Ihr Lieben, vor zwei Tagen habe ich mit einem neuen Buch angefangen, weil ich den Eindruck hatte, ich bräuchte Abwechslung. Die beiden Bücher, die ich derzeit lese, sind ordentliche Klopper und ich habe das Gefühl, ich komme in beiden nicht weiter. Es musste also etwas Kurzes für zwischendurch her – einfach etwas Abwechslung. Für mich war das die Chance, First Comes Love von Katie Kacvinsky zu lesen, was seit dem Sommer in meinem Regal steht. Heute Morgen habe ich es beendet und prompt eine Rezension für euch verfasst. Viel Spaß mit dem Beitrag.
Klappentext
Gray ist dunkel und in sich gekehrt. Dylan dagegen sprüht geradezu vor Lebenslust. Als sie den geheimnisvollen Typen auf dem Campus anspricht, ahnt sie nicht, welche Abgründe sich hinter den Mauern verbergen, die Gray um sich hochgezogen hat. Doch Dylan lockt ihn langsam zurück ins Leben. Auf einer Fahrt in die Wüste lernen sich die beiden immer besser kennen …
Meinung
Wenn ihr hin und wieder meine Rezensionen lest, wisst ihr, dass ich normalerweise keine Klappentexte in meine Beiträge einbaue, sondern als Kurzbeschreibung versuche, den Inhalt spoilerfrei in eigenen Worten wiederzugeben. Bei First Comes Love mache ich eine Ausnahme, weil der Klappentext der erste negative Punkt in dieser Rezension sein soll.
Woran denkt ihr, wenn ihr den Klappentext lest? Für mich klingt es nach einem Roadtrip durch die Wüste. Für all jene, die auch an einen Roadtrip denken und wie ich große Lust auf eine solche Geschichte haben, hier mein Tipp: Greift zu einem anderen Buch, denn es gibt keinen Roadtrip.
Ich will keinen Kontakt mit ihr. Ich bin nicht auf der Suche nach Freundschaft. Sie ist nur ein bewegliches Objekt, an das meine Augen sich heften können, während ich meine Gedanken abschalte und warte, dass die Zeit vergeht.
Der Satz, dass Dylan Gray auf dem Campus anspricht, ist streng genommen zwar richtig, lässt aber anderes vermuten. Denn tatsächlich sieht der erste Kontakt so aus, dass Dylan Gray warnt, bitte nicht weiterzugehen, damit er ihr ein Fotomotiv nicht ruiniert.
Die Geschichte setzt sich dann so zusammen, dass Dylan Gray zu gemeinsamen Aktivitäten nötigt, auf die er zu Beginn keine Lust hat. Im Nachhinein ändert sich seine Meinung selbstverständlich und er genießt die Zeit, aber ich möchte damit sagen, dass der Klappentext einen gänzlich anderen Eindruck vom Buch herstellen möchte, als es eigentlich der Fall ist – außer mit »Fahrt in die Wüste« ist gemeint, dass Dylan und Gray an einem Tag beispielsweise zu einem Tierheim fahren und dort einen stinkenden Hund betreuen. Okay, widmen wir uns anderen Punkten.
Dylan + Gray
Vielleicht denkt ihr es euch nach diesen paar Absätzen schon: First Comes Love konnte mich nicht unbedingt überzeugen. Es war nicht alles schlecht, aber das Buch und ich hatten keinen guten Start. Doch das liegt nicht nur an dem Klappentext, der falsche Erwartungen weckt. Die Figuren waren mir leider auch nicht sympathisch.
Das hat sich im Verlauf der Geschichte zwar etwas verbessert, aber gerade zu Beginn habe ich mich oft gefragt, wie man sich als Autor so unsympathische Figuren ausdenken kann. Müsste ich die beiden Figuren beschreiben, wären sie für mich egoistisch und respektlos. Gerade Dylan wirkt auf mich vollkommen rücksichtslos. Als würde sie ihr Ding durchziehen wollen und die Meinung und Gefühle anderer seien ihr gleichgültig.
»Hör mal zu, Dylan, ich unternehme nicht gerade viel. Ich bin der falsche Typ für sowas.«
Ich lächele ihn an. »Du bist genau richtig«, sage ich und springe aus dem Wagen, bevor er widersprechen kann. »Also dann, bis morgen.«
Später konnte mir Gray, den ich am Anfang als besonders unfreundlich und grummelig empfand, noch einigermaßen sympathisch werden, aber wirklich ans Herz wuchs er mir nicht. Ähnlich verhält es sich mit Dylan, die zwar als Sonnenschein dargestellt wird, auf mich aber einfach nur schräg wirkt. Ich verurteile niemanden für die Art, wie er ist. Jeder soll so leben, wie er es für richtig hält.
Ich finde es jedoch anstrengend, so viel über eine Person zu lesen, mit der ich mich in keiner Weise identifizieren kann und die ich im echten Leben vermutlich meiden würde. Solche Figuren gibt es in Büchern ja häufig, ich denke da zum Beispiel an Asa aus Too Late. Der Unterschied liegt nun darin, dass Asa einen so furchteinflößenden Charakter hat, dass er den Leser fasziniert und neugierig macht. Wie bei einem Thriller möchte man einfach mehr lesen, auch wenn die Figur an sich alles andere als gut ist. Dieses Interessante fehlt Dylan. Ich fand sie einfach nur nervig. Und chaotisch, kindisch und zu quirlig.
Atmosphäre
Die Atmosphäre hat mir hingegen gut gefallen. Es ist eben eine dieser leichten Sommerromane, die man gut und gerne innerhalb weniger Stunden durchlesen kann. So war es auch bei mir – ich habe keine drei Tage für den Roman gebraucht. Auch das Setting in Phoenix hat mir gut gefallen. Es wird zwar nicht allzu detailliert beleuchtet, aber das, was beschrieben wird, reicht aus, um sich die Umgebung von Dylan und Gray wunderbar vorzustellen.
So bekommt First Comes Love eine Urlaubsatmosphäre. Es ist quasi ein kurzer Abstecher hinaus aus dem Alltag und der Realität. Vielleicht wird diese Tatsache auch betont, da das Klima in Phoenix – die Hitze, die Wüste, die Kakteen – so anders ist als das, was man hier in Europa kennt.
Als sich unsere Blicke treffen, macht mein Herz einen Hüpfer, als wäre es ein Luftballon an einer Schnur, den Dylan auf und ab rucken lässt.
Nochmals unterstrichen wird die Atmosphäre durch die Song-Empfehlungen am Ende des Romans. Diese habe ich leider erst recht spät entdeckt und sie mir – obwohl ich normalerweise kein Fan von Playlisten in Büchern bin – tatsächlich weiter vorne im Buch gewünscht. Oder zumindest eine kleine Notiz, dass man hinten eine Playlist findet, falls man daran Interesse hat.
Die Songs sind super. Für mich endlich einmal frische Musik, fernab der typischen Songlisten. Die Songs bestätigen auch ein Gefühl, das ich während der Lektüre hatte: First Comes Love fühlt sich wie eine Zeitreise an.
Ausdruck und Emotionales
Ich habe vor First Comes Love noch kein Buch von Katie Kacvinsky gelesen und denke auch nicht, dass ich der Autorin noch eine weitere Chance geben werde. Ich empfand ihren Ausdruck als abgehackt und zu passiv. Die Gespräche zwischen Dylan und Gray wurden häufig einfach zusammengefasst, sodass ich nicht das Gefühl hatte, aktiv am Geschehen teilzuhaben. Diese Art mochte ich persönlich nicht.
Wir setzen uns wieder in Bewegung und ich frage, ob er sauer ist. Gray schüttelt den Kopf und meint, es sei nur verdammt frustrierend, ausgerechnet in der Mill Avenue über die Vergangenheit zu stolpern.
Emotional konnte mich die Geschichte ebenfalls nicht erreichen, was hauptsächlich an den Figuren liegt. Aber auch handlungstechnisch sprach mich wenig an. Die Ideen sind nett und auch die Ausflüge ungewöhnlich. Es hatte mitunter beinahe etwas vom Charme von Elizabethtown, aber mir ging alles etwas zu rasant.
Gray hat ziemlich lange keine Lust auf Dylan, fühlt sich von ihr bedrängt und plötzlich ist sie seine große Liebe? Auf siebzig Seiten passiert zu viel, als dass die Geschichte für mich authentisch ist. Zu oft konnte ich das Handeln der Figuren nicht nachvollziehen und war gerade im letzten Drittel häufig vor den Kopf gestoßen.
First Comes Love fühlt sich ein bisschen an wie eine Zeitreise. Dieses Gefühl, die gesamte Atmosphäre und das Setting in Phoenix mochte ich, denn so fühlt sich die Geschichte nach Freiheit an. Leider konnte mir der Ausdruck der Autorin nicht zusagen, genauso wenig wie die Figuren. Auch die Handlung habe ich mir anders vorgestellt, sodass ich letzten Endes froh bin, dieses Buch beendet zu haben.
Eckdaten: Katie Kacvinsky – First Comes Love (übersetzt von Ulrike Raimer-Nolte) – One – 2019 – 240 Seiten – 10,00 €
Comments
Zeilenwanderer – Literarische Weltreise 2019 – Juli bis September
[…] war ein Roadtrip. Doch aus diesem wurde nichts und ich habe die Südstaaten wieder verlassen (First Comes Love). Stattdessen ging es zurück nach Europa ins wunderschöne Prag. Ähnlich wie in Paris erwartete […]
[Blog Glück] September 2019 – Seitenglueck
[…] Janika von Zeilenwanderer gibt es eine Rezension zu First Comes Love. Ich hatte schon vorher nicht vor, das Buch zu lesen, die Rezension hat mich darin nur […]
Zeilenwanderer – Sonntagszeilen: Ich habe ein Buch beendet!
[…] eine Zwischendurchlektüre gut gepasst! Leider konnte mich das Buch nur nicht überzeugen, wie ihr in meiner Rezension gerne nachlesen könnt. Ansonsten konzentriere ich mich tatsächlich nur noch auf Das kalte Reich […]
Lara
Oh nein, wie schade! Ich habe damals die Maddie-Reihe der Autorin total geliebt, aber das ist auch wieder ein paar Jährchen her... Der Klappentext klang eigentlich noch ganz gut, aber so wie du es darstellst, ist es leider nicht wie ich es mir erhofft hätte. Danke für deine ehrliche Rezension! :) Liebe […] Read MoreOh nein, wie schade! Ich habe damals die Maddie-Reihe der Autorin total geliebt, aber das ist auch wieder ein paar Jährchen her... Der Klappentext klang eigentlich noch ganz gut, aber so wie du es darstellst, ist es leider nicht wie ich es mir erhofft hätte. Danke für deine ehrliche Rezension! :) Liebe Grüße, Lara :) Read Less
Janika
to Lara
Liebe Lara, ich bin da ganz bei dir. Ich hatte mich auch sehr auf die Geschichte gefreut – unter anderem wegen des Klappentextes – und war sehr enttäuscht von dem, was ich dann bekommen habe :/ Da würde ich auch eher zu einem anderen Buch greifen. Alles Liebe. Janika
Yvonne
Liebe Janika, ich war schon bei dem Klappentext raus, aber ich habe deine Rezension trotzdem gelesen und bin froh, dass meine Meinung, das Buch nicht zu lesen, bestätigt wurde. Du sprichst genau die Punkte an, die mich auch stören würden. Viele Grüße Yvonne :)
Janika
to Yvonne
Liebe Yvonne, haha, gerade den Klappentext fand ich so reizvoll am Buch, weil ich Lust hatte auf so eine Independent-Love-Roadtrip-Story. Das war dann leider nur ein kompletter Reinfall :D Schön, dass dir die Buchbesprechung gefallen hat! Alles Liebe. Janika