Sarah Beth Durst – Die Blutkönigin

Hallo, liebe Bücher­freun­de, heute stelle ich euch ein Buch vor, das ich in den ver­gan­ge­nen zwei Wo­chen ge­le­sen ha­be. Ein Buch, das mich wahr­haf­tig be­geis­tern konnte und das in ei­nem so gran­dio­sen Setting spielt, dass ich selbst ger­ne in den Wäl­dern von Ren­thia le­ben würde. Ich prä­sen­tie­re: Die Blut­königin. Dies ist der erste Teil einer High Fan­ta­sy Tri­lo­gie, die im pen­ha­li­gon Ver­lag erscheint.

Ihr Meister, ein Heiler und ein Wolf begleiteten sie, zumindest sagten das die Geschichten. Geschichten sind manchmal wahr.

— S. 535

Kurzbeschreibung

Daleina ist ein junges Mädchen als ihr Heimat­dorf Grau­baum von Ele­men­tar­geis­tern zer­stört wird. Bis auf ihre Fami­lie kommen alle Dorf­be­wohner ums Le­ben. Dass Da­leina und ihre Fami­lie über­le­ben, ist ein­zig und allein Da­lei­nas Ver­dienst, denn sie scheint die Be­ga­bung zu be­sitzen, Ele­men­tar­geis­ter kon­trollie­ren zu können. Zwar ist ihre Ga­be nicht son­der­lich stark aus­ge­prägt, doch sie reicht da­zu aus, dass sie die Aka­de­mie auf­nimmt. Dort wer­den junge Frau­en aus­ge­bil­det, um den Ele­men­tar­geis­tern Ein­halt zu ge­bie­ten, die das ge­sam­te Land terrori­sie­ren, und ge­gebe­nen­falls eines Ta­ges Köni­gin zu wer­den. Denn dass die Ele­men­tar­geis­ter und die Ein­wohner Ren­thias halb­wegs in Frie­den le­ben, ist nur durch eine star­ke Köni­gin mög­lich.

Meinung

Ich bin so froh, diese Tri­lo­gie be­gonnen zu ha­ben, denn ich bin fes­ter Über­zeu­gung, dass sie eine mei­ner Lieb­lings­rei­hen wird. Der erste Band wusste bis auf weni­ge Aus­nah­men zu über­zeu­gen und ich bin schon voller Vor­freu­de auf die Fort­setzung.

Setting

Am meisten über­zeugen konnte mich das Setting des Ro­mans. Die wil­den Geis­ter sind ein­fach nur fan­tas­tisch. Fan­tas­tisch und bru­tal. Es gibt sechs ver­schie­dene Ar­ten – Wasser-, Eis-, Feuer-, Luft-, Holz- und Erdgeister – und sie wissen, Men­schen zu hel­fen und sie das Fürch­ten zu lehren. Einer­seits sind sie in der La­ge, Le­ben zu er­schaffen, Bäu­me wachsen und Flüsse flie­ßen zu lassen. Anderer­seits hassen sie die Men­schen und möch­ten sie gerne um­brin­gen. Dies passiert im Ro­man immer wieder und ich ge­stehe, dass ich diese Sze­nen mit­unter er­schre­ckend ek­lig fand.

Die Menschen in Renthia leben auf Bäu­men. Mitten in der Na­tur. Auf gro­ßen Bäu­men haben sie sich in gan­zen Dör­fern an­ge­sie­delt und ich fin­de die­ses märchen­hafte Setting spek­ta­ku­lär. Sarah Beth Durst greift tief in die Ge­danken­kis­te und be­weist enor­men Ein­falls­reich­tum mit die­ser lei­der nur fik­ti­ven Welt. Mit Dräh­ten schnell durch die Bäu­me flie­gen, klingt nicht nur aben­teuer­lich, son­dern auch echt spa­ßig und die Passagen, in denen Da­leina zum ersten Mal mit Ven durch die Wäl­der streift und die­se erlebt, haben mir aus­ge­spro­chen gut gefallen. Man ver­sinkt schlicht­weg in den Sei­ten, wird voll­kommen in das über­wäl­ti­gende Setting ge­zogen.

Handlung & erzählte Zeit

Ein Punkt, der mir eben­falls zu­sagt, ist, dass die er­zähl­te Zeit in Die Blutkönigin De­ka­den um­fasst. So er­hal­ten Leser aus­führ­liche Be­schrei­bun­gen der His­to­rie uns sind bei­spiels­wei­se Zeu­gen der furcht­ba­ren Erleb­nisse in Grau­baum. Es wird eine wunder­bare Grund­lage für die Hand­lung ge­schaffen und man be­kommt ge­nauste Ein­blicke in den All­tag und das generelle Le­ben der Fi­gu­ren. Man er­lebt die groß­ar­tigen Din­ge, die die Geis­ter bewerk­stelli­gen können so­wie die grau­sigen.

Generell ist das Buch klug auf­ge­baut. Leser ler­nen die Pro­ta­go­nis­tin als Kind kennen, als Jugend­li­che und letzt­end­lich als Frau. Im Lau­fe der Jahre passieren vie­le spannende Er­leb­nisse, aber es gibt auch ru­hi­gere Jah­re ohne nennens­wer­te Ereig­nisse. Dennoch ist man stets ge­fesselt und inte­ressiert da­ran, wie sich die Ge­schich­te weiter­spinnt. Das letzte Drittel et­wa weiß mit Spannung und Aben­teu­ern zu über­zeu­gen. Die Ge­samt­situ­a­tion ver­strickt sich noch mehr und spä­tes­tens zu die­sem Zeit­punkt kann man das Buch nicht mehr aus den Hän­den le­gen: Intri­gen und Ma­chen­schaf­ten wer­den auf­ge­deckt, das Ver­hält­nis zwi­schen Geis­tern und Men­schen spitzt sich zu, die Kö­ni­gin wird schwach und stark (ich weiß, das klingt komisch, passt jedoch).

Doch, kannst du. Du hast dich bloß dafür entschieden, es nicht zu tun. Aber du kannst noch immer eine andere Wahl treffen. Daleina, Träume verändern sich. Die Zukunft ist nicht festgelegt.

— S. 343

Figuren

Daleina ist die Pro­ta­go­nis­tin des Ro­mans und eine, die Le­ser schnell ins Herz schlie­ßen. So be­geg­nen Le­ser ihr zum ersten Mal als sie ein klei­nes Mäd­chen ist und sich ge­gen den Willen ihrer El­tern des Nachts hinaus­sti­bitzt. Es geht wei­ter mit den Ge­scheh­nissen in Grau­baum, ihrer Zeit in der Aka­de­mie bis hin zu ihrer Zeit mit ih­rem Meis­ter Ven in den wil­den Wäl­dern von Ren­thia. Sarah Beth Durst kre­iert da­bei eine eher un­ge­wöhn­liche Pro­ta­go­nis­tin, denn Da­leina ist kei­ne star­ke Frau oder eine mit he­raus­ra­gen­den Ta­len­ten. Sie muss hart ar­bei­ten, um ihren All­tag zu be­wäl­ti­gen und durch­lebt in den knapp fünf­hun­dert­fünf­zig Sei­ten eine inte­ressan­te Cha­rak­ter­ent­wick­lung. Aus dem klei­nen, fre­chen Mäd­chen wird eine Frau, die sich selbst be­haup­ten kann und dennoch immer wie­der mit sich zu kämpfen hat. Da­leina ist alles andere als per­fekt und zwei­felt oft an sich – trotz Er­folg und Ehr­geiz. Ihren Cha­rak­ter finde ich sehr ge­lun­gen.

Meister Ven würde ich als zwei­te Haupt­fi­gur in Die Blutkönigin ein­ord­nen. Er ist ein Mann mittle­ren Al­ters, schätze ich, und in Un­gna­de bei der Kö­ni­gin Fa­ra ge­fallen. Dennoch ist er ein Mann der Ehre und ver­sucht trotz Ver­bannung sein Mög­lich­stes, um den Ein­wohnern Ren­thias zu hel­fen. Er reist von Dorf zu Dorf, so­dass er den An­wohnern hel­fen und sie vor den Geis­tern be­schützen kann. Meister Ven hat mit­un­ter etwas ku­ri­ose Heran­gehens­wei­sen, die mir viel Spaß beim Le­sen bereitet ha­ben.

Die Blutkönigin weiß mit vie­len aus­ge­klü­gel­ten Cha­rak­te­ren zu über­zeu­gen. Mir per­sön­lich waren auch die An­ta­go­nis­ten des Ro­mans sym­pa­thisch und ich hätte gerne mehr von ihnen ge­wusst. Mere­cot war für mich bei­spiels­wei­se ein sehr in­te­ressan­ter Cha­rak­ter. Sie ist eine Freun­din von Da­leina, die eben­falls zur Aka­de­mie geht. Mere­cot hilft Da­leina in Prü­fun­gen wei­ter, kann aber auch sehr ge­hässig sein und ich konnte mir die­ses Zusammen­spiel nicht so recht er­klären. Ich hoffe, dass wir Mere­cot in den Fort­setzungen wie­der be­geg­nen wer­den!

Perspektiven

Die Blutkönigin wird aus zahl­rei­chen Pers­pek­ti­ven er­zählt. Da­bei über­nehmen Da­leina und Ven den größ­ten Teil. Ge­schil­dert wird stets aus der dritten Per­son Sin­gu­lar, bei der Le­ser in­di­vi­du­elle Ge­dan­ken­gän­ge der je­wei­li­gen Fi­guren er­hal­ten. So ist das Buch sehr fa­cetten­reich ge­halten. Le­ser be­kommen je­doch nicht nur einen detaillierten Ein­blick in die Ge­fühls­welt der Cha­rak­tere, son­dern zu­sätz­lich ein tie­fer­gehen­des, aus­führ­liches Gesamt­bild sämt­li­cher Er­eig­nisse. Die­se Ab­wechs­lung und Tief­gän­gig­keit ha­ben mir sehr gut gefallen.

Man kann eine gu­te Bin­dung zu den Haupt­fi­guren auf­bauen und wird gleich­zei­tig Zeu­ge von Ereig­nissen, die die Haupt­fi­guren in Per­so­na missen, wie bei­spiels­weise das Schick­sal der Thron­an­wär­te­rin Sa­ta. Selten wer­den auch Ka­pi­tel aus der Sicht von Geis­tern er­zählt, was einer­seits fas­zi­nie­rend, an­derer­seits aber auch gru­se­lig ist. Diese schil­dern näm­lich meist die blu­tigen Ge­metzel, die die Geis­ter verrichten. Gera­de zum Ende hin wurde der Ro­man sehr bru­tal, so­dass ich ihn de­fini­tiv er­wachse­nen Le­sern nahe­le­gen und dieses Buch kei­nem Vier­zehn­jährigen in die Hand drücken wür­de.

Schreibstil

Der Schreib­stil von Sarah Beth Durst ist an­schau­lich und emo­tio­nal. Dennoch ist er der Grund, wes­halb ich nicht die volle Punkt­zahl ver­gebe. Mit­un­ter wa­ren mir die Sätze zu lang und zu ver­schach­telt. Würde man einen Satz in mehrere unter­tei­len, wä­re die Les­bar­keit des Ro­mans deut­lich an­ge­nehmer.

Lebendige Charaktere, eine magische Welt und eine gut durchdachte Story. Dieser Fantasyroman ist ein toller Auftakt und überzeugt mich in nahezu allen Punkten!

Janika Zeilenwanderer Signatur

Eckdaten: Die Blutkönigin von Sarah Beth Durst – penhaligon – 2017 – 544 Seiten – € 15,00 [D]

Summary

Bei diesem High Fantasy Roman ist Lesespaß garantiert!

— Janika
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Comments

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  • […] mein Lesejahr 2018 ausgesprochen gut. Drei Bücher, die mir besonders gefallen haben, sind Scythe, Die Blutkönigin und meine aktuelle Lektüre Iskari. Aber auch zwei Titel, die ich später im Tag noch erwähne. […]

  • […] Sarah Beth Durst – Die Blutkönigin März 30, 2018 […]

  • literallysabrina

    März 30, 2018 at 11:09
    Reply

    Liebe Janika, eine sehr ausführliche und ansprechende Rezension, die du da verfasst hast. Ich liebe deinen Schreibstil und vor allem liebe ich deine Fotos! Sie sind wirklich immer wunderschön! Mach weiter so! Herzliche Grüße aus Frankfurt! Sabrina

    • Janika
      to literallysabrina

      März 30, 2018 at 12:16
      Reply

      Liebe Sabrina, vielen lieben Dank für deine Worte :) Sie bestärken mich, genauso weiterzumachen. Es freut mich, dass dir die Fotos gefallen (: Liebste Grüße aus Bremen! Janika

  • Jenny (bookslove26)

    März 30, 2018 at 10:49
    Reply

    Hallo, Es freut mich sehr, dass dir das Buch so gefallen hat! Mir ging es ganz genauso ? ich würde sehr positiv von dem Buch überrascht! Tolle, ausführliche Rezi ? Liebe Grüße, Jenny

    • Janika
      to Jenny (bookslove26)

      März 30, 2018 at 10:54
      Reply

      Hallo Jenny, vielen Dank für deine lieben Worte. Es ist aber auch wirklich so, oder? Eine ganz erfrischende und vollkommen magische Geschichte ? Liebe Grüße und dir ein schönes langes Wochenende, Janika

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