte strei­chen können.

Was meinen Lesefluss hin und wieder etwas unterbrochen hat, ist die Schreib­weise von Fi­gu­ren­namen. Die Orte kennen wir nämlich alle schon – wie gesagt, Stillstand und so. Wie spricht oder liest sich bei­spiels­wei­se der Name Deèglan? Wie »Declan« vielleicht? Immerhin ist das ein irischer Vorname und die Schreibweisen beider Namen ähneln sich ein wenig. Nein – laut Glossar wird der Name »Di-gläin« ausgesprochen, worauf ich nie im Leben gekommen wäre. Ohne Glossar wäre ich ziemlich überfordert gewesen und alle, die Magie­flimmern mit einem E-Reader le­sen, tun mir wirklich leid. Sie haben näm­lich nicht die Mög­lich­keit, fix ans Ende des Buches zu blättern und dür­fen sich ein­fach an einer An­einan­der­rei­hung von Buch­sta­ben er­freuen.

Worüber ich auch an einigen Stellen stolperte, ist die fehlende Logik in Laura Kneidls Be­schrei­bungen. Hier möchte ich ein Bei­spiel nennen, also Ach­tung, Spoiler. Im Laufe des Ro­mans kommt es zu einem Tech­tel­mech­tel zwi­schen Larkin und Freya. Als sie sich ge­gen­sei­tig aus­zie­hen, stehen beide und Freya be­ginnt, Larkin das Hemd auf­zu­knöpfen. Nur mit den obe­ren Knöpfen hat sie Proble­me – Larkin ist ein­fach zu groß, als dass sie ihm die obers­ten Hemds­knöpfe öffnen könn­te. Wie groß ist Lar­kin denn bitte, dass Freya da nicht ran­kommt? Drei Meter? Den Satz mit dem Aufknöpfen habe ich mehrfach gelesen, weil ich zunächst dachte, ich würde ihn nicht ganz verstehen. Frie­deri­ke ist er aber genauso aufgefallen und ich empfehle euch, einfach bei ihr vor­beizuschauen, sobald ihre Rezension online ist – aber auch sonst immer, denn ihr Blog ist toll! –, denn Frie­deri­ke hat eine weit­aus größe­re Samm­lung an selt­sa­men Zi­ta­ten und un­re­alis­ti­schen Szenen ge­sammelt als ich. 

Abschlussgedanken

Ich denke, ihr merkt, dass mich der zwei­te Band der Reihe mehr ent­täuschte als be­geis­ter­te. Er zieht sich, lässt sich mitunter schwer lesen und die Fi­gu­ren durch­lau­fen keine große Ver­ände­rung. Für mich war Magie­flimmern leider nichts und ich war froh, als ich das Buch be­endet hatte. Ich habe es gut zwei­ein­halb Wo­chen mit mir rum­ge­schleppt und hatte häufig über­haupt keine Lust wei­ter­zu­lesen. Ver­glei­che ich dieses Buch mit Laura Kneidls ande­ren Ge­schich­ten bin ich wirk­lich ent­täuscht, denn man kennt besse­res von ihr.

Eine spannende Handlung, die den Leser an die Seiten fesselt, hat Die Krone der Dunkelheit: Magieflimmern  leider nicht. Auch die Figuren entwickeln sich nicht weiter, das World-Building wirkt willkürlich zusammengewürfelt und der Ausdruck verwirrt an manchen Stellen. Für mich leider eine Enttäuschung.

Janika Zeilenwanderer Signatur

Eckdaten: Laura Kneidl – Die Krone der Dunkelheit: Magieflimmern – Piper – 2019 – 608 Seiten – 15,00 €

– Herzlichen Dank an den Piper Verlag für mein Leseexemplar. –

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  • […] Janika, Irem und Anja hatte ich einen Grund das Buch in einem relativ kurzen Zeitraum zu lesen, denn sie […]

  • Katharina

    Dezember 2, 2019 at 9:09
    Reply

    Liebe Janika, deiner Rezension stimme ich glaube ich in wirklich allen Punkten zu, ich habe das Buch ganz genau so empfunden. Ich mochte ja schon den ersten Band nicht so und dachte hier kommt endlich etwas Spannung auf, aber Fehlanzeige. Ich denke ich werde diese Reihe dann auch nicht weiter […] Read MoreLiebe Janika, deiner Rezension stimme ich glaube ich in wirklich allen Punkten zu, ich habe das Buch ganz genau so empfunden. Ich mochte ja schon den ersten Band nicht so und dachte hier kommt endlich etwas Spannung auf, aber Fehlanzeige. Ich denke ich werde diese Reihe dann auch nicht weiter verfolgen, ich würde mich nur weiter darüber aufregen. Mir kamen auch einige Dinge wenig logisch vor, allerdings habe ich am Ende wohl nicht mehr so genau gelesen, denn die Szene mit Freya und Larkin ist mir gar nicht aufgefallen, erst als Friederike mir davon erzählt hat und dann musste ich doch sehr lachen. Anscheinend kann Freya ihre Arme nicht heben oder Larkin ist echt ein Riese. ? Liebe Grüße, Katharina Read Less

    • Janika
      to Katharina

      Dezember 14, 2019 at 12:57
      Reply

      Liebe Katharina, ich stelle es mir auch unglaublich schwierig vor das Buch zu beenden, wenn dir schon der erste Band nicht vollkommen zugesagt hat. Mir fiel es ja schon schwer und ich hatte eine ganze Zeit lang noch die Hoffnung, es würde besser werden ... Oh man :( Alles Liebe. […] Read MoreLiebe Katharina, ich stelle es mir auch unglaublich schwierig vor das Buch zu beenden, wenn dir schon der erste Band nicht vollkommen zugesagt hat. Mir fiel es ja schon schwer und ich hatte eine ganze Zeit lang noch die Hoffnung, es würde besser werden ... Oh man :( Alles Liebe. Janika Read Less

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