Katie Kacvinsky – First Comes Love

Ihr Lieben, vor zwei Tagen habe ich mit einem neuen Buch an­gefan­gen, weil ich den Ein­druck hatte, ich bräuchte Ab­wechs­lung. Die bei­den Bücher, die ich der­zeit lese, sind ordent­liche Klopper und ich ha­be das Gefühl, ich komme in bei­den nicht wei­ter. Es musste also etwas Kur­zes für zwi­schen­durch her – ein­fach etwas Ab­wechs­lung. Für mich war das die Chance, First Comes Love von Katie Kacvinsky zu lesen, was seit dem Sommer in mei­nem Regal steht. Heute Mor­gen habe ich es be­endet und prompt eine Re­zen­sion für euch ver­fasst. Viel Spaß mit dem Beitrag.

Klappentext

Gray ist dunkel und in sich ge­kehrt. Dylan da­ge­gen sprüht gera­de­zu vor Le­bens­lust. Als sie den ge­heim­nis­vollen Typen auf dem Cam­pus an­spricht, ahnt sie nicht, welche Ab­grün­de sich hinter den Mauern ver­ber­gen, die Gray um sich hoch­ge­zo­gen hat. Doch Dylan lockt ihn lang­sam zu­rück ins Le­ben. Auf einer Fahrt in die Wüs­te lernen sich die bei­den immer besser kennen …

Meinung

Wenn ihr hin und wieder meine Re­zen­sio­nen lest, wisst ihr, dass ich nor­maler­wei­se keine Klappen­texte in meine Bei­trä­ge ein­baue, son­dern als Kurz­be­schrei­bung ver­suche, den In­halt spoi­ler­frei in eige­nen Worten wie­der­zu­ge­ben. Bei First Comes Love mache ich eine Aus­nah­me, weil der Klappen­text der erste ne­gati­ve Punkt in die­ser Re­zen­sion sein soll.

Woran denkt ihr, wenn ihr den Klappen­text lest? Für mich klingt es nach einem Road­trip durch die Wüs­te. Für all jene, die auch an einen Road­trip den­ken und wie ich große Lust auf eine solche Ge­schich­te haben, hier mein Tipp: Greift zu ei­nem ande­ren Buch, denn es gibt keinen Road­trip.

Ich will keinen Kontakt mit ihr. Ich bin nicht auf der Suche nach Freundschaft. Sie ist nur ein bewegliches Objekt, an das meine Augen sich heften können, während ich meine Gedanken abschalte und warte, dass die Zeit vergeht.

— S. 8

Der Satz, dass Dylan Gray auf dem Cam­pus an­spricht, ist streng ge­nommen zwar rich­tig, lässt aber ande­res ver­mu­ten. Denn tat­säch­lich sieht der erste Kon­takt so aus, dass Dylan Gray warnt, bitte nicht wei­ter­zu­gehen, da­mit er ihr ein Foto­mo­tiv nicht rui­niert.

Die Ge­schichte setzt sich dann so zu­sammen, dass Dylan Gray zu ge­mein­sa­men Akti­vitä­ten nö­tigt, auf die er zu Be­ginn keine Lust hat. Im Nach­hi­nein ändert sich seine Meinung selbst­ver­ständ­lich und er ge­nießt die Zeit, aber ich möchte da­mit sagen, dass der Klappen­text einen gänz­lich ande­ren Ein­druck vom Buch her­stellen möchte, als es eigent­lich der Fall ist – außer mit »Fahrt in die Wüste« ist ge­meint, dass Dylan und Gray an einem Tag bei­spiels­weise zu einem Tier­heim fah­ren und dort einen stinken­den Hund be­treu­en. Okay, wid­men wir uns ande­ren Punkten.

first comes love kacvinsky

Dylan + Gray

Vielleicht denkt ihr es euch nach die­sen paar Ab­sätzen schon: First Comes Love konnte mich nicht un­be­dingt über­zeu­gen. Es war nicht alles schlecht, aber das Buch und ich hatten kei­nen guten Start. Doch das liegt nicht nur an dem Klappen­text, der fal­sche Er­wartun­gen weckt. Die Figu­ren waren mir lei­der auch nicht sym­pathisch.

Das hat sich im Ver­lauf der Ge­schich­te zwar etwas ver­bessert, aber gera­de zu Be­ginn habe ich mich oft ge­fragt, wie man sich als Au­tor so un­sym­pathi­sche Fi­gu­ren aus­den­ken kann. Müsste ich die bei­den Fi­gu­ren be­schrei­ben, wären sie für mich egois­tisch und res­pekt­los. Gera­de Dylan wirkt auf mich voll­kommen rück­sichts­los. Als würde sie ihr Ding durch­zie­hen wollen und die Mei­nung und Ge­fühle ande­rer seien ihr gleich­gültig. 

»Hör mal zu, Dylan, ich unternehme nicht gerade viel. Ich bin der falsche Typ für sowas.«
Ich lächele ihn an. »Du bist genau richtig«, sage ich und springe aus dem Wagen, bevor er widersprechen kann. »Also dann, bis morgen.«

— S. 34

Später konnte mir Gray, den ich am An­fang als be­sonders un­freund­lich und grumme­lig empfand, noch ei­niger­maßen sym­pa­thisch wer­den, aber wirk­lich ans Herz wuchs er mir nicht. Ähn­lich ver­hält es sich mit Dylan, die zwar als Sonnen­schein dar­ge­stellt wird, auf mich aber ein­fach nur schräg wirkt. Ich ver­ur­tei­le nie­man­den für die Art, wie er ist. Jeder soll so leben, wie er es für rich­tig hält.

Ich finde es je­doch an­stren­gend, so viel über eine Per­son zu lesen, mit der ich mich in keiner Weise iden­tifi­zie­ren kann und die ich im echten Leben ver­mut­lich mei­den würde. Solche Figu­ren gibt es in Bü­chern ja häufig, ich denke da zum Bei­spiel an Asa aus Too Late. Der Unter­schied liegt nun da­rin, dass Asa einen so furcht­ein­flößen­den Cha­rak­ter hat, dass er den Leser fas­zi­niert und neu­gie­rig macht. Wie bei einem Thriller möchte man ein­fach mehr lesen, auch wenn die Figur an sich alles ande­re als gut ist. Dieses Inte­ressan­te fehlt Dylan. Ich fand sie ein­fach nur nervig. Und chao­tisch, kin­disch und zu quirlig.

kacvinsky first comes love

Atmosphäre

Die Atmosphäre hat mir hin­ge­gen gut ge­fallen. Es ist eben eine dieser leich­ten Sommer­roma­ne, die man gut und gerne inner­halb weni­ger Stun­den durch­lesen kann. So war es auch bei mir – ich habe keine drei Tage für den Ro­man gebraucht. Auch das Setting in Phoe­nix hat mir gut ge­fallen. Es wird zwar nicht all­zu de­tailliert be­leuch­tet, aber das, was be­schrie­ben wird, reicht aus, um sich die Um­ge­bung von Dylan und Gray wunder­bar vor­zu­stellen.

So bekommt First Comes Love eine Urlaubs­atmosphä­re. Es ist quasi ein kur­zer Ab­stecher hi­naus aus dem All­tag und der Rea­lität. Vielleicht wird diese Tat­sache auch be­tont, da das Klima in Phoe­nix – die Hitze, die Wüste, die Kak­teen – so anders ist als das, was man hier in Euro­pa kennt.

Als sich unsere Blicke treffen, macht mein Herz einen Hüpfer, als wäre es ein Luftballon an einer Schnur, den Dylan auf und ab rucken lässt.

— S. 49

Nochmals unterstri­chen wird die Atmosphäre durch die Song-Empfehlun­gen am Ende des Ro­mans. Diese habe ich lei­der erst recht spät ent­deckt und sie mir – ob­wohl ich nor­maler­wei­se kein Fan von Play­lis­ten in Bü­chern bin – tat­säch­lich wei­ter vorne im Buch ge­wünscht. Oder zu­mindest eine klei­ne Notiz, dass man hin­ten eine Play­list findet, falls man da­ran Inte­resse hat.

Die Songs sind super. Für mich end­lich einmal fri­sche Musik, fern­ab der typi­schen Song­listen. Die Songs be­stäti­gen auch ein Ge­fühl, das ich wäh­rend der Lek­türe hatte: First Comes Love fühlt sich wie eine Zeit­reise an. 

katie kacvinsky first love

Ausdruck und Emotionales

Ich habe vor First Comes Love noch kein Buch von Katie Kacvinsky ge­lesen und denke auch nicht, dass ich der Auto­rin noch eine wei­tere Chance ge­ben werde. Ich empfand ihren Aus­druck als ab­ge­hackt und zu passiv. Die Ge­sprä­che zwi­schen Dylan und Gray wurden häu­fig einfach zu­sammen­ge­fasst, so­dass ich nicht das Ge­fühl hatte, aktiv am Ge­sche­hen teil­zu­haben. Diese Art mochte ich per­sön­lich nicht.

Wir setzen uns wieder in Bewegung und ich frage, ob er sauer ist. Gray schüttelt den Kopf und meint, es sei nur verdammt frustrierend, ausgerechnet in der Mill Avenue über die Vergangenheit zu stolpern.

— S. 31

Emotional konnte mich die Ge­schich­te eben­falls nicht erreichen, was haupt­säch­lich an den Fi­gu­ren liegt. Aber auch hand­lungs­tech­nisch sprach mich wenig an. Die Ideen sind nett und auch die Aus­flüge un­gewöhn­lich. Es hatte mit­unter bei­nahe etwas vom Charme von Eliza­bethtown, aber mir ging alles etwas zu ra­sant.

Gray hat ziemlich lange keine Lust auf Dylan, fühlt sich von ihr be­drängt und plötz­lich ist sie seine gro­ße Liebe? Auf sieb­zig Seiten passiert zu viel, als dass die Ge­schich­te für mich authen­tisch ist. Zu oft konnte ich das Handeln der Fi­gu­ren nicht nach­voll­ziehen und war gera­de im letzten Drittel häufig vor den Kopf gestoßen.

First Comes Love fühlt sich ein bisschen an wie eine Zeitreise. Dieses Gefühl, die gesamte Atmosphäre und das Setting in Phoenix mochte ich, denn so fühlt sich die Geschichte nach Freiheit an. Leider konnte mir der Ausdruck der Autorin nicht zusagen, genauso wenig wie die Figuren. Auch die Handlung habe ich mir anders vorgestellt, sodass ich letzten Endes froh bin, dieses Buch beendet zu haben.

Janika Zeilenwanderer Signatur

Eckdaten: Katie Kacvinsky – First Comes Love (übersetzt von Ulrike Raimer-Nolte) – One – 2019 – 240 Seiten – 10,00 €

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  • […] Janika von Zeilenwanderer gibt es eine Rezension zu First Comes Love. Ich hatte schon vorher nicht vor, das Buch zu lesen, die Rezension hat mich darin nur […]

  • […] eine Zwischendurchlektüre gut gepasst! Leider konnte mich das Buch nur nicht überzeugen, wie ihr in meiner Rezension gerne nachlesen könnt. Ansonsten konzentriere ich mich tatsächlich nur noch auf Das kalte Reich […]

  • Lara

    September 20, 2019 at 16:51
    Reply

    Oh nein, wie schade! Ich habe damals die Maddie-Reihe der Autorin total geliebt, aber das ist auch wieder ein paar Jährchen her... Der Klappentext klang eigentlich noch ganz gut, aber so wie du es darstellst, ist es leider nicht wie ich es mir erhofft hätte. Danke für deine ehrliche Rezension! :) Liebe […] Read MoreOh nein, wie schade! Ich habe damals die Maddie-Reihe der Autorin total geliebt, aber das ist auch wieder ein paar Jährchen her... Der Klappentext klang eigentlich noch ganz gut, aber so wie du es darstellst, ist es leider nicht wie ich es mir erhofft hätte. Danke für deine ehrliche Rezension! :) Liebe Grüße, Lara :) Read Less

    • Janika
      to Lara

      September 21, 2019 at 10:08
      Reply

      Liebe Lara, ich bin da ganz bei dir. Ich hatte mich auch sehr auf die Geschichte gefreut – unter anderem wegen des Klappentextes – und war sehr enttäuscht von dem, was ich dann bekommen habe :/ Da würde ich auch eher zu einem anderen Buch greifen. Alles Liebe. Janika

  • Yvonne

    September 18, 2019 at 21:18
    Reply

    Liebe Janika, ich war schon bei dem Klappentext raus, aber ich habe deine Rezension trotzdem gelesen und bin froh, dass meine Meinung, das Buch nicht zu lesen, bestätigt wurde. Du sprichst genau die Punkte an, die mich auch stören würden. Viele Grüße Yvonne :)

    • Janika
      to Yvonne

      September 21, 2019 at 10:05
      Reply

      Liebe Yvonne, haha, gerade den Klappentext fand ich so reizvoll am Buch, weil ich Lust hatte auf so eine Independent-Love-Roadtrip-Story. Das war dann leider nur ein kompletter Reinfall :D Schön, dass dir die Buchbesprechung gefallen hat! Alles Liebe. Janika

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