Ein Buch, das seit März im englischsprachigen Raum große Beachtung findet und um das man auch im deutschsprachigen Raum seit mehreren Wochen nicht herumkommt, ist Children of Blood and Bone von Tomi Adeyemi. In meinem Sommerurlaub las ich sehr viele Bücher. Es gab einige, die mir gar nicht gefallen haben, andere, die mir nette Lesestunden bescherten, und dann gab es Children of Blood and Bone. Ein wahres Meisterwerk, das mich von der ersten Seite an fesselte. So las ich innerhalb von zwei Tagen 544 grandiose Seiten und war danach absolut sprachlos. Viel Spaß mit meiner heutigen Rezension: Children of Blood and Bone.
Kurzbeschreibung
Zélie lebt in Orïsha – einem Land, das einmal voller Magie erblühte. Doch die Magie wurde vom König ausgelöscht und mit der Magie verlor Zélie auch ihre Mutter. Zurückgeblieben sind Wut, Frustration und die Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Gemeinsam mit ihrem Bruder Tzain kämpft sie für das magische Erbe ihres Volkes und stemmt sich gegen die rassistische Unterdrückung, die vom König ausgeht. Dies tut sie mit einer nicht gewollten Komplizin: der Prinzessin Amari.
You crushed us to build your monarchy on the backs of our blood and bone. Your mistake wasn’t keeping us alive. It was thinking we’d never fight back.
Meinung
Children of Blood and Bone ist einmalig. Punkt. Ich war sprachlos, nachdem ich das Buch beendete und auch jetzt – mehrere Wochen später – fällt es mir schwer, die richtigen Worte zu finden. Generell stelle ich mir die Frage: Wo fange ich an? Bei den starken Figuren, dem außergewöhnlichen Worldbuilding, dem großartigen Schreibstil? Oder vielleicht wie Children of Blood and Bone Rassismus und Intoleranz thematisiert? Fragen über Fragen, aber so viel steht fest: Dieses Buch ist ein wahres Lesehighlight.
Worldbuilding
Beginnen wir mit dem Worldbuilding, denn dieses ist in Children of Blood and Bone großes Kino. Angefangen mit dem afrikanischen Setting, was bildreich beschrieben wird, bis zu den fantastischen Elementen wie den außergewöhnlichen Tieren. So besitzt Zélie beispielsweise einen riesigen Löwen mit großen Hörnern, auf dem sie reiten kann. Allgemein fand ich die Reittiere spitze, denn es handelt sich immer um Raubtiere und keine Pferde oder Esel. Nein, es sind Leoparden, Löwen oder Geparden. Die Welt, die sich beim Lesen vor dem inneren Auge erschließt, ist malerisch und das schließt nicht nur die Tiere und das afrikanische Setting ein, sondern allgemein einfach alles, was Tomi Adeyemi anfängt zu beschreiben.
Die faszinierende Kultur, die außerordentliche Kleidung, die bunten Orte, die die Protagonisten besuchen und die einzigartigen Merkmale, die sie kennzeichnen. Zélie ist eine Divine – eine künftige Maji –, also eine Person, die Magie in sich trägt. Und als solche hat sie schneeweißes Haar. Auch was die Orte an sich betrifft, wird es in Children of Blood and Bone niemals langweilig. Leser:innen begleiten Zélie und ihre Freund:innen in die Slums, in Paläste und in verlassene Tempel, in den Dschungel und aufs Meer. Das gesamte Worldbuilding, gerade aufgrund der Magie und der fantastischen Elementen, macht neugierig und lässt Leser:innen eine Sucht entwickeln.
Schreibstil
Dass das gesamte Buch ein wahren Pageturner ist, liegt unter anderem am Schreibstil der Autorin. Tomi Adeyemi schreibt wunderschön, einzigartig und bewegend. Und so emotional. Man spürt den Schmerz der Figuren, man hofft mit ihnen und man trägt gemeinsam mit ihnen die Last der Welt auf seinen Schultern. Dabei wird Children of Blood and Bone aus drei Perspektiven erzählt: Zélie, dem Kronprinzen Inan und seiner Schwester Amari. Tomi Adeyemi gelingt es meisterhaft, jeder einzelnen Erzählinstanz eine individuelle Stimme zu geben.
I see my own grief reflected in his eyes. The death of our dream. The future Orïsha will never see.
Berichtet wird aus der ersten Person Singular, sodass Gedanken, Gefühlswelt und persönliche Beobachtungen der einzelnen Figuren offen liegen. Drei so unterschiedliche Perspektiven und Charaktere zu erschaffen, hat mich stark beeindruckt, denn Zélie, Inan und Amari denken in ganz unterschiedlichen Weisen. Sie alle haben andere Wertevorstellungen und Gefühle in sich. Und sie verspüren Wut, Unsicherheit und Stolz. Diese Punkte lassen sich in jeder der Figuren wiederfinden, aber auf individuelle Art. Hut ab dafür.
Figuren & Beziehungen
Die Geschichte wird aus den eben drei genannten Perspektiven erzählt. Ich habe das ein oder andere Negative über dieses Buch gehört. Unter anderem gehörte dazu, dass Zélie eine unglaublich zickige Figur sei. Mit diesem Wissen im Hinterkopf habe ich Children of Blood and Bone begonnen und dennoch keine einzige Stelle gelesen, in der ich Zélie als zickig empfand. Ganz im Gegenteil: Zélie ist eine wundervolle und absolut authentische Figur.
Doch auch die übrigen Figuren sind erstklassig ausgearbeitet. Jeder Charakter strotzt vor Leben und Emotionen. Dabei sind gerade die Hauptfiguren so unterschiedlich, wie es auch im echten Leben ist. Für mich ein Grund, warum das Buch so authentisch ist. Tzain, Zélie, Inan und Amari haben unterschiedliche Hintergründe und stehen für andere Dinge ein. Dennoch verbindet sie etwas und sie versuchen, trotz allem am selben Strang zu ziehen. Die äußerem Umstände verbinden ihre Schicksale zum Teil ungewollt, weshalb jede:r von ihnen auf unterschiedliche Art und Weise damit umgeht.
Auch der Punkt der Charakterentwicklung ist nicht zu vergessen. Besonders Inan und Zélie sind am Ende des Romans vollkommen andere Personen als sie es zu Beginn waren. Sie sind gewachsen, sammelten prägende Erfahrungen und lernten dazu. All dies spiegelt sich auch in den Gedanken und Worten der Erzählfiguren wider. Ich finde die Charaktere allesamt überaus gelungen, authentisch und jede:n auf seine bzw. ihre eigene Art sympathisch. Gerade Amari hat sich einen festen Platz in meinem Herz erobern können und für Leser:innen einige Überraschungen in petto!
I nod, for once not fearing the fight. I was the Lionaire once. For Tzain and Zélie, I shall be her again.
Die Liebesgeschichte
Ich freue mich über Bücher, in denen eine schöne Liebesgeschichte vorkommt. Ich fiebere jedes Mal mit und hoffe stark, dass sich zwei Personen finden, die ich zusammen sehen möchte. Auch in Children of Blood and Bone dürfen Leser:innen auf Liebesgeschichten hoffen. In meinen Augen war eine von ihnen aber eher schwacher Natur. Die Beziehungskonstellation rund um Zélie fand ich etwas unausgereift, aber ich glaube, das geschieht aus einem guten Grund. Ich glaube, die Figur, mit der Zélie in Band eins ein wenig rumturtelt, ist nicht Endgame. Alle, die A Court of Thorns and Roses gelesen habe, wissen, worauf ich hinaus möchte, wenn ich sage, dass ich starke Rhysand-Vibes spüre, was Roën betrifft.
Geht es noch jemandem so? Ich glaube, Zélie und Roën werden sich in Band zwei noch richtig gut kennenlernen und die Beziehung aus Children of Blood and Bone wird sich schnell im Sand verlaufen. Ich meine, Zitate wie »Apologies.« He smiles. »My feet have a nasty habit of following my heart.« (S. 356) oder I whip around to find Roën leaning against the helm, teeth gleaming in the dark. »The moon didn’t want to rise tonight, but I convinced her you were worth the trip.« (S. 478) schreien doch förmlich nach Rhysand 2.0. Zumindest in meinen Augen. Ich shippe die zwei definitiv und bin fest davon überzeugt, dass uns Tomi Adeyemi auch mit der Liebesgeschichte noch komplett umhauen wird.
Rassismus
Es fällt mir immer schwer, über Rassismus zu reden. Wenn man nie Rassismus erfahren hat, kann man nicht wissen, wie es sich anfühlt. Dies ist wohl eine der wichtigsten Aussagen, die Children of Blood and Bone zu bieten hat. Orïsha ist unterteilt in Menschen und in Magi, anhand derer Rassismus, Hass und Intoleranz aufgeführt werden. Tomi Adeyemi erschafft mit Zélie einen Charakter, der Leser:innen Rassismus nahebringt. Der einen an die Ungerechtigkeiten heranführt und durch die man vielleicht ansatzweise begreifen kann, wie sich Rassismus anfühlen kann.
You can’t. They built this world for you, built it to love you. They never cursed at you in the streets, never broke down the doors of your home. They didn’t drag your mother by her neck and hang her for the whole world to see.
Dieses Buch ging mir nahe wie kein anderes. Leser:innen erleben durch Zélie, Inan und die anderen, auf welche Arten sich Rassismus äußern kann, wie ein großer Hass entsteht und welche Kraft Vorurteile haben. Es werden in Children of Blood and Bone beide Seiten beleuchtet: die der Rassisten, die zwanghaft ihre Argumente vertreten und rechtfertigen, und die der Personen, die Rassismus erleben. Ich glaube, dass dieses Buch vielen die Augen öffnen wird und einem zeigt, dass Rassismus auch heute noch brandaktuell ist. Dies reißt Tomi Adeyemi sogar noch in der Author’s Note am Ende des Buches an, die ich jedem empfehle.
Ein großartiges Debüt, das in meinen Augen jede:r gelesen haben sollte. Wundervolle Figuren, eine wichtige Message, ein außergewöhnliches Worldbuilding und das alles märchenhaft verfasst. Lest dieses Buch!
Eckdaten: Tomi Adeyemi – Children of Blood and Bone – Macmillans Children’s Book – 2018 – 544 Seiten – 6,99 €
Comments
Zeilenwanderer – Rezension: Sarah J. Maas – Kingdom of Ash
[…] Highlight in meinem Regal – nicht nur in diesem Jahr. Ich kann es wirklich jedem empfehlen. Hier geht’s zur Rezension des […]
Anja - Bambinis Bücherzauber
Hallo Janika, schön geschieben - man spürt deine Begeisterung :) Mich konnte das Buch leider nicht komplett überzeugen. Ich fand es an vielen Stellen zäh und die Liebesgeschichte nicht so richtig nachfühlbar. Allerdings was das Ende ein ziemlicher Schock, sodass ich schon gern wissen möchte, wie es weitergeht. Viele Grüße Anja
Janika
to Anja - Bambinis Bücherzauber
Liebe Anja, danke dir! Ja, die Liebesgeschichte fühlt sich für mich auch nicht richtig an, deswegen hoffe ich auf den zweiten Band und die Figur, die in meinen Augen Rhysand Vibes ausstrahlt. Ich finde, dadurch dass die Liebesgeschichte etwas holprig und unangenehm ist, wirkt die Gesamtgeschichte authentisch. Wir finden ja […] Read MoreLiebe Anja, danke dir! Ja, die Liebesgeschichte fühlt sich für mich auch nicht richtig an, deswegen hoffe ich auf den zweiten Band und die Figur, die in meinen Augen Rhysand Vibes ausstrahlt. Ich finde, dadurch dass die Liebesgeschichte etwas holprig und unangenehm ist, wirkt die Gesamtgeschichte authentisch. Wir finden ja auch nicht alle sofort die große Liebe :) Alles Liebe, Janika Read Less
Tina
Hey Janika, das Buch hat dich überzeugt und es liest sich hervorragend. Ich lese momentan sehr unterschiedliche Meinungen darüber. Die einen lieben es, die anderen eben nicht. Ich glaube, dasss "Children of Blood and Bone" einen Nerv getroffen hat, egal in welche Richtung und das ist gut. Allerdings bin ich einer […] Read MoreHey Janika, das Buch hat dich überzeugt und es liest sich hervorragend. Ich lese momentan sehr unterschiedliche Meinungen darüber. Die einen lieben es, die anderen eben nicht. Ich glaube, dasss "Children of Blood and Bone" einen Nerv getroffen hat, egal in welche Richtung und das ist gut. Allerdings bin ich einer der Kandidaten, der es bisher nicht auf der Wunschliste stehen hat. Keine Ahnung, warum, vielleicht wurde es mir zu oft um die Ohren gehauen auf Insta, Twitter & Co., und werde es dann lesen, wenn es kein anderer mehr tut :-) Liebe Grüße Tina Read Less
Janika
to Tina
Liebe Tina, danke dir! Ja, deswegen habe ich mir auch die Zeit für die ausführliche Rezension genommen: Man hört viel Positives und viel Negatives. Da muss ich meinen Senf auch nochmal dazugeben und hoffentlich Menschen dazu bringen, dem Buch eine Chance zu geben. Es ist wirklich lesenswert und ich freue […] Read MoreLiebe Tina, danke dir! Ja, deswegen habe ich mir auch die Zeit für die ausführliche Rezension genommen: Man hört viel Positives und viel Negatives. Da muss ich meinen Senf auch nochmal dazugeben und hoffentlich Menschen dazu bringen, dem Buch eine Chance zu geben. Es ist wirklich lesenswert und ich freue mich, dass du dir irgendwann auch die Zeit für diese besondere Lektüre nehmen wirst. Ich verstehe dich vollkommen, dass du warten möchtest, bis nicht mehr jede zweite Person das Buch liest. So geht es mir mit vielen gehypten Büchern auch! Alles Liebe, Janika Read Less
Sarah Ricchizzi
Liebe Janika, aww ich habe ja bereits auf Instagram gesehen, dass du dich Children of Blood and Bone angenommen hattest und zum Glück Zélie auch so sehr mochtest wie ich hihi. Ich verstehe gar nicht, weshalb einige eine starke weibliche Persönlichkeit direkt mit Zickigkeit verknüpfen müssen. Es freute mich, dass […] Read MoreLiebe Janika, aww ich habe ja bereits auf Instagram gesehen, dass du dich Children of Blood and Bone angenommen hattest und zum Glück Zélie auch so sehr mochtest wie ich hihi. Ich verstehe gar nicht, weshalb einige eine starke weibliche Persönlichkeit direkt mit Zickigkeit verknüpfen müssen. Es freute mich, dass Zélie mal nicht nach der Meinung andrer tanzte und ihren Willen durchzusetzen versuchte. Das klingt für mich vielmehr nach Charakterstärke und einem ausgereiften Willen. "Rhysand-Vibes spüre" - Ich musste soooo grinsen! Rhysand-Vibes - I like that. So hatte ich es noch gar nicht in Betracht gezogen! Und ich glaube, dass du absolute recht hast! Das wäre so genial! Jetzt bin ich noch neugieriger auf den zweiten Band als ich es ohnehin schon war, hihi. Alles Liebe, deine Sarah Read Less
Janika
to Sarah Ricchizzi
Liebe Sarah, hach ja! Es freut mich auch sehr, dass du das Buch so sehr mochtest. Und ja, ich finde auch, dass es immer noch sehr oft Probleme mit selbstbewussten weiblichen Figuren gibt, die für ihre Meinung einstehen. Männliche Figuren sind dann ganz oft irgendwelche Bad Boys, die zudem noch […] Read MoreLiebe Sarah, hach ja! Es freut mich auch sehr, dass du das Buch so sehr mochtest. Und ja, ich finde auch, dass es immer noch sehr oft Probleme mit selbstbewussten weiblichen Figuren gibt, die für ihre Meinung einstehen. Männliche Figuren sind dann ganz oft irgendwelche Bad Boys, die zudem noch angehimmelt werden dürfen und Frauen sind schnell Zicken. Das ist schade. Und ja! Rhysand-Vibes trifft es in meinen Augen vollkommen und ich hoffe so sehr, dass ich damit recht habe. Es wäre zu schön! Alles Liebe, Janika Read Less
Nicci Trallafitti
Liebe Janika, es freut mich wahnsinnig, dass dir das Buch auch so gut gefallen hat! Die eine Beziehungssache fand ich auch strange, und auch ich hoffe auf ein Zélie-Roen-Ding, hihi. Ich finde ihn generell total cool, er ist wahrlich ein Schurke und irgendwie habe ich eine Schwäche für die. Den Vergleich mit Rhysand finde […] Read MoreLiebe Janika, es freut mich wahnsinnig, dass dir das Buch auch so gut gefallen hat! Die eine Beziehungssache fand ich auch strange, und auch ich hoffe auf ein Zélie-Roen-Ding, hihi. Ich finde ihn generell total cool, er ist wahrlich ein Schurke und irgendwie habe ich eine Schwäche für die. Den Vergleich mit Rhysand finde ich spannend. Ich freue mich schon unglaublich doll auf den zweiten Band. Liebe Grüße Nicci Read Less
Janika
to Nicci Trallafitti
Liebe Nicci, hihi ich freue mich auch wahnsinnig darüber! Es freut mich auch, dass du ebenfalls ein Zélie-Roën-Supporter bist. Die zwei haben so viel Potenzial zusammen und ich hoffe, dass die Autorin da gleicher Ansicht ist! :D Alles Liebe, Janika