Hallo ihr Lieben, in den vergangenen Wochen habe ich oft das Gefühl gehabt, dass mich kein Buch wirklich begeistern konnte. Es gab keinen Roman, der mich richtig in Lesestimmung versetzte – dass ich nur noch mit einem Buch vor der Nase durch die Welt spazieren möchte. Umso mehr freue ich mich darüber, euch heute ein absolutes Herzensbuch vorzustellen. Ein Buch, das mich wirklich in allen Punkten überzeugen konnte. Heute stelle ich euch Iskari von Kristen Ciccarelli vor. Dazu sei gesagt, dass diese Rezension Spoiler enthält. Ich habe versucht, sie so gut es geht zu umgehen, aber ich habe es nicht ganz geschafft.
Kurzbeschreibung
Asha ist die Prinzessin von Firgaard. Als Prinzessin sollte sie vom Volk geliebt und geschätzt werden, doch Asha ist keineswegs eine normale Prinzessin. Sie ist die Iskari des Königs – eine Person, die den Tod bringt. Den Tod für Drachen. Beinahe täglich geht sie auf die Jagd nach den gefürchteten Monstern, die die Stadt und seine Einwohner bedrohen. Asha ist mit dem grausamen Kommandanten Jarek verlobt, doch ihr Vater bietet ihr einen Ausweg aus der ungünstigen Verlobung. Sie soll den ersten Drachen Kozu töten, dann ist sie frei. Doch Kozu und Asha verbindet eine gemeinsame Vergangenheit und dass die Drachen sich gegen ihre Reiter gerichtet haben war nicht immer so. Asha begibt sich auf die Jagd und lernt dabei nicht nur sich selbst kennen, sondern auch die wahre Geschichte ihres Landes …
Ihr ganzes Leben lang hatte sie sich für schlecht gehalten, für verdorben und zur Sühne verpflichtet. Jetzt schoss ihr ein zutiefst erschütternder Gedanke durch den Kopf. Was, wenn ich das alles gar nicht bin?
Meinung
Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht, wo ich anfangen soll. Vielleicht mit dem wunderschönen Cover? Alles an diesem Buch ist erstklassig und ich warne euch vor: Vermutlich wird diese Buchbesprechung ein einziger Lobgesang, denn ich bin hin und weg von diesem Roman.
Handlung
Die Handlung ist von Beginn an spannend, weil der Leser direkt im Geschehen ist. Von Seite zu Seite zieht Iskari den Leser mehr in seinen Bann, es wird immer spannender, komplexer und verworrener. Außerdem weiß Iskari immer wieder mit Überrachungen zu punkten. Ab der Mitte hatte ich ein ziemlich gefestigtes Bild in meinem Kopf, wie der Roman enden wird. Doch es kam ganz anders und der Weg, den Kristen Ciccarelli eingeschlagen ist, ist so viel schöner als meiner es gewesen wäre.
Ein kleines Highlight ist beim Lesen auch, dass sie auf Hinweise eingeht, die in der ersten Hälfte wie nebenbei eingebaut sind. Sowas mag ich immer gerne, weil sich an ihnen abzeichnet, wie sehr der Autor die Geschichte durchdacht hat. Aus einem kleinen Nebensatz entwickelt Kristen Ciccarelli zweihundert Seiten später einen großartigen Handlungsstrang.
Auch gelungen fand ich das Ende. Es hat nämlich keinen miesen Cliffhanger, der ja eigentlich eher typisch für Buchreihen ist. Iskari endet jedoch angenehm. Man weiß, wo die Figuren stehen, kann erahnen, wohin sich der nächste Band bewegen wird. Ich hätte auch einfach so weiterlesen können, aber ich finde, dass es ein wunderschönes Ende ist, welches die Lust auf die Fortsetzung weckt. Die Geschichte ist stimmig abgeschlossen und man kann das Ende verkraften.
Tiefgang und Authentizität
Die Welt von Asha ist eine voller Mythen und Sagen. Beim Lesen habe ich immer ein Bild von Tausendundeine Nacht vor Augen gehabt – Wüsten, Palmen und sandige Straßen. Und auch mit von der Partie: Drachen. Doch die Welt ist nicht so rosig und verträumt, wie es scheint. Einst waren die Drachen treue Begleiter der Menschen und wichen kaum von ihrer Seite. Dann geschah der Bruch. Wieso sich die Drachen auf einmal gegen ihre Reiter stellen? Die wahren Gründe sind Asha zunächst gar nicht bekannt und dies ist ein Aspekt, der mir sehr gefallen hat. Als Leser begeben wir uns mit Asha gemeinsam auf die Suche nach der Wahrheit, die sich Stück für Stück offenbart.
Drachen lieben gute Geschichten und Asha kennt sie alle. Die verfluchten, alten Geschichten, die dem Geschichtenerzähler nach und nach schaden. Die ihn krankmachen und letzten Endes den Tod bringen. Nur nicht der Iskari. Sie kann die Geschichten erzählen, lockt Drachen mit ihnen an, um sie zu töten. In kurzen Zwischenkapiteln werden diese Geschichten auch dem Leser berichtet. Dabei haben sie stets einen Bezug auf die Rahmenhandlung und sind gleichzeitig so verfasst, als wären sie einem Märchen entsprungen. Diese Mischung genoss ich absolut.
In einem der fünf großen Häuser jenseits des Sandmeeres lebte Amina, eine Tochter des Hauses der Sterne. Amina sollte die Brücke zwischen dem Alten und dem Neuen sein, zwischen dem weiten Buschland und einer Welt gepflasterter Gassen.
Die Geschichten runden die Haupthandlung ab und lassen sie authentisch wirken. Sie verleihen Iskari Tiefgang und man beginnt rasch, Ashas Realität zu hinterfragen. Sie erzählt die Geschichten, aber als Leser geht man die Geschichten anders an und es ist unglaublich faszinierend zu lesen, wie Asha die Realität ebenfalls immer mehr in Frage stellt, mehr an die Geschichten glaubt und sich ihre Wirklichkeit neu zusammenbastelt.
Ausdruck und Sprache
Ab sofort bin ich ein großer Fan von Ciccarellis Wortwahl. Ihr gelingt es hervorragend, Stimmungen zu transportieren und Spannung aufzubauen. Es gab so viele Stellen, die mir eine Gänsehaut verpassten und mir Tränen in die Augen zauberten – mal vor Glück, mal vor Trauer. Der Schreibstil ist einfach nur mitreißend und es herrscht eine spannungsgeladene Atmosphäre, die sich durch den gesamten Band zieht. Beim Lesen hatte ich stets das Gefühl, direkt an Ashas Seite zu stehen. Ich war immer bei ihr und hatte ein genaues Bild von der Umgebung, der Stimmung und den Figuren vor Augen. Hut ab für diesen anschaulichen und wunderschönen Schreibstil.
Die Straßen waren nicht breiter als ein Eselskarren, und obwohl Asha nicht einmal in die Nähe des größten Markts der Stadt kam, drängten sich Verkaufsstände entlang der Wände. Berge von Safran, Anis und Paprika türmten sich auf groben Jutesäcken. Der stechende Duft von Leder wehte aus Schusterbuden. Leuchtend bunte Sabra-Seide bauschte sich in der Brise.
Charaktere & Diversität
Asha ist in meinen Augen eine sehr interessante Figur. Sie ist von sich selbst überzeugt und weiß, was sie kann. Gleichzeitig sieht sie aber auch ihre Schwächen und hält sich selbst für einen bösen und verdorbenen Menschen. Sie kann der Welt nichts Gutes bringen, außer sie von den Drachen zu befreien. Sie bringt den Tod, sie ist die Iskari. Asha lässt sich nicht schnell unterkriegen und hat einen starken Willen. Das hat mir echt gut gefallen, gerade weil sie so facettenreich ist. In der einen Sekunde ist Asha das starke, toughe Mädchen und in der anderen fragt man sich, wo all ihre Selbstzweifel und dunklen Gedanken herkommen. Sie war für mich eine großartige Protagonistin.
Doch auch die anderen Figuren wissen zu überzeugen. Jeder Charakter in Iskari hat eine Stimme erhalten und weiß mit unterschiedlichsten Eigenschaften zu punkten. Jarek, der perfekte Bösewicht. Ashas Vater – der König –, der jedes Wort mit Bedacht wählt. Ashas Bruder Dax, der so viel mehr ist, als man glaubt. Safira, die Cousine und beste Freundin von Asha, die immer zu ihr steht und ihr den Rücken stärkt. Und natürlich der Sklave Torwin, den man einfach nur ins Herz schließen und lieb haben muss.
Die Drachen
Die Drachen spielen in dieser Geschichte eine sehr große Rolle, auch wenn sie nicht immer präsent sind. Gerade in dem ersten Drittel dachte ich, dass doch jetzt auch mal ein Drache in Erscheinung treten kann, immerhin sprechen alle von ihnen. Sie spielen eine enorm große Rolle im Leben der Figuren und prägen es maßgeblich. Kristen Ciccarelli hat die Drachen, wie ich finde, äußerst geschickt in die Handlung eingewoben. Gerade weil sie nicht immer mit dabei sind. Doch als Leser weiß man, dass die Drachen nie fern sind. Sie lauern hinter den Stadtmauern.
Es gibt eine Stelle in Iskari, die mich unglaublich bewegt hat. Asha ist gerade dabei, herauszufinden, dass die Drachen im Grunde immer noch ein gutes Wesen haben und nicht durchweg böse sind. Sie erzählt einem Drachen eine Geschichte und als sie endet, benimmt sich der Drache etwas eigenartig. Er sucht die Körpernähe zu Asha, stupst gegen sie und mit der Berührung knüpft er ein Band zu ihr, um ihr Bilder zu schicken. Um als Dankeschön auch ihr eine Geschichte in Form von Bildern zu erzählen. Wie süß ist das bitte?
Acht Jahre hatten sie vergessen lassen, dass Drachen fast genauso gern Geschichten erzählten, wie sie welche hörten. Asha zwang sich, sich im Geiste zurückzuversetzen in die Jahre, die sie mit Drachen verbracht hatte, statt im Kampf gegen sie. Kozu war ein ganz wunderbarer Geschichtenerzähler gewesen.
Die Liebesgeschichte (Spoiler)
Dass Jarek und Asha nicht zusammengehören, wird auf den ersten Seiten von Iskari mehr als deutlich. Die Verlobung der beiden ist eine, die die Stadt Firgaard stärken soll. Die dem Königreich guttut und keinem anderen. Doch Asha bekommt auch ihre Liebesgeschichte. Sie verliebt sich in den Sklaven Torwin und, oh man – ich kriege Tränen in die Augen, wenn ich an die zwei und ihre Gefühle denke. Für Torwin ist es Schicksal, für Asha ist es schwieriger. Eigentlich ist es für beide schwierig, denn wo geht die Kombination Sklave und Prinzessin einmal gut? Die Liebe zwischen den beiden beginnt ganz zart. Torwin träumte schon immer von der unerreichbaren Asha und für ihn geht im wahrsten Sinne ein Traum in Erfüllung, als sie ihn bemerkt – auch wenn dies eher auf unschöne Art geschieht.
»Es geht darin immer um dich«, flüsterte er. Die Worte wanden sich um ihr Herz und drückten zu.
Es beginnt ein Hin und Her. Einerseits empfindet Asha etwas für Torwin – was genau es ist, weiß sie zu Beginn selbst nicht –, aber sie möchte unbedingt, dass es ihm gut ist. Und es kann Torwin nicht gut gehen, wenn er bei der gefürchteten Iskari ist. Asha will, dass er in Sicherheit ist und ein gutes Leben führen kann. Er soll nach all den grausamen Jahren als Sklave endlich frei sein. Und dass sie ihn liebt, möchte sie sich gar nicht eingestehen. Immerhin ist diese Verbindung mehr als zum Scheitern verurteilt, denn die Geschichten lehrten sie, dass eine Liebe zwischen Sklave und Adliger den Tod bringt. Außerdem ist Asha die gezeichnete Iskari und ihr wurde jahrelang gezeigt, dass man jemanden wie sie nicht lieben könnte.
»Habt Ihr eine Ahnung, wie herzlos Ihr seid?« Die Worte brannten in ihrem Inneren. Das sollten sie nicht, denn natürlich wusste sie das längst. Sie war schlimmer als herzlos; ihr Herz war eine verdorrte Hülle.
Als Leser bangt man die ganze Zeit um Asha und Torwin. Man möchte so sehr, dass Asha ihr Herz öffnet und sie irgendwie einen Weg zueinander finden. Die Liebesgeschichte bahnt sich ganz langsam einen Weg und entwickelt sich so wunderschön, wie ich es selten gelesen habe. Es ist einfach diese zarte Liebe und nicht die Liebe auf den ersten Blick. Das mag ich sehr gerne. Einen großen Pluspunkt gibt es für die wenigen romantischen Passagen in Iskari.
»Iskari« ist mein bisheriges Jahreshighlight 2018. Es ist frisch und außergewöhnlich, unglaublich spannend und emotional. Zudem überzeugt der Roman mit extrem durchdachten Figuren und einem enormen Hintergrundwissen. So macht Literatur Spaß!
– Meinen herzlichen Dank an den Heyne fliegt für das Rezensionsexemplar. –
Comments
Zeilenwanderer – Kristen Ciccarelli – Iskari – Die gefangene Königin
[…] Teil einer Trilogie, die unabhängig von dem ersten Band gelesen werden kann. Hier geht es zu der Rezension des ersten […]
Zeilenwanderer – Wrap Up – Monatsrückblick auf den Januar 2019
[…] gut. So unglaublich gut, dass ich fest davon überzeugt bin, dass auch dieses Buch – wie sein Vorgänger – ein ziemliches Highlight […]
Zeilenwanderer – Rezension: Sarah J. Maas – Kingdom of Ash
[…] Fragen des Lesers, sodass dieser das Buch genüsslich beenden und zufrieden ins Regal stellen kann. Hier geht’s zur […]
AlinaKunterbunt
Liebe Janika, es freut mich so sehr, Iskari hier auf deinem Blog zu sehen und dann auch noch zu lesen, dass du das Buch so geliebt hast! Ich bin ein riesen Fan von der Geschichte und warte schon sehnsüchtig auf die Fortsetzung! Iskari war letztes Jahr mein absolutes Lesehighlight, eines der […] Read MoreLiebe Janika, es freut mich so sehr, Iskari hier auf deinem Blog zu sehen und dann auch noch zu lesen, dass du das Buch so geliebt hast! Ich bin ein riesen Fan von der Geschichte und warte schon sehnsüchtig auf die Fortsetzung! Iskari war letztes Jahr mein absolutes Lesehighlight, eines der besten Bücher, die ich je gelesen habe! Read Less
Janika
to AlinaKunterbunt
Liebe Alina, ich freue mich selbst auch so sehr darüber. Ich liebe die Geschichte und freue mich unglaublich auf die Fortsetzung! Genauso geht es mir auch