Ihr Lieben, die Frankfurter Buchmesse liegt schon ein paar Tage hinter uns, doch von den Büchern, die ich mir dort gekauft habe, habe ich euch noch gar nichts erzählt. Das ändert sich heute mit meiner Buchbesprechung zu Campus Love: Kayla & Jason von Katharina Mittmann. Meine Reise zurück in die Schweiz war nicht gerade kurz und so hatte ich Campus Love am Ende der Fahrt bereits zu mehr als der Hälfte durch. Wenige Stunden später – am Morgen des nächsten Tages – war die Geschichte bereits beendet. Bookhangover inklusive! Viel Spaß mit der Rezension.
Kurzbeschreibung
Kayla hat es geschafft und ein Vollstipendium für die Brown bekommen. Ihr Zimmer teilt sie sich mit Rachel, deren bester Freund Jason es sich am ersten Tag direkt auf Kaylas Bett bequem gemacht hat. Attraktiv, große Klappe und beliebt. Für Kayla steht fest, dass sie mit einem solchen Kerl nichts zu tun haben möchte. Doch durch ihre Freundschaft zu Rachel kann sie Jason schlecht aus dem Weg gehen und mit der Zeit merkt sie, dass viele ihrer Vorurteile Jason gegenüber überhaupt nicht stimmen …
Darauf hatte ich keine Antwort. Mein Verstand sagte mir, dass er recht hatte, natürlich hatte er recht, aber ich war entwaffnet von seiner Ehrlichkeit, seiner Einstellung, von etwas, das ich Jason nicht zugetraut hätte. Es war gemein, das wusste ich, aber ich hatte ihm keine so hohen moralischen Werte zugetraut.
Meinung
Wie in der Einleitung erzählt, habe ich das Buch in nicht einmal vierundzwanzig Stunden durchgesuchtet. Keine Frage also: Campus Love ist mein Lesehighlight im Oktober. Ich würde die Geschichte am liebsten direkt nochmal beginnen. Kurz nach dem Beenden der Lektüre habe ich der Autorin sogar noch geschrieben, wie gut mir das Buch gefallen hat. Eigentlich sollte man das viel öfter machen, um den Autoren eine Freude zu bereiten. Bei mir ist das wirklich eine seltene Ausnahme und betont noch einmal, wie gut ich die Geschichte fand.
Was mich daher umso mehr überraschte, war, dass sich viele von euch gewundert haben, dass mir die Geschichte so gut gefällt. Viele haben gehört, sie sei nicht gut: Campus Love sei langweilig, Campus Love habe eine unsympathische Protagonistin. Und liebe Leute, das ist absolut nicht der Fall. Ich kann verstehen, woher manche diese Gedanken haben, aber lasst mich erzählen, wieso Campus Love alles andere als langweilig und auch Kayla eine wundervolle Hauptfigur ist. Und überhaupt, wieso ihr alle schnell zu der nächsten Buchhandlung rennen solltet, um euch Campus Love zu kaufen.
Figuren
Wieso viele Kayla unsympathisch finden, könnte an ihrem Schubladendenken liegen. Mir war Kayla auch nicht immer vollkommen sympathisch, aber Katharina Mittmann gibt Kayla den Hintergrund, um ihre doch recht gewöhnungsbedürftige Art zu Denken zu erklären. Begegnet Kayla einer anderen Person, wird diese Person einem Schema beziehungsweise einer Menschengruppe zugeordnet. Sie glaubt, dass sie alles über einen anderen Menschen weiß, ohne groß mit ihm geredet zu haben oder zu wissen, was er alles erlebt hat. Auch ich fand diese Eigenschaft nervig, aber wisst ihr, was der Clue des Ganzen ist? Charakterentwicklung, Leute.
Es gibt eine Charakterentwicklung, und nicht jede Figur muss von Beginn an perfekt sein. Die Kayla, die wir zu Beginn des Romans treffen, ist nicht mehr die, mit der wir die letzten Seiten des Romans verbringen. Zwar hat sie immer noch einige Ecken und Kanten, aber die hat ja jeder von uns. Außerdem finde ich nicht, dass man einen Charakter auf eine einzige Eigenschaft herunterbrechen und ihn nur anhand dieser definieren kann. Das wäre dann nämlich genau so ein oberflächliches Denken wie Kayla es zu Beginn tut. Außerdem machen Kayla noch viele andere Dinge aus, die sie für mich zu einem abwechslungsreichen und äußerst unterhaltsamen Charakter machen.
Es gibt zwei Figuren, die ich jedoch noch lieber mochte als Kayla. Kommen wir zu der offensichtlichen: Jason. Der Moment, in dem der Leser Jason zum ersten Mal begegnet, ist ein bisschen klischeebelastet. Attraktiver Kerl lümmelt auf fremden Bett und haut einen frechen Spruch nach dem nächsten raus. Dabei bleibt er jedoch stets respektvoll und sobald er merkt, dass Kayla mit seinem Verhalten nicht einverstanden ist, hört er auf und akzeptiert diese Grenze. Das fand ich toll. Nicht nur in Bezug auf die erste Szene, sondern auf den gesamten Roman verteilt.
Jason ist kein typischer NA-Bad-Boy, sondern ein ordentlicher Kerl, der das Herz am rechten Fleck hat. Und wisst ihr was? Auch mit so einem Typen kann New Adult unterhaltsam und aufregend sein. Sogar sehr. Dazu sage ich aber gleich noch etwas mehr. Müsste ich Jasons Charakter beschreiben, so würde ich ihn ehrlich, hilfsbereit und loyal nennen. Jason ist einfach eine richtig coole Socke.
Es war leicht, dem anderen die Schuld zuzuschieben, meistens tat ich das auch. Aber wenn ich ehrlich zu mir selbst war … dann hatte ich es mit mir machen lassen. Niemand war schuld daran, niemand außer mir.
Mein liebster Charakter aus Campus Love ist jedoch eine Nebenfigur. Und zwar ein guter Freund und der Mitbewohner von Jason: Cole. In diesem Roman lernen wir Cole nur am Rande kennen, doch das, was wir von ihm mitbekommen, ist einfach nur köstlich. Er ist humorvoll, pfiffig und wortgewitzt und ich glaube, dazu ist er auch deutlich tiefgründiger, als er vielleicht zu sein versucht. Ganz nach dem Motto Harte Schale, weicher Kern hoffe ich, dass wir bald noch mehr über Cole erfahren.
Jedes Mal, wenn er auftauchte, wusste ich, ich würde lachen. Ganz besonders in Kombination mit Jason und Nate – dem dritten Bewohner der Männer-WG. Diese drei zusammen haben eine ganz besondere Dynamik, die ich unglaublich genoss. Ich brauche gar keine Liebesgeschichte, ich brauche einfach nur eine Geschichte über das lustige Leben der drei Kerle in ihrer WG.
Schreibstil
Den Schreib- und Erzählstil von Katharina Mittmann finde ich erstklassig. Es gibt zwar ein paar Floskeln, die ich irgendwann nicht mehr lesen konnte (»… schrumpfte auf die Größe einer Erbse / einer Walnuss«), aber alles in allem ist er trotzdem großartig. Die Art des Erzählens ist einfach auf den Punkt. Einerseits ist sie sehr lustig, sodass der Leser allein vom Ausdruck her köstlich unterhalten wird. Andererseits baut die Autorin durch ihn ihre Geschichte gut auf und verleiht ihr viel Tiefgang. Zum Beispiel durch die unterschiedlichen Erzählperspektiven in Campus Love. Es dürfte niemanden überraschen, wenn ich erzähle, dass die Geschichte aus Kaylas und aus Jasons Sicht erzählt wird. Doch außergewöhnlich an dem Erzählstil ist – zumindest meiner Meinung nach –, dass sich die Figuren nicht nur miteinander beschäftigen.
Ich habe bei New/Young Adult Geschichten häufig das Gefühl, dass die männliche Erzählperspektive – vorausgesetzt die Geschichte ist von einer Autorin verfasst – häufig nur dazu dient, dem Leser vor der Protagonistin zu vermitteln, dass der Kerl tief im Herzen echt in Ordnung ist. Dass er Gefühle hat, mit den Gedanken oft bei der weiblichen Hauptfigur ist und sensibler als man denkt. Dementsprechend empfinde ich männliche Figuren in dem Genre häufig eher oberflächlich und mit weniger Tiefgang.
Umso überraschter war ich, dass dies bei Jason nicht der Fall ist. Ziemlich lange verschwendet er nämlich keine Gedanken an Kayla, sondern widmet sich seinen eigenen Problemen, dem Planen seines Podcasts und hilft seinen Freunden, wenn sie nicht weiter wissen. Kayla und Jason sind zwei absolut authentische Figuren, die ein Leben fernab ihrer Liebesgeschichte führen und dieses Leben ist nicht nur eine Ansammlung an Oberflächlichkeiten und Dramen. Für mich sticht Campus Love hier wirklich aus der Masse heraus. Gleichzeitig kann ich mir vorstellen, dass dies vielen Lesern aber auch nicht gefällt. Dass sie sich vielleicht etwas mehr Romantik erhofft haben. Für mich war es so jedoch perfekt.
Handlung
Und das ist eigentlich eine gute Überleitung zum nächsten Thema. Nämlich der Handlung. Diese kommt bei manchen ja auch nicht so gut an und wird als langweilig bezeichnet. Das ist sie jedoch nicht. Sie ist glaubwürdig und so nah an der Realität, wie es eben bei einem Buch dieses Genres möglich ist. Bei Kayla und Jason gibt es keine Instant Love. Sie haben zu Beginn keinerlei Interesse aneinander. Katharina Mittmann gibt den beiden genügend Zeit, um sich kennenzulernen, um über Schatten zu springen und sich langsam besser kennenzulernen, damit sie eventuell die Meinung über den anderen ein wenig ändern können. Das finde ich klasse.
Und wie eben schon angerissen, gibt es kein aufgezwungenes Drama, um Schwung in die Handlung zu bringen. Campus Love setzt sich nicht aus Zickereien, Missverständnissen und Eifersucht zusammen. Stattdessen zeigt es den Alltag von Kayla und Jason auf unterhaltsame Art und Weise. Mir wuchsen die beiden wirklich ans Herz und ich hatte durch den Aufbau ihrer Charaktere, der Handlung und dem Schreibstil wirklich das Gefühl, eine absolut nachvollziehbare Geschichte und vor allem eine nachvollziehbare Charakterentwicklung zu erleben. Und ich denke, damit habe ich auch alles Wichtige gesagt, was ich sagen wollte. Für mich ist diese Geschichte ein absolutes Herzensbuch im Regal und es wird sicher nicht das letzte Mal gewesen sein, dass ich dieses Buch gelesen habe.
Ich wünsche mir mehr Geschichten wie Campus Love: Kayla & Jason. Ich habe den Roman weggeatmet und wollte kein anderes Buch mehr anfangen. Einfach eine großartige und rundum gelungene Geschichte. Absolute Empfehlung meinerseits.
Eckdaten: Katharina Mittmann – Campus Love: Kayla und Jason – Knaur – 2019 – 384 Seiten – 9,99 €
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Comments
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Chrissi
Hallo Janika, tolle Rezension! Im kompletten Romance Bereich/ New Adult bin ich aktuell sehr vorsichtig. Es gibt ja leider auch so unendlich viel Schrott auf dem Markt. Campus Love habe ich jetzt aber mal auf meine Beobachtungsliste gesetzt. :) Liebe Grüße Chrissi
Janika
to Chrissi
Liebe Chrissi, juchu, das freut mich. Ich kann das Buch auch wirklich empfehlen. In dem Genre sticht es absolut aus der Masse hervor. Alles Liebe. Janika
Campus Love: Kayla & Jason von Katharina Mittmann – Buch & Gewitter
[…] Janika von Zeilenwanderer […]
Yvonne
Liebe Janika, tolle Rezension! Ich habe das Buch gestern beendet und fand es ebenfalls toll. Ich kann dir in allen Punkten nur zustimmen! Liebe Grüße Yvonne
Janika
to Yvonne
Liebe Yvonne, vielen Dank für deine lieben Worte. Es freut mich sehr zu hören! Das Buch ist aber auch wirklich ein Traum! Alles Liebe. Janika
Artmonalisa
Liebe Janika, danke für die ausführliche Buchbesprechung ? Du hast mich überzeugt: ich habe das Buch gerade gekauft :) Bin sehr gespannt wie es ist! Ganz liebe Grüße, Alisa
Janika
to Artmonalisa
Liebe Alisa, hach, das freut mich sehr, dass du sogar zum Buch gegriffen hast. Ich bin ganz gespannt auf deine Meinung, mich konnte es wirklich vollkommen überzeugen. Alles Liebe. Janika