Lilly Adams – Nebenan funkeln die Sterne

Ihr Lieben, vor einiger Zeit habe ich Kingdom of Ash von Sarah J. Maas be­endet. Es war das Buch, auf das ich mich in diesem Jahr am meis­ten ge­freut habe. Es hat mich in kei­ner Wei­se ent­täuscht, aber wie es dann so oft nach wirk­lich gu­ten Büchern ist, be­kam ich einen kleinen Book Hang­over: Ich wusste einfach nicht, was ich lesen sollte, denn kaum ein ande­res Buch würde mit King­dom of Ash mit­hal­ten können. Was musste also her? Ein Genre­wechsel! Und was würde sich als Genre­wechsel nach epi­scher Fan­tasy mehr an­bie­ten als ein Lie­bes­roman? Daher griff ich kur­zer­hand zu Nebenan funkeln die Sterne von Lilly Adams, das ich euch heute vor­stellen möchte.

Kurzbeschreibung

Emma lebt seit etwa zwei Jahren in London. Sie zog in die Groß­stadt, um ih­rer Ver­gan­gen­heit zu ent­kommen und einen Neu­an­fang zu wa­gen. End­lich steht sie auf ei­ge­nen Bei­nen und ar­bei­tet selbst­stän­dig von zu Hau­se aus. Noch dazu hat sie einen be­kann­ten Insta­gramaccount, auf dem sie ihr per­fek­tes Leben dar­stellt. Jedoch sind ihre Bilder nur Fassade. Emma ist iso­liert und kommt kaum unter Leute. Einer­seits liegt das an ihrem Be­ruf, ande­rer­seits wünscht sie es sich selbst so. Ihr ge­ordne­tes Leben wird auf den Kopf ge­stellt, als Nathan neben­an ein­zieht und sie aus ihrer Höhle lockt …

Sie zog die Kapuze ihrer Jacke tief ins Gesicht und rannte einfach los durch den leichten Nieselregen, der im Schein der Laternen wie kleine, fallende Sterne leuchtete. Sie wusste nicht, ob das Rennen gut für sie war, aber sie wollte nach Hause, in ihre Höhle, in ihr geliebtes Gefängnis, das sie so gerne von innen verriegelte.

— S. 65

Meinung

Wie in der Einleitung er­wähnt, habe ich das Buch be­gonnen, da ich auf der Suche nach einem ande­ren Genre war und weil die locker­leich­te Ge­schich­te um Emma mich neu­gie­rig machte. Alles in allem hat mir der Roman auch gut ge­fallen. Es gab ein paar Klei­nig­kei­ten, die mich ge­stört haben, aber der Roman hat et­was ge­schafft, mich wirk­lich zum Nach­den­ken anzureden.

nebenan funkeln die sterne

Wunderschöne Worte rund um Emma

Von Lilly Adams hatte ich vor Nebenan funkeln die Sterne noch kein ande­res Buch ge­le­sen, aber ich denke, dass ich mir auch wei­tere Bücher der Au­to­rin an­schauen werde. Mir hat ihr Schreib­stil näm­lich aus­ge­spro­chen gut ge­fallen. Dieser Ro­man ist wun­der­schön ver­fasst. Mal sind die Sätze kurz und knackig, mal fallen sie länger aus und sind dabei ma­le­risch und ausdrucksstark. Der anspre­chen­de Schreib­stil trägt für mich maß­ge­bend dazu bei, dass mir die Protagonistin so sym­pa­thisch ist. Ich kann die meisten ihrer Ge­dan­ken­gänge und ihr Han­deln – auch wenn es na­tür­lich nicht rich­tig ist – ver­ste­hen. Ich weiß, wieso sie tut, was sie tut und so wuchs sie mir mit jeder Seite etwas mehr ans Herz.

Die Liebe umgab sie wie die salzigen Wellen des Meeres, und sie ließ sich tragen und hielt nicht mehr Ausschau nach dem Land.

— S. 319

Emma ist die Prota­go­nis­tin des Romans und die­ser wird einzig aus ihrer Pers­pek­ti­ve er­zählt. Das ist für mich so auch in Ordnung, da man Emma gut kennen­lernt. Sie ist mir zwar sym­pa­thisch ge­we­sen, je­doch nicht voll und ganz. Irgend­wie finde ich ihr Ver­hal­ten hin und wieder et­was selt­sam und konn­te mich wäh­rend der Lek­tü­re nicht immer mit ihr iden­ti­fi­zie­ren. Sie lebt ein ziemlich iso­liertes Le­ben und lügt. Das Ge­rüst, das sie auf­baut, hat mir Angst ein­ge­jagt, da ich nur darauf ge­war­tet habe, dass es zu­sammen­bricht.

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Ich finde ihre Ängste teilweise zudem schwer nach­voll­zieh­bar. Im einen Augen­blick verspürt sie große Angst vor vielen Din­gen, im nächsten sind diese Ängste wie fort­ge­bla­sen. Für mei­nen Ge­schmack war das zu un­ent­schlossen. Ich hätte mir gene­rell einen etwas strik­teren roten Faden ge­wünscht, der sich durch die Ge­schich­te zieht. Einmal in der ge­sam­ten Hand­lung, worauf ich gleich noch ein­ge­hen möchte, und in Be­zug auf Emma. Ich hätte so gerne eine schö­ne Ent­wick­lung ihres Cha­rak­ters ge­lesen und nicht dieses Hin und Her. Dass sie bei­spiels­wei­se zu Be­ginn des Ro­mans große Pro­ble­me mit ihren Ängsten hat, diese aber nach und nach be­sie­gen kann. Davon ab­ge­sehen mochte ich Emma als Pro­ta­gonis­tin sehr.

Social Media

Soziale Netzwerke sind für Emma mehr Schein als Sein. Um ihren Feed zu füllen, sucht sie stra­te­gisch mehrere Jahre alte Bilder aus ihrer Ver­gan­gen­heit he­raus, die sie auf­wen­dig be­ar­bei­tet, um sie als Bilder aus ihrem jetzi­gen All­tag dar­zu­stellen. Ihre Fan-Commu­nity feiert Emmas Life­style und ihre Bil­der. Umso trau­ri­ger ist es, dass es ein­fach nicht stimmt. Als diese Er­kennt­nis schon wäh­rend der ersten Sei­ten bei mir kam, habe ich mich das erste Mal ge­fragt, für wie viele Menschen das die Rea­li­tät ist. Wie viele Menschen einem auf Insta­gram wohl etwas vor­gaukeln …

Jedes Kapitel beginnt mit einem Aus­zug aus Emmas Akti­vität in den so­zia­len Netzwerken – wie sie mit ihren Follower:innen in­ter­agiert und wel­che Lü­gen sie auf­baut –, was ich sehr interessant zu ver­fol­gen finde. Be­son­ders spannend ist näm­lich die Tat­sache, dass die­se Aus­züge immer auf das vor­heri­ge Ka­pi­tel be­zogen sind. So kennen die Leser:innen die Wahr­heit und sehen genau, wie Emma diese in den so­zia­len Me­dien verdreht.

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Die sozialen Netzwerke spielen in diesem Buch eine große Rolle. Viele andere Blogger:innen und ich selbst sind täg­lich auf in ihnen ak­tiv. Insta­gram (Twitter und/oder Facebook) ge­hö­ren meistens als fes­ter Be­stand­teil zum ei­genen Blog. Was ich bei Nebenan funkeln die Sterne sehr inte­ressant finde, ist eine Aussage von Emma, die in etwa so lautet: »Man ver­bringt Stunden mit dem Pla­nen des Feeds und dem Be­arbei­ten der Fotos, nur um ein Bild on­line zu stellen, dass nach we­ni­gen Minuten von den Follower:innen be­reits ver­gessen wurde.« Ich habe mir die Stelle leider nicht mar­kiert, aber der Inhalt ist mir im Kopf ge­blie­ben, denn ich glaube, mit dieser Aussage kann fast jede:r Blogger:in oder Influ­encer:in etwas an­fan­gen. Auf die ein oder andere Weise wird die­ser Satz näm­lich für jede:n stimmen. Man in­ves­tiert als Blogger:in sehr viel Zeit in Fotos und die Dar­stellung des Ob­jek­tes, das man prä­sen­tie­ren möchte.

Worauf läuft die Geschichte hinaus?

Es gibt jedoch auch einen großen Knack­punkt bei Nebenan funkeln die Sterne für mich. Die Hand­lung düm­pelt etwas vor sich hin. Wo­rauf läuft die Ge­schich­te hi­naus? Das ist die Frage, die ich mir nach etwa hun­dert Seiten zum ersten Mal ge­stellt habe. Ich habe das Ge­fühl, dass der rote Faden in der Hand­lung voll­kommen fehlt. Die Aus­gangs­situ­ation ist klar ge­schil­dert und hin und wieder ver­lässt Emma dank Nathan ihre Kom­fort­zone. Aber das war es dann auch schon, wenn ich mich nicht irre. Ich habe mir ein­fach mehr von der Hand­lung er­hofft und nicht nur eine Grund­situ­ation mit sich doch immer ähnelnden Aus­rei­ßern aus dem Kon­zept. Wirk­li­che Spannung kommt für meinen Ge­schmack nicht auf.

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Nebenan funkeln die Sterne ist ein Lie­bes­ro­man, das ist mir be­wusst. Ich weiß auch, dass man dieses Genre nicht mit spannen­den Kri­mis oder komplexer Fan­tasy ver­glei­chen kann. Dennoch hätte ich mir etwas ge­wünscht, das mich an die Hand­lung bin­det. Etwas, das mich dazu bringt, un­be­dingt wei­ter­le­sen zu wollen. Mir per­sön­lich hat in die­sem Punkt die be­son­dere Note gefehlt.

Lilly Adams überzeugt mit einem wunderschönen Schreibstil und interessanten Figuren, die das 21. Jahrhundert ziemlich gut widerspiegeln. Ich hätte mir etwas mehr Handlung gewünscht.

Janika Zeilenwanderer Signatur

– Vielen Dank an Bastei Lübbe für das Rezensionsexemplar –

Eckdaten: Lilly Adams – Nebenan funkeln die Sterne  – LYX Verlag – 2018 – 432 Seiten – 12,90 €

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Comments

  • […] Stimmen zum Buch:ZeilenwandererMiss LetterNaddis BlogVielen Dank an Netgalley für die Bereitstellung des […]

  • Mary

    Dezember 12, 2018 at 7:37
    Reply

    Liebe Janika, wie immer eine richtig schöne Rezension! Ich habe das Buch auch gelesen und fand das Buch ganz gut. Emma war mir sympathisch, aber ich mochte Nathan nicht so sehr. Er war immer zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort. Für mich war das zu konstruiert... Liebe Grüße, Mary

    • Janika
      to Mary

      Dezember 12, 2018 at 7:47
      Reply

      Guten Morgen Mary, da sprichst du was an! Du hast absolut recht. Die Zusammentreffen der beiden waren schon arg seltsam – selbst für Nachbarn! Alles Liebe und komm gut in den Tag! Janika

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