Naoma Clark – Applepie Stories

Ihr Lieben, heute habe ich eine ganz be­sonde­re Re­zen­sion von einem ganz be­son­de­ren Buch für euch im Gepäck. Im Novem­ber sprach mich näm­lich die liebe Naoma Clark an und fragte, ob ich Inte­resse hätte, ihr Buch Applepie Stories zu lesen. Bis zu diesem Zeit­punkt hatte ich weder von dem Buch noch von der Auto­rin gehört, aber schnell war klar, dass das Inte­resse de­fini­tiv be­steht. Anfang Janu­ar be­ende­te ich den Roman und habe nun die Re­zen­sion für euch. Viel Spaß beim Lesen!

Kurzbeschreibung

Lola Applepie führt das Café Little Birds in einem kleinen engli­schen Dorf und hat ein paar harte Mona­te hinter sich. Sie ver­sinkt in Trauer. Da kommt es ihr gerade recht, dass sie auf ein magi­sches Re­zept ihrer Groß­mutter stößt, mit dem sie die so­ge­nannten Fairy Cup­cakes backen kann. Diese lassen einen Wunsch in Er­füllung gehen, und Lola wünscht sich di­rekt ihren Traum­prinzen daher. Dieser er­scheint, doch ist am nächsten Morgen ein­fach ver­schwun­den. Kein Problem für Lola – mit dem zweiten Fairy Cup­cake wünscht sie sich ihren Traum­prinzen ein weite­res Mal, doch als ein anderer Mann er­scheint, be­ginnt das Chaos …

Es gibt Momente im Leben, die fühlen sich an, als hätte man sie einer Kinoleinwand entrissen. Irgendwie unwirklich, als würden Haare mit einem Mal in Zeitlupe wehen, als würde sich jede Sekunde plötzlich zu einer halben Ewigkeit aufbauschen, sodass man mannigfache magische Details zwischen den Sekunden des Lebens einfängt, die einem unter normalen Umständen entglitten wären.

— S. 362

Meinung

Ein Buch wie dieses habe ich noch nie ge­le­sen – wirk­lich wahr! Applepie Stories ist emo­tio­nal, be­in­hal­tet viel Wah­res und ist dabei un­glaub­lich komisch. Beim Lesen hat mich vor allem die Message des Buches be­geis­tern können. Es gab einige Momen­te, in denen ich mir dachte, dass ich dieses Buch so vielen Leute gerne mit den Worten »Lies es und lerne!« hin­hal­ten würde. Die Cha­rak­tere sind teil­wei­se etwas über­spitzt, aber sie ver­mitteln wert­volle Bot­schaf­ten an den Leser.

naoma clark applepie stories

Hallo Lola!

Lola ist die Prota­gonis­tin in dieser Ge­schich­te. Zu Be­ginn der Hand­lung wider­fahren ihr die ver­rück­tes­ten Dinge. Zu sagen, dass Lola Applepies Leben lang­wei­lig wäre, wäre die Unter­trei­bung des Jahres. Rela­tiv schnell über­schla­gen sich die Er­eig­nisse und Lola stellt sich ihnen wacker. Und mit einer Menge Drama. Lola ist eine ziem­li­che Drama­queen und ein ab­solu­tes Nerven­bün­del. Ich per­sön­lich würde es ver­mut­lich als stressig empfin­den, hätte ich eine Per­son wie Lola in meinem Um­feld, aber sie als Pro­ta­gonis­tin zu erleben, ist eine abso­lute Freude, da sie un­glaub­lich un­ter­hal­tend ist. Mit Lola wird es de­fini­tiv nicht lang­wei­lig und ich schloss sie schnell in mein Herz.

Es mag vielleicht nicht immer klug sein, sein Herz auf der Zunge zu tragen, aber es ist alle Mal besser, als irgendwelche abstrusen Lügen vorzuschieben, nur um Mitleid zu ernten oder negativen Reaktionen zu entgehen.

— S. 101

Rund um Lola gibt es eine große An­zahl an wei­te­ren Figuren. Neben ihren zwei Traum­prinzen lernen wir unter anderem Alfie kennen, die schrullige und böse Nach­ba­rin Betty sowie Lolas beste Freundinnen. Dass es sich in diesem Buch nicht nur um Lola und ihr Lie­bes­inte­resse dreht, finde ich klasse. All die Dinge, die Lola er­lebt, sind etwas verrückt, aber die Ne­ben­figu­ren ver­lei­hen der Ge­schich­te Authen­ti­zi­tät. Ich habe es, glaube ich, schon einmal in einer Re­zen­sion an­ge­spro­chen, aber ich sage es gerne noch­mal: Das Leben dreht sich in der Regel nicht nur um eine ein­zige Person. Man hat Freunde, denen man sich an­ver­traut, und even­tuell gibt es Menschen, die einem das Leben er­schwe­ren. Aus diesem Grund finde ich eine ordent­li­che An­zahl an Neben­fi­guren immer wichtig. Naoma Clark hat sich hier eine schöne Zahl an Cha­rak­te­ren he­raus­gesucht.

naoma clark applepie stories

Naoma Clark – Die Königin der Metaphern

Jap, so ist es. Für mich ist Naoma ab sofort die Hel­din und Köni­gin der Me­ta­phern. Ich habe selten so viele Meta­phern in einem Buch ge­lesen. Und noch dazu so viel­fäl­tige. Sie haben mich nicht nur regel­mäßig zum Lachen ge­bracht, sondern sind gleich­zei­tig ein wir­kungs­volles Stil­mittel, das die Fi­gu­ren le­ben­dig und greif­bar macht. Ich bin nicht immer ein Fan von Meta­phern, aber in Applepie Stories konnte ich nicht genug von ihnen kriegen.

Generell empfinde ich den Schreib­stil der Auto­rin als an­ge­nehm und herz­lich – herz­lich, leb­haft und posi­tiv. Es macht durch ihn einfach Spaß, den Cha­rak­te­ren zu folgen und die Ge­schich­te zu er­leben. Und die Ge­schich­te wird wirklich stimmungs­voll er­zählt, da Naoma Clark all ihre posi­tive, bunte Ener­gie in ihre Zei­len flie­ßen lässt und den Leser damit immer wieder an­steckt. Es gibt zwar auch trau­rige Mo­men­te in der Ge­schich­te, in denen die Figuren nicht weiter wissen oder ihnen schlimme Dinge wider­fah­ren, dennoch ver­mitteln selbst die dra­mati­schen Szenen durch den leich­ten Schreib­stil Hoff­nung auf ein Happy End.

Mein Leben mag bestimmt sein von so einigen unglaublichen Zufällen und Ereignissen, aber eines ist trotzdem sicher: Ich lebe in keinem Märchenbuch. Ich bin davon überzeugt, dass jeder sein Glück selbst in der Hand hat, dass es kein übermächtiges Wesen gibt, das die Geschichte meines Lebens schreibt.

— S. 319

Ein paar Worte zum Inhalt

Der Inhalt von Applepie Stories hat es de­fini­tiv in sich, denn es passie­ren gera­de zu Be­ginn der Hand­lung enorm viel Dinge: Lola ver­sinkt in Trauer, Lola schöpft Hoff­nung in Form von Fairy Cup­cakes, Lolas Mops … nun ja, er ent­wi­ckelt sich weiter, Lola trifft Traum­prinz Nummer eins, Lola trifft Traum­prinz Nummer zwei, neben­bei führt sie noch ihr eigenes Café. Still­stand ist wohl eines der Wörter, die Lola Apple­pie nicht kennt. Es ge­schieht wirk­lich viel und Lola nimmt Leser mit auf die aben­teuer­liche Reise.

Ich hatte bereits eben an­ge­spro­chen, dass Lola mir mit­unter etwas zu dra­ma­tisch ge­wesen ist, aber es gibt noch eine Klei­nig­keit, die mich an Lola stört. Und zwar ihre Nai­vi­tät. Sie baut sehr schnell Ver­trau­en zu einer Person auf, die meines Er­achtens nach kein Ver­trau­en ver­dient hat. Mir fiel es daher an manchen Stellen etwas schwer, Lolas Verhalten nach­voll­zie­hen zu können. Jedoch weiß ich von der Autorin, dass Lola als Spiegel der Ge­sell­schaft zu ver­stehen ist. Diese Um­setzung finde ich sehr passend und ge­lun­gen. Lola als Spiegel der Ge­sell­schaft kriegt es si­cher­lich hin, den ein oder anderen Leser wach­zu­rütteln.

naoma clark applepie stories

Die Idee der Geschichte ist zwar ein wenig verrückt, aber mir hat sie trotz­dem ge­fallen. Vor allem in Kombi­na­tion mit dem Setting des kleinen bri­ti­schen Ortes und dem ge­müt­lichen Café. Harping Charms ist ein Ort, den ich per­sön­lich so­fort be­rei­sen würde. Einen ge­müt­lichen Tag in Lolas Café zu ver­brin­gen und danach an den Klippen spa­zie­ren zu gehen, klingt für mich traumhaft.

Gedankenkrümel

Wer meine Sonntagszeilen kennt, kennt den Ge­danken­krü­mel, in dem ich meistens einfach vor mich hin philo­sophie­re, meinen Ge­dan­ken freien Lauf und hin und wieder die Woche Revue passie­ren lasse. Aus­nahms­wei­se gibt es zu diesem Buch auch einen Ge­dan­ken­krü­mel, denn ich habe ein paar un­klare Gedanken.

Aber so ist das nun mal mit der Liebe. Du hast nie eine Garantie dafür, ob dich der Mensch deines Verlangens jemals durch dieselben Augen sehen wird wie du ihn. Du kannst nie mit Sicherheit sagen, dass die Worte, mit denen er deine Seele küsst, wahr sind, weil du dich immer in dem eingeschränkten Territorium deiner individuellen Sichtweise befinden wirst.

— S. 129

Ich habe lange über­legt, wie ich dieses Buch be­wer­ten soll. Bis jetzt habe ich leider keine Idee, des­wegen kommt nun diese Art Ge­danken­krü­mel. Applepie Stories hat mich gut unter­halten. Die Figuren waren inte­ressant, die Idee außer­ge­wöhn­lich, ich habe oft ge­lacht und mir viele tolle Passa­gen mit weisen Worten an­ge­stri­chen. Eigent­lich habe ich nichts an dem Buch aus­zu­setzen. Und dennoch – würde ich dieses Buch wie ge­wohnt in Punkten be­wer­ten, könnte ich keine volle Punkt­zahl geben.

Applepie Stories ist in einem gewissen Sinne ein Buch außer­halb meines nor­ma­len Lese­mus­ters. Ich liebe Fan­tasy, egal ob High Fan­tasy oder roman­ti­sche Fan­tasy. Ich liebe auch gute Liebes­ge­schich­ten und schöne Young oder New Adult Ro­mane. All diese Genres sind in einem ge­wissen Grad von Ernst­haf­tig­keit ge­prägt. Auch in Applepie Stories lässt sich Ernst­haftig­keit raus­lesen, aber nicht immer und ich glaube, das ist auch mein Kri­tik­punkt. Manch­mal hätte ich mir einfach einen Ticken weni­ger Drama und Kitsch ge­wünscht, da ich die Ge­schich­te auf­grund der Dra­ma­tik und zahl­rei­chen Kurio­sitä­ten nicht immer ganz ernst nehmen konnte.

Von daher würde ich als kleine Rand­notiz und Ab­schluss der Re­zen­sion gerne sagen, dass man dieses Buch, um es wirk­lich ge­nie­ßen zu können, un­be­dingt mit einer Hand­voll Humor lesen sollte. Ein­fach um die doch recht durch­ge­knallte Lola ins Herz zu schlie­ßen, den be­wuss­ten Kitsch der Ge­schich­te zu be­grüßen und die Re­flexion, die das Buch vielleicht im Leser aus­lö­sen wird, vollends will­kommen zu heißen.

Ein besonderes Buch, das mich wunderbar unterhalten hat. Es steckt viel Wahrheit in der Geschichte und ich denke, dass »Applepie Stories« vielen Lesern die Augen öffnen kann. Für meinen Geschmack war Lola etwas zu dramatisch und die Geschichte mitunter zu albern. Dennoch würde ich das Buch empfehlen.

Janika Zeilenwanderer Signatur

Eckdaten: Naoma Clark – Applepie Stories  – Piper – 2018 – 468 Seiten – 15,99 €

– Herzlichen Dank an den Piper Verlag und Naoma Clark für die Bereitstellung dieses Leseexemplars. –

6 comments
6 likes
Prev post: Sonntagszeilen –
Die Sache mit der Leseplanung
Next post: Herzlich willkommen in meinem Regal – Part 6

Related posts

Comments

  • […] Charms in Südengland. Dort besuchte ich Lola in ihrem zuckersüßen Café und hörte mir ihre Applepie Stories an. Als nächstes stand meine sehr lange Reise in Firgaard an. Dort befand ich mich den gesamten […]

  • Kerstin Cornils

    Februar 1, 2019 at 23:01
    Reply

    Das Cover fiel mir sofort ins Auge bei deinen Beiträgen und so bin ich hier gelandet. Das Buch klingt für mich nach einem kurzweiligen und lustigen Buch für den Urlaub. Ich lese gerne Bücher, die man nicht zu ernst nehmen darf. Es wandert direkt auf meine Wunschliste für den nächsten […] Read MoreDas Cover fiel mir sofort ins Auge bei deinen Beiträgen und so bin ich hier gelandet. Das Buch klingt für mich nach einem kurzweiligen und lustigen Buch für den Urlaub. Ich lese gerne Bücher, die man nicht zu ernst nehmen darf. Es wandert direkt auf meine Wunschliste für den nächsten Urlaub. LG Kerstin Read Less

    • Janika
      to Kerstin Cornils

      Februar 4, 2019 at 16:56
      Reply

      Liebe Kerstin, so kann es passieren! Das Cover ist aber auch wirklich ein absoluter Hingucker. Mir gefällt es auch ausgesprochen gut und es passt dazu noch perfekt zur Geschichte :) Ich denke auch, dass »Applepie Stories« eine wundervolle Urlaubslektüre ist. Vor allem weil sie so lockerleicht und lustig ist. Alles […] Read MoreLiebe Kerstin, so kann es passieren! Das Cover ist aber auch wirklich ein absoluter Hingucker. Mir gefällt es auch ausgesprochen gut und es passt dazu noch perfekt zur Geschichte :) Ich denke auch, dass »Applepie Stories« eine wundervolle Urlaubslektüre ist. Vor allem weil sie so lockerleicht und lustig ist. Alles Liebe, Janika Read Less

  • […] damit hat sie absolut recht. Wenn ihr mehr zu dem Buch erfahren möchtet, könnt ihr gerne bei der Rezension […]

  • Mary

    Januar 18, 2019 at 8:40
    Reply

    Hallo Janika, eine schöne Rezension zu einem Buch, das ich so noch gar nicht gesehen habe. Das Cover ist aber sehr hübsch! Das sollte viel öfter in Büchergeschäften liegen. Vom Inhalt klingt's super, ich mag lustige und alberne Geschichten ganz gerne, wenn ich in der Stimmung bin... Liebe Grüße, Mary

    • Janika
      to Mary

      Januar 18, 2019 at 9:23
      Reply

      Liebe Mary, das kann ich so nur bestätigen! Ich habe das Buch auch noch nicht offen liegen sehen, dabei hat es das auf jeden Fall verdient! Vielleicht kommt es ja noch in der nächsten Zeit :) Alles Liebe, Janika

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Über mich
Janika Mielke Portrait

Hallo und herzlich willkommen auf Zeilenwanderer. Ich bin Janika und schreibe hier über Literatur und mehr. Viel Spaß beim Stöbern und Entdecken! Mehr über mich

Aktuelle Lektüre


Kathryn Purdie – Bone Crier's Moon

Blog abonnieren
Loading

Ihr wollt mir via WordPress Reader folgen? Nichts leichter als das! Einfach Zeilenwanderer in das Suchfeld eingeben und abonnieren.

Oder ihr klickt auf diesen Link Zeilenwanderer, um direkt zu abonnieren (Eine Weiterleitung erfolgt nur, wenn ihr über WordPress angemeldet seid).

Aktuelle Beiträge

That’s why literature is so fascinating. It’s always up for interpretation, and could be a hundred different things to a hundred different people. It’s never the same thing twice.

— Sara Raasch
Beliebte Beiträge
Archiv
Gut zu wissen

Rezensionsexemplare erhalte ich im Austausch gegen eine Rezension. Meine Meinung bleibt dabei jedoch immer ehrlich und unverfälscht.

Mit einem Klick auf die auf Zeilenwanderer verwendeten Links (wie bspw. Instagram) werden Daten an die Server der entsprechenden Seiten gesendet und verlassen damit diese Seite.

Ich benutze freiwillig Affiliate Links, die immer mit einem * markiert sind. Wenn du etwas über diese Links kaufst, erhalte ich eine kleine Provision. Für dich ändert sich damit nichts. 

Weitere Informationen zu diesem Thema findet ihr hier und hier